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01.05.2014

Die Wichtigkeit von Gebet und Fasten im christlichen Leben

Wer das „Buch der Wahrheit“ liest und daher weiß, was auf die Welt zukommt, und seinen Glauben liebt und lebt, der wird Gebet und Fasten einsetzen, um die angekündigten Katastrophen und Kriege zu mildern oder gar zu verhindern. Die folgenden biblischen Geschichten einschließlich Erklärungen zeigen dem Leser, welch große Waffen Gebet und Fasten wirklich sind.

Entnommen: „Geheimnisse eines Gebetskämpfers“, Derek Prince, IBL Deutschland, 3. Auflage März 2014.

Esra

Esra führte eine Gruppe von Leuten aus dem Exil in Babylon zurück in die Stadt Jerusalem. Dies bedeutete, dass sie eine mehrmonatige Reise auf sich nehmen müssten, die durch ein Land führen würde, wo es vor Straßenräubern und feindlichen Stämmen nur so wimmelte. Sie hatten ihre Frauen und Kinder dabei und — ­was für orthodoxe Juden sogar noch wichtiger war — alle heiligen Geräte des Tempels, die bei der Gefangennahme nach Babylon gebracht worden waren.

Wenn man jemandem Zeugnis gibt, hat dies zur Folge, dass man auch seinem eigenen Zeugnis entsprechend leben muss; das ist ein guter Grund, Zeugnis zu geben. Esra hatte vor dem persischen König kühn bezeugt: „Unser Gott kümmert sich um seine Diener. Gott ist jeder Situation, jeder Gefahr und jeder Notlage gewachsen.“ Doch nun stand diese gefährliche Reise bevor und er dachte: „Ich kann doch jetzt nicht zum König zurückgehen und sagen, dass wir Angst haben, und um Soldaten und Reiter bitten, die uns begleiten. Das würde mein ganzes Zeugnis zunichte machen. Was sollen wir nur tun?“

Esra hatte die Wahl, ob er die Situation fleischlich oder geistlich anpacken würde. Der fleischliche Weg würde darin bestehen, sich auf Soldaten und Reiter zu verlassen; für diese Option hatte er sich allerdings den Weg verbaut. Es blieb ihm nur eine Alternative, nämlich die geistliche Variante. Wie sah sie aus? Gebet und Fasten.

Und ich rief dort, am Fluss Ahawa, ein Fasten aus, damit wir uns vor unserem Gott demütigten, um von ihm einen geebneten Weg zu erbitten für uns und für unsere Kinder und für alle unsere Habe. Denn ich hatte mich geschämt, vom König Soldaten und Pferde zu unserer Unterstützung gegen den Feind auf dem Weg zu erbitten. Wir hatten nämlich zum König gesagt: die Hand unseres Gottes ist zum Guten über allen, die ihn suchen, aber seine Macht und sein Zorn sind gegen alle, die ihn verlassen. Und so fasteten wir und suchten in dieser Sache Hilfe von unserem Gott, und er ließ sich von uns erbitten.“ (Esra 8,21-23)

Gott erhörte ihr Gebet. Die Kraft des Betens und Fastens band jeden Räuber, jeden Wegelagerer, jeden feindseligen Stammeskämpfer, jede Art von Epidemie und Krankheit, die unterwegs auf sie gewartet hatte. Sie bewältigten die Reise in Frieden und Sicherheit, ohne auch nur ein einziges Mitglied ihrer Gruppe zu verlieren und es fehlte auch keines der Tempelgefäße.

Das ist eine der großen Lektionen der Bibel: Wenn Sie die Schlacht im geistlichen Bereich gewinnen, dann haben Sie sie gewonnen. Punkt. Deshalb ist die Bibel für unsere Zeit so relevant. Alle Menschen suchen Lösungen für politische, soziale und wirtschaftliche Probleme. 'Wenn eine Nation durch Gebet und Fasten im geistlichen Bereich den Sieg erringt, wird sich das zwangsläufig auf alle menschlichen Bereiche auswirken. Gewinnen Sie beispielsweise die Schlacht im geistlichen Bereich über der amerikanischen Hauptstadt Washington, werden Sie mit ansehen können, wie sich dadurch in allen wirtschaftlichen, politischen und sozialen Problemen das Blatt wendet.

Nehemia

Auch Nehemia, nach dem ein Buch der Bibel benannt ist, war in den Wiederherstellungs­prozess involviert. Er hörte, was Brüder zu ihm sagten: „Und sie sagten zu mir: Die Übriggebliebenen, die von den Gefangenen dort in der Provinz übrig geblieben sind, leben in großem Unglück und in Schmach. Und die Mauer von Jerusalem ist niedergerissen, und seine Tore sind mit Feuer verbrannt“ (Neh 1,3).

Der nächste Vers schildert Nehemias Reaktion darauf: „Und es geschah, als ich diese Worte hörte, setzte ich mich hin, weinte und trauerte tagelang. Und ich fastete und betete vor dem Gott des Himmels“ (V.4).

Nehemia lernte das Geheimnis. Der Weg war verschlossen; die Situation war aussichtslos. Er fastete und betete und Gott bahnte den Weg — aber nicht nur für Nehemia selbst. Der Herr sorgte auch dafür, dass ihm vom König die volle Autorität übertragen und alles, was notwendig war, gegeben wurde, um die Stadt Jerusalem wieder aufzubauen. All das geschah durch Gebet und Fasten.

Ester

Im 4. Kapitel des Buchs Ester wird die größte Krise geschildert, mit der es das jüdische Volk in seiner gesamten Geschichte bis auf den heutigen Tag zu tun hatte; die Situation war noch schlimmer als das Leid, dass Adolf Hitler über sie brachte. Hitler hatte Gewalt über ein Drittel aller Juden, der persische König dagegen über die gesamte jüdische Nation.

Niederträchtige Männer, die Haman unterstanden — Haman war Satans Ankläger gegen die Juden und ein hoher Beamter des Königs -, hatten Zugang zum König bekommen und ein Dekret erwirkt, dem zufolge alle Juden in den Provinzen des Königreichs Persien an einem bestimmten Tag ausgerottet werden sollten.

Das jüdische Purimfest geht auf das Buch Ester zurück: „Purim“ stammt vom hebräischen Wort für „Los“. Dieses Fest wird so genannt, weil Haman ein ganzes Jahr lang das Los warf, um den richtigen Tag für die Ausrottung der Juden herauszufinden. Dass er das Los warf, zeigt, dass er in dieser Sache eine geistliche Angelegenheit sah und sich um übernatürliche Führung bemühte. Außerdem hatte er noch Weise bzw. Zauberer, die ihn berieten. Gottlose Menschen schlagen sehr oft diesen Weg ein, sobald ihnen bewusst wird, dass sie Weisheit brauchen, die über den natürlichen Bereich hinausgeht. Dann wenden sie sich satanisch-übernatürlichen Quellen zu, um Rat zu bekommen.

Es war demnach ein geistlicher Konflikt zwischen den Mächten des Lichts und den Mächten der Finsternis, zwischen der Kraft des Heiligen Geistes und der Kraft Satans. Beide hatten ihre Vertreter und Bevollmächtigten direkt vor Ort. Die von Haman heraufbeschworene übernatürliche Kraft Satans wurde durch die von Ester hervorgerufene übernatürliche Kraft Gottes gekontert. Als Ester hörte, was geplant war, sagte sie zu ihrem Onkel Mordechai: „Geh hin, versammle alle Juden, die sich in Susa befinden! Und fastet um meinetwillen und esst nicht und trinkt nicht drei Tage lang, Nacht und Tag! Auch ich selbst werde mit meinen Dienerinnen ebenso fasten. Und sodann will ich zum König hineingehen, obwohl es nicht nach dem Gesetz ist. Und wenn ich umkomme, so komme ich um!“ (Ester 4.16)

Am vierten Tag legte Ester ihre königlichen Kleider an. ging an den Hof des Königs und fand Gunst in dessen Augen. Er streckte sein goldenes Zepter aus und sagte: „Was -wünschst du, Königin Ester?“

Aus der geplanten Ausrottung des Volkes Gottes wurde dessen größter und herrlichster Erfolg in den Annalen des persischen Weltreichs. Israel wurde errettet und Haman wurde gehängt. Warum änderte sich die gesamte Situation in militärischer wie in politischer Hinsicht? Weil Ester, ihre Dienerinnen und die Juden gebetet und gefastet hatten.

Vier Prinzipien im Zusammenhang mit Fasten

Das Wort Gottes offenbart grundlegende Prinzipien im Zusammenhang mit Fasten. Im Folgenden sollen vier davon näher untersucht werden: sich selbst verleugnen, sich demütigen, die richtigen Prioritäten setzen und von Gott abhängig sein.

Sich selbst verleugnen

Jesus sagt in Matthäus 16,24: „Wenn jemand mir nachkommen will, verleugne er sich selbst und nehme sein Kreuz auf und folge mir nach.“ Fasten heißt, dass man das eigene rebellische Ego verleugnet. „Verleugnen“ heißt im Grunde nichts anderes als „Nein sagen“. Ihr Bauch sagt: „Ich will“, aber Sie sagen zu Ihrem Bauch: „Du diktierst mir gar nichts!“„

Paulus sagt in 1. Korinther 9,27: „Ich zerschlage meinen Leib und knechte ihn, damit ich nicht, nachdem ich anderen gepredigt, selbst verwerflich werde.“

Er sagt, dass alle, die in athletischen Wettbewerben ganz vorne mit dabei sein wollen, in allen Dingen Mäßigung und Selbstkontrolle üben (vgl. V.25). Wie viel mehr sollte das für uns gelten, die siegreich aus dem geistlichen Konflikt hervorgehen wollen? Ein Athlet achtet ganz genau darauf, was er isst und wie viel er schläft. Er achtet außerdem auf seine innere Einstellung, weil sie Auswirkungen darauf hat, wie hoch seine Chancen auf Erfolg sind. Wie viel mehr sollten wir Christen dafür sorgen, dass wir unseren Körper unter Kontrolle haben!

Vor etlichen Jahren sagte Gott zu mir: „Wenn du weiter vorwärts gehen möchtest, musst du zwei Bedingungen erfüllen. Die erste Bedingung lautet: Jeder Fortschritt kommt aus Glauben. Wenn du nicht bereit bist, im Glauben vorwärts zu gehen, kannst du gar nicht vorwärts gehen. Die zweite Bedingung lautet: Wenn du den Dienst tun möchtest, den ich für dich habe, brauchst du einen starken, gesunden Körper, aber du wirst allmählich zu schwer. Unternimm etwas dagegen.“

Genau das hat Gott zu mir gesagt. Glauben Sie mir: In den Jahren, die seither vergangen sind, bin ich zu der Erkenntnis gelangt, dass ich tatsächlich einen starken, gesunden Körper brauche. Ich tue, was in meiner Macht steht, um geistlich, mental und körperlich fit zu bleiben, denn der Berufung Gottes auf meinem Leben gerecht zu werden ist mir wichtiger als alles andere.

Sich demütigen

Wer fastet. demütigt sich. Im Zusammenhang mit 2. Chronik 7,14 sprachen wir bereits über Demut, denn dort heißt es: „Wenn mein Volk, über dem mein Name ausgerufen ist, [sich] demütigt ...“

Wie demütigt man sich? David schreibt darüber in zwei seiner Psalmen, nämlich in Psalm 35,13 und 69,10. In beiden sagt er: „Ich demütigte meine Seele mit Fasten“ (wörtl. a. d. Engl.). Manche Leute beten: „Gott, mach mich demütig“, aber das ist kein biblisches Gebet. Gott sagt vielmehr: „Demütige dich!“ Er kann Sie demütigen und vielleicht muss er das auch tun, aber der einzige Mensch, der Sie demütig machen kann, dass sind Sie selbst. Und eine gute Möglichkeit, wie Sie Ihre Seele demütig machen können, ist Fasten.

Die richtigen Prioritäten setzen

Mit Fasten untermauert man die richtigen Prioritäten. Wir zitierten bereits die Aufforderung Jesu: „Trachtet aber zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit!“ (Mt 6,33) Bei vielen Leuten kommt das Trachten nach dem Reich Gottes erst an zweiter, dritter oder vierter Stelle in ihrem Leben. Dadurch verlieren diese Verheißungen ihre Gültigkeit. Wir brauchen die richtigen Prioritäten. Fasten ist eine Möglichkeit, geistlichen Dingen oberste Priorität einzuräumen und Vorrang zu geben.

Von Gott abhängig sein

Fasten demonstriert zudem unsere Abhängigkeit von Gott. Wenn wir fasten, sagen wir damit zu Gott: „Gott, ich habe keine Lösung. Ich schaff es nicht. Ich richte meinen Blick auf dich.“ Wir erkennen dadurch unsere Abhängigkeit von Gott an, was ein göttliches Eingreifen nach sich zieht. Die Bibel liefert zahllose Beispiele, die belegen, dass Gott zugunsten seines Volkes eingreift, wenn es in dieser Weise seine Bedingungen erfüllt.

„Wenn“; nicht „falls“

Mitten in der Bergpredigt sagt Jesus: „Wenn ihr aber fastet...“ (Mt 6,16). Er sagt nicht: „Falls...“, denn dadurch bliebe ja die Option, ob wir nun fasten wollen oder nicht. Er sagt: „Wenn…“ Er geht ganz selbstverständlich davon aus, dass wir fasten. Derselbe Sprachgebrauch findet sich in dieser Passage auch im Hinblick auf zwei andere Dinge: den Armen geben (V.3) und beten (V.5). Jedes Mal heißt es „wenn“ und nicht „falls“. Ist es eine Christenpflicht, den Armen zu geben? Ist es eine Christenpflicht zu beten? Dann muss es auch eine Christenpflicht sein zu fasten.

Manche Leute zitieren die Worte Jesu aus Markus 2,18, um zu beweisen, dass wir gar nicht fasten müssten. Jesus war gefragt worden, warum die Pharisäer fasten und auch die Jünger des Johannes, seine Jünger jedoch nicht, woraufhin der Herr sagte:

„Und Jesus sprach zu ihnen: Können etwa die Hochzeitsgäste fasten, während der Bräutigam bei ihnen ist? Solange sie den Bräutigam bei sich haben, können sie nicht fasten. Es werden aber Tage kommen, da der Bräutigam von ihnen weggenommen sein wird, und dann, an jenem Tag, werden sie fasten.“ (Mk 2,19-20)

Ich verstehe dieses Gleichnis so: Die Hochzeitsgäste sind die Jünger Jesu. Der Bräutigam ist Jesus selbst. Während der Bräutigam persönlich auf Erden anwesend war, fasteten seine Jünger nicht. Doch Jesus sagte, es werde eine Zeit kommen, in der der Bräutigam von ihnen weggenommen werden würde und in diesen Tagen würden sie fasten.

Fragen wir uns: Ist der Bräutigam jetzt physisch unter uns anwesend? Oder ist er abwesend und wir warten auf seine Rückkehr? Wir warten auf seine Rückkehr! Er ist von uns weggenommen worden und wir werden fasten, wenn wir seine Jünger sind. Wenn wir nicht fasten, fehlt uns ein Charakteristikum wahrer Jüngerschaft.

Unsere Vorbilder

Jesus selbst fastete (vgl. Mt 4,1-2). Fünf Propheten und Lehrer der Gemeinde zu Antiochia fasteten und warteten in der Öffentlichkeit gemeinsam auf Gott (vgl. Apg 13,1-2). Gott sprach zu ihnen und sagte, sie sollten Barnabas und Saulus (d.h. Paulus) aussenden. Sie fasteten und beteten noch einmal und sandten sie dann aus (V.3). Saulus und Barnabas trafen auf ihrer ersten Missionsreise Leute, die sie zurückgelassen hatten, und „beteten mit Fasten“ (Apg 14,23). Jede einzelne der neutestamentlichen Gemeinden wurde durch öffentliches Gebet und Fasten ins Leben gerufen. Paulus fastete oft. Fasten war etwas, wodurch er sich als Diener Christi empfahl (vgl. 2. Kor 6.4-5: 11.27).

Gott hat uns gezeigt. welche Kraft im Fasten liegt, wenn wir wollen, dass unsere Gebete erhört werden — nicht zuletzt unsere Gebete für seine Gemeinde in der Endzeit. Seine Gnade und Treue lösen eine Reaktion unseres freien Willens aus, zu ihm zurückzukehren und ihn zu suchen. Wenden wir uns ihm mit ganz neuer Ernsthaftigkeit und neuem Eifer zu, mit neuem Vertrauen und Glauben, um zu sehen, wie seine Absichten Realität werden.