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30.10.2014

die Lectio Devina

Die Lectio divina ist eine Methode der meditierenden und betenden Lesung der Bibel. Bereits die Wüstenväter übten diese Art des Schriftgebets, bei der ein Vers aus Bibel immer wieder wiederholt wird. Eine systematische Darstellung der Methode der lectio divina gibt der Kartäusermönch Guigo II. († 1193) in seiner Schrift Scala claustralium (vor 1150). Er bezeichnet die lectio divina als „Leiter der Mönche zu Gott“ und unterscheidet vier Stufen:

lectio (Lesung): Die aufmerksame Lesung eines Abschnitts aus der Bibel.

meditatio (Meditation): Aus dem Abschnitt wählt der Beter sich einen Vers aus, der ihn besonders anspricht. Diesen Vers wiederholt er immer wieder und meditiert über ihn.

oratio (Gebet): Die Lesung ist das Vernehmen des Wortes Gottes, die Meditation das Nachdenken darüber. Im Gebet folgt die Antwort auf die Anrede Gottes.

contemplatio (Kontemplation): Das Verweilen im Dialog mit Gott mündet idealerweise in die kontemplative Gemeinschaft mit Gott.

Bis in die jüngste Zeit hinein wurde die lectio divina im katholischen Bereich fast ausschließlich in den Klöstern geübt. Nicht zuletzt durch das Zweite Vatikanische Konzil, dass die Bedeutung des Wortes Gottes im geistlichen Leben der Gläubigen betonte, entdeckten viele Christen auch außerhalb der Klöster die lectio divina für sich. Papst Benedikt XVI. empfielt die lectio divina und hofft, dass sie einen neuen geistlichen Frühling in der Kirche bewirkt (vgl. http://www.kath.net/news/11523. In: kath.net vom 20.09.2005).