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23.11.2013

Ein Kind gerettet

Von Philippe Madre

„Mutter der Barmherzigkeit“:

eine französische Initiative, die Frauen hilft, wenn sie darum ringen, ihr ungeborenes Kind zu behalten. Diese Gemeinschaft schöpft ihre Kraft aus dem Gebet und dem Fasten. Philippe Madre, ihr Begründer, beschreibt das Anliegen der Gemeinschaft in seinem Buch „Wähle das Leben“. Wir bringen einen Auszug daraus:

Samstagmorgen... „Hallo, Mutter der Barmherzigkeit?“... „Ja...“ „Eine Freundin hat mir geraten, Sie anzurufen...“ Dann kein Wort mehr... Die Beraterin hört, dass die Frau noch da ist, aber nicht mehr sprechen kann. Sie wartet ein bisschen und sagt dann: „Sie sind schwanger?“

Da bricht die junge Frau in Tränen aus... Nach einigen Se­kunden, die wie Stunden erscheinen, gelingt es ihr zu sagen: „Also, ich bin verheiratet, ich erwarte das fünfte Kind, und mein Mann will es nicht... Wir sind Christen, und ich kann nicht abtreiben, es ist stärker als ich; ich habe seit zwei Nächten kein Auge zugetan..., aber mein Mann will von nichts hören... Die Abtreibung ist in zwei Tagen. Ich habe nicht die Kraft, mich zu widersetzen. Ich fühle mich in die Enge getrieben. Können Sie beten, damit er seine Meinung ändert? Er heißt Jacques und ich Laurence.“

Wir begannen zu beten

Nach einem ganz kurzen Ge­spräch sichern wir ihr unser Gebet zu. Sobald sie aufgelegt hat, rufen wir die Leiterin einer Fastenkette an und teilen ihr die Lage von Laurence mit. Diese Leiterin ist bewegt, als sie ihre Geschichte hört, und erzählt uns, dass sie selbst vor ihrem vierten Kind, dass ihr Mann nicht wollte, auch diese innere Zerrissenheit erlebt habe; dass sie standhaft ge­blieben sei und ihr Mann wäh­rend der ganzen Schwanger­schaft kein Wort an sie gerichtet habe. Erst bei der Geburt habe sein Herz sich geöffnet.

Wir sind berührt durch dieses Zusammentreffen, und es fällt uns nicht schwer, es „Vorse­hung“ zu nennen! Die Fastenketten werden nicht nur fasten, son­dern auch eine Nacht lang Anbe­tung halten, den Rosenkranz be­ten und um das Gebet der umlie­genden Klöster bitten...

Am Montagmorgen ruft die Beraterin bei Laurence an und vernimmt eine kleine Kinder­stimme, die sagt: „Meine Mama? Sie ist nicht da, sie ist mit Papa zum Krankenhaus gegangen, aber sie hat mir gesagt, dass es nicht schlimm ist, dass sie morgen zurückkommt. Wer sind Sie?“ Da antwortet ihr die Beraterin:

„Hier ist Mutter der Barmherzig­keit, ich rufe morgen wieder an.“

Wir unterrichten die Fastenketten, dass Laurence dabei ist abzutreiben. Da ruft Laurence uns abends an. Sie erzählt: „Ich verstehe nicht ganz, was geschehen ist, aber der Arzt hat die Abtreibung auf Donnerstag verschoben... Vielleicht ist es eine Frist, damit Jacques seine Meinung ändert. Bitte beten Sie weiter, ich bekomme wieder Hoffnung, es ist so unglaublich! Als ich zurückkam, sagte mir meine kleine Tochter: ‘Mama, da hat die heilige Jungfrau Maria angerufen; sie wollte mit dir sprechen.‘ Ich habe sofort begrif­fen, dass Sie angerufen hatten, aber ich habe auch verstanden, dass Maria mich unterstützt.“

Bei der Nachricht, dass die Abtreibung um drei Tage verscho­ben wurde, verdoppeln die Fa­stenketten den Eifer in der Fürbitte für dieses Ehepaar. Lauren­ce und Jacques verbringen eine fast schlaflose Nacht, in der sie viel miteinander sprechen. Lau­rence erreicht sogar, dass sie gemeinsam beten, damit der Herr ihnen seinen Willen zeigt.

Dienstag ruft Laurence uns an: „Ich bekomme wirklich wieder Hoffnung. Jacques ist weniger hart, er beginnt zu sagen: ‘Wenn Du willst...‘ Beten Sie weiter!“

Und Mittwochmorgen kommt mit der Post eine Wochenzeit­schrift, die sie beziehen. Auf dem Deckblatt: „Unsere Umfrage: Vater sein...“ Innen das Zeugnis eines Familienvaters, der unter anderem sagt: „Indem ich Ja zum Kind sage, sage ich in vollem Vertrauen Ja zu Gott. Ich versu­che, meine Vaterrolle als eine Antwort auf diesen Ruf zur Lie­be: ‘Lasset die kleinen Kinder zu mir kommen! ‘ zu leben...“

Doch keine Abtreibung

Das bringt Laurence aus der Fassung. Sie ruft ihren Mann an der Arbeitsstelle an und liest ihm den ganzen Artikel vor. Da ist Jacques betroffen. Die Abtrei­bung wird abgesagt, der Alp­traum ist zu Ende...

Der Brief, den Laurence uns einige Tage später schreibt, en­det so: „Sie können ohne weiter­es meine Telefonnummer ange­ben, entweder um jemanden anzuhören und ihm moralische Unterstützung zu geben, oder für ein Zeugnis. Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, dass Sie immer auf mein Gebet zählen können...“

Einige Monate später kündigt sie uns die Geburt von Rachel an und vor kurzem hat sie uns diesen kleinen Brief geschickt: „Schon seit langer Zeit möchte ich Ihnen schreiben, aber die Zeit geht so schnell vorbei. Rachel ist schon sieben Monate alt, hat zwei Zäh­ne... Ihr Vater ‘schmilzt‘ in ihrer Gegenwart und gäbe sie um nichts in der Welt wieder her...“

Auszug aus Leben Lassen“, Patris -Ver­lag, Schönstatt 1993

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Aus „Vision 2000“

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