"Verabschiedung"  eines  Priesters

An den österreichischen Provinzial der Steyler Missionare, P. Anton Fencz SVD, ging am 26.7.03 folgender Brief, der bis heute leider ohne Antwort blieb:

Hochwürden, durch Zufall wurde ich gestern, am 25.7.2003, Zeuge, wie Sie anlässlich der Freitag-Abendmesse Ihren bisherigen Mitbruder und bisherigen Pfarrer von Wels Herz-Jesu, P. Johann Bauer SVD "verabschiedeten", der nun, nach 20 Jahren, "einen neuen Lebensabschnitt beginnt". Worin dieser "neue Lebensabschnitt" besteht, wurde die ganze "Feier" über nicht klar. Jedenfalls hatte man zu keinem Zeitpunkt den Eindruck, dass es etwas sein könnte, was nicht in Ordnung wäre. Oder gar, dass der betreffende Priester dabei ist, sein Priesteramt auf den Nagel zu hängen bzw. ein ewiges Gelübde zu brechen. Es war zweifellos eine durch und durch harmonische "Feier". Bemerkenswert war jedenfalls, dass sich Ex-Pfarrer Bauer ausdrücklich bei Bischof Aichern, dem alten und dem neuen Generalvikar sowie Ihnen, P. Provinzial, für das überaus große Verständnis bedankte, das Sie ihm alle entgegenbrachten, nachdem Sie schon längere Zeit über seine "Pläne" informiert waren. Diese Aussage blieb auch von Ihnen unwidersprochen. Der tosende Applaus durch die relativ vielen anwesenden Pfarrangehörigen am Ende der "Feier" gibt nur Zeugnis vom heutigen Zustand der Kirche in unserem Land. Wie Sie, Hochwürden, als Provinzial, eine solche (letzte) Eucharistiefeier in Konzelebration mit einem Priester vor seiner bisherigen Gemeinde feiern können, ist für mich nicht nachvollziehbar. Aber ich bin mir sicher, dass Sie damit dem Priesteramt und der Kirche keinen sehr großen Dienst erweisen. Wenn hier schon jemand einen Anlass zum "Feiern" sieht, kann man so etwas nicht im Pfarrsaal veranstalten???

Hochwürden, eine Frage hätte ich aber doch, die mir dauernd im Kopf umgeht: In Ihrer ausgesprochen wohlwollenden Dankes- und Lobesrede an Ex-Pfarrer Bauer bedankten Sie sich u.a. - keinesfalls ironisch! - ausdrücklich für seine "TREUE". Könnten Sie mich aufklären, wie Sie das gemeint haben?

Mit den besten Wünschen für Sie und Ihren Orden verbleibe ich

Herbert Lindner

Die Wahrheit Nr. 66, Sept. 2003

Verein Heimatmission

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