Wer war Pater Pio?

Zum Download der vollständigen Texte bitte hier klicken.

Am 25. Mai 1887 regnet es heftig in Pietrelcina, einem Ort in der süditalienischen Provinz Benevent. Der Frühling hat sich verspätet. Trotzdem herrscht im Haus Nummer 27, an der Vico Stor-to Valla, freudige Stimmung. Die Eheleute Guiseppa de Nunzio und Grazio Forgiano halten ihr soeben geborenes jüngstes von acht Kindern in den Armen. Es ist ein Junge, und er wird schon am nächsten Morgen in der Kirche Santa Maria degli Angeli auf den Namen des heiligen Franz von Assisi getauft werden. Noch ahnt niemand in dem abgelegenen Dorf, daß den armseligen Bauersleuten Guiseppa und Grazio, die nicht einmal des Lesens und Schreibens mächtig sind, ein Sohn geschenkt wurde, vom dem in wenigen Jahrzehnten die ganze Welt sprechen wird.

Pater Pio ist geboren. Sein Weg scheint vorgezeichnet. Schon als Kind liebt er das Gebet, malt Kreuze auf den Boden, weiht sich dem heiligen Franziskus. Mit sieben Jahren wird er zum Schaf- und Ziegenhüten weggeschickt. Doch bald schon darf er bei einem Lehrer Unterricht nehmen. Denn seine Berufung ist klar erkennbar. Noch nicht 16 Jahre alt, tritt er am 6. Januar 1903 ins Noviziat der heimatlichen Kapuziner ein. Fortan führt er den Namen Fra Pio. Immer ist er kränklich. Er leidet viel. Trotzdem führt er ein asketisches Leben, verrichtet seine theologischen Studien und kann am 10. August 1910 im Dom von Benevent zum Priester geweiht werden.

1916 darf Pater Pio auf eigenen Wunsch hin in das Kapuzinerkloster von San Giovanni Rotondo, einem bis dahin ziemlich verfallenen Gebäude, übersiedeln. Hier in der Einsamkeit des Gargano, 557 Meter über dem Meeresspiegel und umgeben von nur wenigen kleinen Bauerndörfern, beginnt das große Wunder dieses Gottesmannes. 

Die Wundmale Christi

Es geschieht im Chor des Klosters Santa Maria delle Grazie in San Giovanni Rotondo. Wir schreiben den 20. September 1918, Freitag vor dem Fest des Heiligen Matthäus. Pater Pio befindet sich allein in der Kirche, betet inbrünstig und blickt auf das Kreuz. Plötzlich hat er hat eine Vision: Eine mysteriöse Gestalt, ans Kreuz geschlagen, erschreckt ihn. "Ich wäre gestorben, wenn der Herr nicht eingegriffen hätte, um mein Herz zu stützen, das mir aus der Brust zu springen schien", so Pater Pio selbst darüber. Als sich die Erscheinung auflöst, bemerkt er, daß seine Hände, seine Füße und seine Seite durchbohrt sind und Blut heraussickert. Ein Mönch findet den Stigmatisierten im Chor ausgestreckt auf dem Boden liegend. Man bringt ihn in seine Zelle. Die Oberen werden verständigt. Für Pater Pio beginnt eine schwere Zeit. In einem Brief, den er vier Wochen nach dem Ereignis an seinen Beichtvater, Pater Benedetto von San Marco in Lamis schreibt, berichtet er: "Stell Dir die Qual vor, die ich dabei erlitt und die ich andauernd empfinde, fast alle Tage. Die Wunde am Herzen blutet ständig, besonders von Donnerstagabend bis Samstag". Er bittet Gott, diese Zeichen von ihm zu nehmen, doch die Wundmale Christi bleiben ihm zeit lebens. Zu den Schmerzen um die Wunden kommen die zahllosen kirchlich angeordneten medizinischen Untersuchungen und viele Verleumdungen, er sei ein Schwindler, ein Hysteriker. Der Orden möchte die Geschehnisse geheimhalten. Doch die Nachricht von dem Pater mit den Wundmalen Christi verbreitet sich in Windeseile. Schon wenige Wochen später strömen erste Pilger nach San Giovanni Rotondo, um den "heiligen Pater" zu sehen. Ein Pilgerstrom der ständig wächst und bis heute nicht mehr abgebrochen ist. 

Messe - Kommunion - Segen

Bald spüren die Pilger die "Heiligkeit" dieses Mönches auch im Gottesdienst. Während der heiligen Messe, scheint er dieser Welt entrückt; jeder Augenblick der Feier wird zu einem Hauch von Ewigkeit. Die heilige Kommunion, der Leib Christi, keiner reicht ihn ehrwürdiger als Pater Pio. Besondere Verehrung schenkt er der Muttergottes. Heilige und Schutzengel gehören wie selbstverständlich zu seiner Lebenswelt. Der stigmatisierte Mönch ist ein durch und durch mystischer Mensch. Und doch kümmert er sich auch um das Wohl der Menschen. Von den Spenden, die ihm die frommen Pilger bringen, läßt er eines der modernsten Krankenhäuser Süditaliens bauen, das "Haus zur Linderung der Leiden". Pater Pio wird für viele zum Scheidepunkt ihres Lebens: An ihm lernen sie wieder glauben. Obwohl er die Gebote Gottes bisweilen in barschem Ton einfordert, strömen doch Tausende und Abertausende zu ihm in den Beichstuhl. Er gilt als "Apostel des Beichtstuhls". Mit übernatürlichem Seelenblick empfängt er die Beichtenden. Wer Sünden verschweigt, wer heuchelt oder ihn nur auf die Probe stellen möchte, den jagt er hinaus ... bis dieser wiederkommt, reumütig und bereit, wirkliche Versöhnung mit Gott zu suchen. Täglich spendet Pater Pio, der selbst vielen teuflischen Anfeindungen ausgesetzt ist, priesterlichen Segen. Menschenmassen warten auf seinen Beistand, versprechen sich davon Heilung ihrer leiblichen und seelischen Krankheiten. Viele versuchen, sein Gewand zu berühren oder in seiner Wundmale getränkte Tüchlein zu ergattern. Dem Mönch freilich ist der Rummel um seine Person zuwider. Er möchte nur Werkzeug Gottes sein. Da er es aber so erfolgreich wie kein zweiter seiner Zeit ist, treten Neider und Mißgünstlinge auf. Selbst von Rom wird der Pater während mehrerer Jahre mit Sanktionen belegt. Gehorsam erträgt er die Auflagen, wohlwissend, daß all dies "Gottes Wille" ist. 

Die Wunder

Gläubige, die aus aller Herren Länder nach San Giovanni reisen, berichten von wundersamen Heilungen und Geschehnissen durch Pater Pio. Etwa Giuseppe Carlotti, damals Sekretär der Vatikanischen Museen. Sein Vater leidet an einer unheilbaren Herzerkrankung. In seiner Not reist Carlotti zu Pater Pio. Der schickt ihn nach Hause zurück mit der Ermunterung:

"Machen Sie sich keine Sorgen!" Zu Hause angekommen, ist der Vater geheilt.

Auch die Fähigkeit der Bilokation -gleichzeitig an zwei Orten sein zu können - wird von dem Ordensmann mehrfach bezeugt. Seine prophetische Gabe ist legendär. Selbst Papst Johannes Paul II. soll bei einem Besuch in San Giovanni Rotonda 1947 eine einschlägige Erfahrung gemacht haben: Pater Pio prophezeit dem damals noch jungen polnischen Priester sowohl die Wahl zum Oberhaupt der katholischen Kirche als auch das Attentat von 1981. Die Berichte über Wundertaten durch den Mönch vom Gargano nehmen ständig zu und in gleichem Maße der Pilgerstrom. Doch Pater Pio will weder Verehrung, noch den Anstrom von Wundersüchtigen und Neugierigen.  Er sucht Gläubige, Menschen,   die  bereit  sind  dem Evangelium zu folgen. So gründet er viele Gebets-Gemeinschaften und      nimmt Menschen, die, "den Willen Gottes" zu erfüllen trachten, als  seine "geistlichen Kinder"     an.

Täglich betet der Gottesmann für jeden einzelnen von ihnen und segnet sie. Als Pater Pio am 20. September 1968 81jährig stirbt, läßt er über zwölf Millionen "geistliche Kinder" zurück. Doch er verspricht allen, auch vom Himmel aus für sie zu bitten.

Rasch erkennt die Kirche, daß Pater Pio aus Pietrelcina ein wahren Gottesmann gewesen ist und ein Segen für die Kirche. Viele Menschen führte  dieser einfache   Mann   kraft   seiner Gottesnähe auf den Weg des Glaubens und zur Kirche zurück. Sie leitet den Seligsprechungsprozess ein. Am 18. Dezember 1997 erklärt der Heilige Stuhl Pater Pio aus Pietrelcina zum "Ehrwürdigen Diener Gottes" - eine Vorstufe der Seligsprechung. 

Worte Padre Pios

·        Wer Bücher liest/ der sucht Gott/ wer aber betet und betrachtet, der findet ihn.

·        Das Gebet ist die beste Waffe. Es ist ein Schlüssel, der das Herz Gottes öffnet.

·        Der Angelpunkt der Vollkommenheit ist die Liebe. Jener/ der aus der Liebe lebt/ lebt in Gott; denn Gott ist die Liebe/ wie der heilige Apostel Johannes sagt.

·        Liebe Jesus. Habe keine Furcht! Hättest du auch alle Sünden dieser Welt begangen, Jesus wiederholt dir die Worte: Dir sind viele Sünden vergeben/ weil Du viel geliebt hast.

·        Bedenke/ daß der Teufel nur eine Tür zum Eintritt in unsere Seele hat: den Willen. Geheime und verborgene Türen gibt es nicht.

·        Ach, könnte ich doch den Schmerz vom Antlitz der Erde nehmen! Aber wer bin ich, daß ich tun will, was Gott nicht tut?

·        Demut und Liebe sind das Tragwerk; alle anderen Tugenden hängen von diesen ab. Die eine ist die unterste/ die andere die oberste: Die Festigkeit des ganzen Gebäudes hangt vom Fundament und vom Dach ab.

·        Ich gebe dem kein Bonbon/ der ein Abfuhrmittel braucht.

·        Habe Mut! Wer ist denn ohne Fehler? Mit gutem Willen kannst du dich allmählich bessern.

·        Lernt euere Fehler hassen. Aber in friedlichem Haß. 

Träger der Wundmale Christi

Der Gottesmann trug 50 Jahre die Wundmale Christi

Als Pater Pio vor 80 Jahren, in der Nacht des 20. Septembers 1918, die sichtbaren Wundmale (Stigmata) Christi an Händen, Füßen und der Seite empfing, begann für ihn ein wahrer Kreuzweg. Nicht nur an den Schmerzen dieser Wunden litt Pater Pater Pio 50 Jahre lang entsetzlich; auch an gemeinen Verleumdungen, er wäre nur ein Schwindler. Dabei bestätigte die Wissenschaft und Medizin nach zahllosen eingehenden und oft quälenden Untersuchungen unzweideutig die Echtheit seiner Wunden.

Pater Pio ist der erste Priester, der die Wundmale Christi empfing. Er steht dabei in einer Reihe großer Heiliger. Der Ordengründer Franz von Assisi und die Kirchenlehrerinnen Katharina von Siena und Teresia von Avila sind die bekanntesten Vorgänger seiner Begnadung. Im Laufe der Geschichte gab es noch weit über einhundert andere Stigmatisierte, deren Wundmale jedoch von der Kirche offiziell (noch) nicht anerkannt sind. Die Kirche bestätigt zwar das Phänomen von Stigmata, erhebt es aber nicht zum Glaubenssatz. 

Erlebnisse mit Pater Pio

Bei einem Ehepaar, das schon lange auf die Erfüllung ihres Kinderwunsches wartete, stellte der Arzt am 23. März 1989 endlich eine Schwangerschaft der Frau fest. Doch schon wenige Tage später traten Komplikationen auf. Der Arzt konnte schließlich auf dem Ultraschall das Kind nicht mehr finden und mußte erklären: "Ich gebe dieser Schwangerschaft keine Chance mehr!". Große Trauer erfaßte die Eltern. Der Mann ging zur Ostermesse und betete ganz intensiv zu Pater Pio, daß er doch eingreife. Im April ließen sich die Eheleute zu einem Besuch bei einer Naturheilerin überreden. Doch auch die sagte mit Bestimmtheit, die Frau sei nicht mehr schwanger. Trotzdem nahmen die Eltern eine Nachuntersuchung am 12. Mai beim Gynäkologen wahr. "Welch ein Wunder, welche Freude! Auf dem Ultraschallbild war es ganz deutlich wieder zu erkennen, unser Kind!", berichtet der Vater. Und weiter: "Im November 1989 erblickte unsere Franziska Maria Pia das Licht der Welt. Wir danken Gott und dem hochverehrten Pater Pio von ganzem Herzen!" 

Ein Priester aus Südamerika wurde ins Kloster nach San Giovanni Rotondo versetzt. Dort bat er Pater Pio, wenn sein Vater einmal sterben müsse, möge er diesem doch beistehen.

Eines Tages sagte Pater Pio zu dem Priester: "Soeben ist ihr Vater in den Himmel eingegangen." Der Priester erwiderte: "Das kann doch nicht sein, er ist weder krank noch besonders alt." Kurze Zeit später jedoch kam ein Telegramm von seinen Schwestern aus Südamerika: "Vater gestorben, Brief folgt!" In dem Brief berichteten die Angehörigen, daß sich ihr Vater an jenem Morgen nicht wohl fühlte und länger im Bett blieb. Als eine Tochter nachsah, wie es dem Vater ging, sah sie, daß ein Pater in seinem Zimmer war und ihm die Sakramente spendete. Daraufhin lief sie zu ihrer Schwester und beklagte sich, weshalb man ihr nicht gesagt habe, daß bereits ein Pater zur Spendung der letzten Ölung gerufen wurde. Doch auch die Schwester wußte von nichts. Rasch gingen sie zusammen in das Zimmer des Vaters. Dort fanden sie jedoch nur noch den toten Vater vor. Als der Priester diesen Brief las, dachte er sofort: Dieser Pater, der bei meinem Vater war, das kann nur Pater Pio gewesen sein. Er schickte seinen Schwestern ein Foto von Pater Pio, und sie erkannten in ihm den Geistlichen, der beim sterbenden Vater war. 

Im Jahre 1958 verschwand ein junger Mann aus Bozen plötzlich spurlos. Die verzweifelten Eltern beteten Tag und Nacht um die Hilfe des Himmels. Aber der Sohn tauchte trotz polizeilicher Suche nicht mehr auf. Nach fünf Tagen sah die Mutter im Traum einen alten Kapuzinerpater, der zu ihr sagte: "Dein Sohn lebt. Geh auf das Feld hinaus, dort befindet sich Dein Sohn. Er ist in großer Not. Sofort stand die Frau auf und ging mir ihrem Mann das Feld ab. In einer Mulde vernahmen sie klägliche Geräusche. Bei näherem Hinsehen fanden sie dort ihren völlig entkräfteten Sohn. Er war überfallen, gefesselt und liegengelassen worden. Zum Dank für die Rettung machte die Familie eine Wallfahrt zum Berg des Hl. Erzengels Michael im Gargano. Dort hörten sie, daß nur wenige Kilomenter entfernt, ein heiligmäßiger Kapuzinermönch, eben Pater Pio lebe. Sie fuhren zu ihm hin. Und als sie dort waren und Pater Pio sahen, erkannte die Mutter darin jenen Mönch wieder, der ihr im Traum erschienen war. 

Die alte Mutter von Giorgio Bernucci, einem römischen Redakteur, hatte eine Thrombose bekommen. Die Ärzte gaben sie auf. Ein Kollege Bernuccis, Mario Cinelli, bot sich an, nach San Giovanni Rotondo zu reisen, um einen besonderen Segen für Bernuccis Mutter zu erbitten. In San Giovanni Rotondo versprach Pater Pio Cinelli für die Mutter seines Freundes zu beten. Von diesem Tag an ging es Frau Bernucci besser und schon in wenigen Wochen war sie wieder ganz gesund. 

Eine der bekanntesten durch Pater Pio erwirkten Heilungen ist die des sizilianischen Mädchens Gemma di Giorgi. Diese Heilung gilt als anhaltendes Wunder. Das Kind wurde ohne Pupillen geboren und konnte so nie sehen. In ihrer Verzweiflung fuhr die Großmutter mit dem Kind zu Pater Pio. Und der versprach: "Ich sage Dir, Deine Enkelin wird wieder sehen!" Seither kann Gemma die Giorgio aus Ribera (Agrigento) sehen, obwohl sie nach wie vor keine Pupillen besitzt und es unter diesen Voraussetzungen eigentlich absolut unmöglich ist. 

„Pater Pio wollte diesen Film“

Dem Schweizer Pfarrer und Filmemacher Hans Buschor verdankt die Nachwelt zahlreiche historische Filmaufnahmen von Pater Pio. Buschor drehte 1968 den weltweit verbreiteten Dokumentarfilm "Pater Pio - Vater von Millionen". Unser Redakteur Bernhard Müller fragte ihn, wie der Film entstand und wie es dazu kam, daß darin die letzte Heilige Messe mit Pater Pio aufgezeichnet ist. 

PUR: Wann haben Sie Pater Pio zum ersten Mal getroffen?

Pfr. Hans Buschor: 1964 fuhr ich erstmals nach San Giovanni Rotondo und durfte erfahren, daß man nirgendwo auf der Welt die Feier der Hl. Messe so tief miterleben kann, wie bei Pater Pio. Das war zu einer Zeit, als ich beim Schweizer Fernsehen arbeitete. Als ich 1967 wieder in Italien war und sah, daß Pater Pio ziemlich krank war, entschloß ich mich, einen Film über ihn zu machen.

PUR: War es schwierig in San Giovanni zu drehen?

Pfr. Hans Buschor: Man kann sich das gar nicht vorstellen, wie schwierig es war, Aufnahmen von Pater Pio zu bekommen. Wir mußten x-mal zum Pater Guardian, bis wir ihn überhaupt einmal antreffen konnten, um nach einer Drehgenehmigung zu fragen. Und die dann zu bekommen, schien zunächst fast aussichtslos.

PUR: Wann konnten Sie Ihre ersten Aufnahmen machen?

Pfr. Hans Buschor: Am 20. Juli 1968 war ich mit meinem Team in San Giovanni Rotondo eingetroffen, und erst am 10. August durften wir nach langem Bitten und Warten eine Hl. Messe mit Pater Pio filmen. Wir hatten damals kein besonders großes Budget - es war lange vor der modernen Videozeit und das Filmmaterial war sehr teuer. Während der langen Wartezeit hatten wir Aufnahmen der umliegenden Umgebung gemacht, die wir für den Film benötigten. So hatten wir zur Pater-Pio-Messe nur noch 120 Meter Filmmaterial, was nicht ausreichte. Wir baten deshalb Pater Guardian, ein weiteres Mal drehen zu dürfen. Er vertröstete uns auf Weihnachten und erlaubte uns auch nicht eine Audienz mit Pater Pio zu filmen.

PUR: Wie lange blieben Sie in San Giovanni Rotondo?

Pfr. Hans Buschor: Wir blieben etwa fünf Wochen. Danach fuhren wir zurück. Ich besorgte neues Material und weitere Leute zur Verstärkung unseres Teams.

PUR: Wann kehrten Sie nach Italien zurück?

Pfr. Hans Buschor: Im September 1968. Fünf Tage vor dem Tod Pater Pios erhielten wir die Mitteilung: Morgen dürft ihr in der alten Sakristei Aufnahmen von ihm machen. Heute ist das Kloster froh, daß diese historischen Aufnahmen einer Audienz mit Pater Pio bestehen.

PUR: Wie kam es dazu, daß Sie ausgerechnet die letzte Hl. Messe mit Pater Pio filmen konnten? Pfr. Hans Buschor: Wir erhielten von Pater Guardian überraschend die Erlaubnis um 5.00 Uhr am Sonntag morgen, den 22. September 1968, ein feierliches Amt mit Pater Pio aufzunehmen. Das war, was damals niemand ahnen konnte, seine letzte Hl. Messe. Die Vorsehung hatte es so gefügt.

PUR: Sind Sie nach diesen Aufnahmen gleich abgereist?

Pfr. Hans Buschor: Nein. Wir wollten am Montagmorgen vor unserer Abreise noch einmal der Messe mit Pater Pio beiwohnen. Da haben wir gemerkt, daß etwas nicht stimmt. Und ein Pater sagte uns schließlich, Pater Pio sei in der vergangenen Nacht gestorben. Wir waren damit das erste Filmteam, daß nach dem Tode Pater Pios vor Ort war. Zum Glück hatten wir auch genügend Filmmaterial, um die ganze Beerdigung aufzunehmen. Ich bin sicher, daß Pater Pio diesen Film wollte, und daß wir deshalb genau zur richtigen Zeit in San Giovanni Rotondo waren.

PUR: Ihr Film über Pater Pio wurde ein weltweiter Erfolg.

Pfr. Hans Buschor: Ja. Er lief zunächst jahrelang in den Kinos. Es gab zusätzlich dutzende 16-mm-Kopien, für ungezählte Vorführungen in kleineren Sälen, Schulen usw. Danach wurden bis heute über 20.000 Videofilme in deutscher Sprache verkauft. Der Film wurde auch auf französisch, englisch, spanisch, polnisch und flämisch übersetzt.

PUR: Wie haben Sie Pater Pio persönlich erlebt?

Pfr. Hans Buschor: Für mich als Priester kann ich sagen: Das Mitfeiern der Hl. Messe mit Pater Pio war ein Erlebnis, das ich vorher und nachher in meinem Leben nicht mehr hatte. Bei einer stillen Hl. Messe, morgens um 5.00 Uhr, bei der nichts gesprochen wurde, habe ich die Nähe Gottes so gespürt, wie niemals sonst. Wenn man Pater Pio begegnete, hatte man irgendwie das Gefühl, vor Gott zu stehen.

PUR: Als Sie diesen außergewöhnlichen "Mann Gottes" auf Zelluloid festhielten, glaubten Sie da wirklich, etwas von dem "Wunderbaren" seines Lebens für die Nachwelt erhalten zu können? Pfr. Hans Buschor: Der Film hat eine Wirkung. Jedesmal wenn er irgendwo gezeigt wird, ist Pater Pio dabei. Nicht das Zelluloid wirkt, aber Pater Pio wird in den Herzen der Menschen gegenwärtig. Für uns ist das ein wichtiges Apostolat. Es kommt nur darauf an, ob die Menschen ihre Herzen öffnen.

PUR: Vielen Dank für das Gespräch! 

Dokumentarfilm von Pfr. Prof. Hans Buschor über das Leben und Wirken des Kapuzinerpaters, der 50 Jahre im Kloster San Giovanni Rotondo/ltalien als Beichtvater, Seelenführer und Mann Gottes wirkte und Millionen Menschen aus aller Welt anzog. Der Film zeigt viele Originalaufnahmen aus seinem Leben, seine letzte heilige Messe und seine Beerdigung. Video, Farbe, 60 Min.

Beziehbar bei Fe-Medienverlag, Fr.-Wirth-Str. 4, D-88353 Kißlegg, Tel. 07563/92006 Fax: 3381