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04.12.2013

Aus Feuer und Licht Nr.: 55, ab Seite 24

Mick ist tot, Stephan will leben! (Von Stephan Michels)

Der Lebensinhalt von Stephan waren Musik und Drogen. Als sein Vater starb, lehnte er sich erst recht auf: „Ich brauche keinen Gott, der den Tod bringt!“ Dennoch war Gott immer da und liebte ihn.

Ich heiße Stephan, bin Belgier und 32 Jahre alt. Ich wuchs in einer christlichen Familie auf. Wir gingen jeden Sonntag zur Messe, aber tief drinnen dachte ich immer, dass das nicht viel bringt, dass Gott weit weg ist. Schon früh tauchte ich im Milieu der Motorradfahrer unter: lange Haare, schwarze Lederjacken.... Zehn Jahre lang besuchte ich Hardrockkonzerte. Dass ich falschen Idolen hinterherlief und mich nach und nach sowohl körperlich als auch seelisch zerstörte, war mir nicht bewusst.

Mit 21 Jahren begann ich, Haschisch zu rauchen, am Ende sogar bei der Arbeit. Ich stand 24 Stunden am Tag „unter Strom“. Man gibt der Droge die Fingerspitzen; sie aber nimmt den ganzen Körper.

Ich war bei meinen Eltern ausgezogen, um mit einem Mädchen zusammenzuleben, und wir feierten viele Partys. Manchmal kamen bis zu 100 Jugendliche zu uns. In diesem Milieu war ich unter dem Namen Mick bekannt. Stephan existierte weder für mich, noch für die anderen. Als ich später den Herrn kennen lernte, sagte ich zu meinem Kumpel: „Mick ist tot, Stephan will leben.“

Im Jahr 1991 starb mein Vater. Ich konnte das nicht verstehen und lehnte mich gegen Gott auf. Ich sagte mir: „Wenn das Gott ist, ein Gott, der den Tod bringt, brauche ich nicht.“ Die darauf folgenden Monate waren ein Abstieg in die Hölle. Wozu leben? Was soll das? All diese Fragen beschäftigten mich, und ich sank immer tiefer. Ich verstand nicht, warum ich plötzlich keinen einzigen Kameraden mehr hatte. Wo waren sie alle? Auch von dem Mädchen, mit dem ich sechs Jahre zusammengelebt hatte, trennte ich mich. Ich stand ständig unter Drogen, nicht einmal der Selbstmord schien mir eine Lösung zu sein.

Ganz allein in meinem großen Haus wurde ich mit den Fragen des Lebens konfrontiert und weinte, wie ich es noch nie zuvor getan hatte. Die Tränen liefen und liefen.

Etwa zwei Monate später betrachtete ich nachts ein Kruzifix und fragte: „Warum bist du gestorben? Manche sagen, du wärst vor 2000 Jahren vor mir gestorben. Aber was ändert das für mich heute – jetzt? Manche sagen zu dir: „Ich liebe dich“. Ich kann das nicht sagen und noch viel weniger zu einem Stück Holz. Manche sagen, dass du lebst. Wenn du wirklich lebst, dann komm jetzt.“

Ich lag in meinem Bett, und nachdem ich diese Worte ausgesprochen hatte, spürte ich eine ganz starke Gegenwart der Liebe, die mich umgab und das ganze Zimmer erfüllte. Da war jemand, der mich kannte, der mich bei meinem wahren Vornamen rief und mich liebte. Da war nichts als Liebe.

Und wenn sich die ganze Welt vor mich hinstellen würde und sagte: „Stephan, ich liebe dich“, wäre dies wie ein kleines Steinchen im Meer, denn die Liebe Gottes, die ich in diesem Zimmer erfuhr, war so unendlich, dass ich zutiefst erschüttert war.

In jenem Augenblick gab es in meinem Innern einen Dialog zwischen IHM und mir. ER fragte mich drei Dinge: „Bist du bereit, all jenen zu verzeihen, die dir Leid zugefügt haben?“ Ich antwortete: „Das sind viele...“ Er ließ nicht locker: „Bist du bereit, ihnen zu verzeihen?“ Ich antwortete. „Ich vergebe ihnen von ganzem Herzen.“

Zweite Frage Gottes: „Bist du bereit, dir selber zu verzeihen?“ Ich sagte: „Mir selbst verzeihen? So etwas habe ich noch nie gehört! Was soll ich mir denn vergeben?“ Er sagte: „Daß du immer nur getan hast, was du wolltest, dass du mich aus deinem Leben ausgeschlossen hast.“ Ich antwortete: „Ich vergebe mir von ganzem Herzen, ich verstehe das nicht ganz, aber ich vergebe mir.“

Dritte Frage des Herrn: „Bist du bereit, mir zu vergeben?“ Ich sagte: „Wie kann ich, der ich nichts bin, Gott vergeben? Das kann ich nicht.“ Er beharrte noch einmal: „Ich frage dich: bist du bereit, mir zu vergeben?“ „Aber was?“ „Dass ich dir die Freiheit gegeben und deinen Papa zu mir geholt habe...“ Ich sagte: „Ja, ich vergebe dir von ganzem Herzen.“

In jener Nacht begegnete ich einem demütigen und sanften Gott, nicht dem rächenden Gott, den ich mir vorgestellt hatte. Er forderte mich nicht auf, Ihn um Verzeihung zu bitten, sondern Ihm zu verzeihen!!! Ich konnte erkennen, wie sehr Er LIEBE ist und verstehen, dass ER mein Vater ist. Wie der Vater des verlorenen Sohnes hatte er mir immer meine Freiheit gelassen.

An jenem Tag spürte ich den Ruf zu einem radikalen Leben. Wie so viele hörte ich die Aufforderung aus dem Matthäus-Evangelium: „Geh, verkauf deinen Besitz und folge mir nach“ (Mt 19,21). Ich habe viel gesucht. Ich hatte Durst: ich musste beten. Ich war wie jemand, der sehr lange nichts getrunken hat, und wenn er eine Quelle findet, ohne Unterlass trinkt. Meine Suche führte mich zu einer tiefen Begegnung mit Gott.

Heute ist mir bewusst, dass die Jungfrau Maria immer da war. Vor ihr habe ich nie Angst gehabt. Wenn es mir unmöglich war, zu Gott zu beten, sagte ich vor dem Einschlafen immer ein „Gegrüßet seist du, Maria“, ohne mir der Tragweite dessen bewusst zu sein.

Inzwischen weiß ich, dass es die Jungfrau Maria war, die mich aus der „Klemme“ herausgeholt hat! Sie hat mich geführt!

Früher hatte ich alles, was die Welt anzubieten hat: „sex, drugs and rock’n roll“, d.h. Haus, Geld, Motorräder, Kumpels, Freundinnen etc., und ich glaubte, alles zu haben. Aber es blieb immer eine Leere.

Ich habe verstanden, dass man mit der ganzen Welt befreundet sein kann und doch alleine ist, wenn man Jesus nicht hat.    

                 Stephan

Dazu eine Erzählung von „Früher“

CHRISTEN BITTE RAUSGEHEN

Ich erinnere mich an ein Konzert, zu dessen Beginn jemand auf der Bühne erschien und sagte: „Bitte alle Christen den Saal verlassen!“ Ich dachte: „Ich habe für meinen Platz bezahlt, ich sehe nicht ein, warum ich hinausgehen soll, nur weil ich Christ bin!“ Heute weiß ich, dass wir als Getaufte „Kinder des Lichtes“ sind (vgl. 1Thess 5,5) und dass das Licht die Werke der Finsternis stört.

Ich habe an Konzerten teilgenommen, wo es Blut, Opfer und sexuelle Perversionen gab, und ich dachte, ich sehe mir nur ein Schauspiel an!

Nachdem ich dem Herrn begegnet war, begann ich, Schallplatten und CD-Hüllen mit anderen Augen zu betrachten. Es bot sich mir ein trauriger Anblick: Hexenschrift, Tieropfer, Priesteropfer, Zerstörungen von Kirchen, apokalyptische Bilder des Grauens, umgekehrtes Kreuz, verkleideter Christus, Darstellung des Teufels.....

Das Unglaubliche ist, dass ich zuvor nichts Schlechtes daran gefunden hatte. Viele leben blind und gefangen in diesem Milieu. Sie brauchen unser Gebet, damit sie Christus finden – der Einzige, der sie befreien kann.

                  Stephan