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30.01.2014

Zum Thema: Siehe Botschaft Buch der Wahrheit 470

„...der Himmel und Erde erschaffen

hat“

Schöpfungsglaube im Widerspruch zu modernen Mythen

Obwohl der Darwinismus von allem Anfang an eine sehr fragwürdige Theorie war und schon seit Jahrzehnten als wissenschaftlich widerlegt gilt, glauben selbst überzeugte Christen manchmal, dass sie es mit „Fundamentalisten“ zu tun haben, wenn sie Glaubensbrüder hören, die dieses „Märchen für Erwachsene“ als wissenschaftlich unhaltbare These ablehnen. All zu eilfertig haben auch manche Theologen den biblischen Glauben mit einst „neuesten wissenschaftlichen Theorien“ ausgesöhnt — ohne zu bemerken, dass dabei wesentliche Glaubensinhalte aufgegeben wurden. Doch wer fachlich ein bisschen tiefer eintaucht in das tatsächliche Wissen der modernen Biologie, wird erstaunt sein, dass das Rätsel des Lebens und seiner Entstehung heute noch genauso ungelöst ist wie vor 200 Jahren.

Was lehrt der Darwinismus?

In einfachster Form ausgedrückt, wollte Charles Darwin in seiner Theorie beweisen. dass sich das Leben allein durch das freie Spiel der Naturgesetze — in seinen mannigfaltigen Formen aus einem einfachen Anfang entwickelt hat. In einem schrittweisen Prozess der Entfaltung sei das Leben von seinen einfachsten Formen zu immer komplexeren Organismen aufgestiegen und habe eine immer größere Fülle von Arten entwickelt. Motor dieser Entwicklung seien Zufallsmutationen und Auslesedruck gewesen. Die an die Lebensbedingungen besser angepassten Arten hätten bessere Überlebenschancen vorgefunden und so schwächere Arten verdrängt. Mit der Veränderung von Umweltbedingungen hätten auch die Arten aus sich heraus neue Arten hervorgebracht.

In unserem Jahrhundert wurde diese Theorie ergänzt durch die Ursuppentheorie. Im irdischen Urozean hätten sich die anorganischen Bausteine gefunden, aus denen unter der Energie der Urgewitter und Sonneneinstrahlung die ersten organischen Moleküle gebildet wurden. So seien die ersten Lebensformen hervorgebracht worden. Die Entstehung des Lebens sei eine „kosmische Notwendigkeit“. Innerer Motor der weiteren Entwicklung sei die „Selbstorganisationskraft“ des Universums.

Der Wunsch als Vater der Theorie

Im Gegensatz zur Meinung vieler ist der Evolutionsgedanke keine Erfindung Charles Darwins. Schon in der Antike gab es Evolutionsmythen bei den Griechen (Anaximander) und den Römern (Lucretius). Als man im Rahmen der Aufklärung Welterklärungsmodelle suchte, die den bi­blischen Glauben ersetzen könnten, griff man auf solche Mythen zurück und suchte Wege, diese wissenschaftlich zu begründen. Mehrere Anläufe waren notwendig — das Ideengebäude Darwins war der vierte Versuch, innerhalb eines guten Jahrhunderts ein einigermaßen plausibles „wissen­schaftliches“ Modell zu finden, dass eine Schöpfung ohne Eingreifen eines Schöpfers glaubhaft machen kann. Darwin sel­ber wusste nur zu gut, dass seine Theorie viele Schwachstellen aufwies, und sein eigener Glaube an die Evolution war sehr schwach. Ihm selber schien es unmöglich, dass das Auge etwa oder die Pfauenfeder durch die Mechanismen der Evolution hervorgebracht werden könnte: „Der Anblick einer Feder in einem Pfauenschwanze macht mir übel, sobald ich sie anstaune“‚ schrieb Darwin sehr ehrlich im Jahre 1860 an einen Freund. Die Herkunft der Blütenpflanzen war für ihn „ein abscheuliches Geheimnis“, die Entstehung des Auges durch Evolution erschien ihm selbst „absurd“.

Ideologie der menschlichen Eitelkeit

Die Durchschlagskraft dieser lückenhaften und in vielen Punkten von Anfang an widersprüchlichen Theorie (siehe dazu Seite 6) liegt nicht an ihrer wissenschaftlichen Beweiskraft, sondern an ihren ideologischen Schlussfolgerungen. Schlussfolgerungen, die der Eitelkeit des Menschen zustatten kamen. Die wenigsten Christen sind sich heute dieser Schlussfolgerungen bewusst — haben sie aber sehr oft unbewusst aufgenommen.

Der Mensch sieht sich nach dieser Lehre an der Spitze einer kosmischen Entwicklung, die aus eigener Dynamik heraus immer höher strebt. Dahinter steht der Glaube an einen unausgesetzten Fortschritt, der noch immer nicht zum Stillstand gekommen ist — und den Menschen seiner Vervollkommnung entgegentreibt. Motor dieses Fortschritts sind die Gesetze von „Zufall und Notwendigkeit“ (J. Monod) — die das Leben unbeirrbar zu immer höheren und komplexeren Formen treibt.

Selbstverständlich hat in diesem Modell die Lehre der Erbsünde keinen Platz. Denn diese geht von einer am Anfang guten Welt aus, die durch das Versagen des Menschen schlechter geworden ist. Schon drei Jahre nach der ersten Veröffentlichung von Darwins „Vom Ursprung der Arten“ (1859) schreibt die Schweizer Philosophin Clémence Auguste Royer im Vorwort zur deutschen Übersetzung: „Herrn Darwins Lehre ist die rationale Offenbarung des Fortschritts, die sich im magischen Gegensatz zur irrationalen Offenbarung des Sündenfalls befindet. Das ist der Kampf zweier Prinzipien. zweier Religionen, einer These und einer Antithese, deren Synthese zu finden ich jedem Deutschen verbiete. Man muss zwischen einem kategorischen Ja oder Nein wählen, und wer auch immer sich für das eine entscheidet, ist gegen das Andere. Was mich betrifft, ist die Wahl getroffen. Ich glaube an den Fortschritt.“

Der entbehrliche Kniefall der Theolo­gen

Wie fast immer, wenn es „neueste wissenschaftliche Erkenntnisse“ gibt‚ sind da allzu eilfertige Theologen — ständig besorgt, den Zug der Zeit zu verpassen — die den alten Glauben an neue Erkenntnisse anpassen wollen, die „versöhnen“ wollen, wo es nichts zu versöhnen gibt. Und so kam es sehr bald in Mode zu behaupten, Darwinismus und christlicher Glaube widersprächen einander nicht. Gott könne ja auch durch Evolution geschaffen haben. Doch fast unbemerkt haben sich dabei viele Theologen auf den Pfad der Irrlehre des „Deismus“ begeben. Einer Irrlehre, die besagt, dass Gott wohl als Schöpfer am Anfang dieser Welt steht, dass er diese aber sich selbst überlassen habe. In der Sprache moderner Christen ausgedrückt: Gott habe die Naturgesetze erschaffen, und dann die Welt dem Spiel dieser Kräfte überlassen.

Die schleichende Entfremdung der Geschöpfe vom Schöpfer

Viele Christen haben diesen Kniefall vor einem modernen Märchen vollzogen — und Gott wurde ihnen fremd. Auch wenn es viele gibt, die des Darwinismus wegen nicht den Glauben an den persönlichen Gott aufgegeben haben — so wurde ihnen ihr Schöpfer aus dem Blick und aus der Lebenspraxis gerückt. Und viele empfinden — ob bewusst oder unbewusst -, was der „christliche Evolutionismus“ suggeriert: Gott ist nur mehr ein Zuschauer des Spektakels, aber der Mensch ist verlassen und einsam. Es ist Zeit, den Christen neu zu sagen, was die biblische Schöpfungslehre tatsächlich und unaufgebbar besagt; es ist Zeit, zu zeigen, wo Lügennetze und das Gestrüpp der Ideologien die Menschen binden und blenden und sie in einem traurigen und schwachen Glauben halten.

Der Glaube an den Schöpfergott

Auch wenn der Schöpfungsbericht der Genesis keine naturwissenschaftliche Schrift ist, sondern eine geistliche, so handelt es sich hier nicht um einen Schöpfungsmythos, sondern um Offenbarungswahrheiten, die, im Glauben gelesen, Wesentliches über die Schöpfung und den Schöpfungsakt aussagen.

Die Bibel sagt klar, dass Gott diese Welt aus Nichts geschaffen hat. Sie hat dafür das eigene Wort ‘bara‘. Es lag keine Urmaterie und auch keine Urenergie vor, die Gott bearbeitet hätte. Die innerste Substanz dieser Welt ist nicht Energie, Materie oder kosmischer Geist, sondern der Schöpferwille, dass Schöpferwort des liebenden Gottes. Dieses Wort hält, trägt und ordnet diese Welt in jedem Augenblick ihres Bestehens.

Diese Schöpfung wurde nicht mit einem einzigen Akt geschaffen. sondern in einer Aufeinanderfolge mehrerer Stufen. Die sechs Schöpfungstage bezeichnen nicht Tage in unserem irdischen Sinn — so sind sie offensichtlich auch in der Bibel nie gemeint gewesen, denn die „Lichter am Himmel“, die irdischen Zeitmesser, wurden in dieser biblischen Sprache erst am „vierten Tag“ erschaffen. Und doch spricht dieser Bericht von einem permanenten Eingreifen Gottes während der Schöpfungsphase. Die Schöpfung ist sich keinen „Tag“ selbst überlassen. Es ist der Wille des Schöpfers, sein Wort, dass den Prozess der Schöpfung fortschreibt. Nach dem ersten „Es werde Licht“ spricht Gott immer wieder sein „Es sei.....“

In theologischer Sprache wird gezeigt, dass Gott selber den Schöpfungsprozess kraft seines Willens lenkt und führt. Er sieht nicht zu, er greift vielmehr ein, sein Wille, seine Idee drückt sich in allen Erscheinungsformen der Schöpfung aus. Jedes Ding und jedes Lebewesen ist ein verwirklichter Gedanke Gottes.

Gott hat die Welt gut erschaffen

Die Bibel spricht von „sechs Schöpfertagen“ — dann sah Gott, dass es „sehr gut“ war. Der Schöpfungsakt ist abgeschlossen:

„ Am siebten Tag vollendete Gott das Werk, dass er geschaffen hatte, und er ruhte am siebten Tag, nachdem er sein ganzes Werk vollbracht hatte. Und Gott segnete den siebten Tag und erklärte ihn für heilig; denn an ihm ruhte Gott, nachdem er das ganze Werk der Schöpfung vollendet hatte.“ (Gen 2,2-3)

Diese Aussage widerspricht den modernen Theorien vom schöpferisch offenen Universum, dass immer noch dabei sei, erschaffen zu werden (oder sich selbst zu organisieren).

Die Bibel sagt vielmehr: das Werk der Schöpfung ist vollendet — der Mensch wurde als Herr über die fertige Schöpfung eingesetzt, um über sie zu herrschen wie ein König. Die Schöpfung war wie ein bereites Orchester, dass der Mensch hätte dirigieren sollen. In dieser Schöpfung war kein Mangel. Sie war das „Paradies“.

Erbsündenlehre contra Evolutionsglaube

Der biblische Glaube zeigt uns, dass die anfänglich gute und vollendete Schöpfung durch die Sünde des Menschen aus der Harmonie mit dem Schöpfer gerissen und so in einen Zustand des Mangels versetzt wurde. In den ersten elf Kapiteln der Genesis wird uns vor Augen geführt, wie der Zustand der Welt und der menschlichen Gesellschaft sich Schritt für Schritt ver­schlechterte. Wenn die Lebensspanne Adams symbolhaft mit neunhundertdreißig Jahren angegeben wird, so wird darauf hingewiesen, dass auch das Leben im Laufe der Generationen abgenommen hat. In den Psalmen wird die durchschnittliche Lebensdauer des Menschen mit „siebzig, wenn es hoch kommt, achtzig“ Jahren angegeben. Die Welt, die sich im Menschen von Gott losgesagt hat, befindet sich in einem Prozess des Verfalles und nicht der Höherentwicklung!

Nur ein außerordentlicher Rettungsakt kann diese, dem Verfall preisgegebene Schöpfung retten. Keine evolutiven Kräfte werden diese Welt höher führen, einem Punkt Omega oder einem paradiesischen Zustand entgegen. Es ist die Gnade und Liebe des Schöpfers, der sein verlorenes Geschöpf heimholt und auf neue Weise sein Leben schenkt.    

              P. Clemens

Der Autor ist Priester in der Kongregation der Kalasantiner und Autor mehrerer Bücher, z.B. zum Thema „Christlicher Glaube und Esoterik“.

Aus der Zeitung Jünger Christi 12-98, Inhaber und Verleger Sankt Josefs — Verein der Jüngergemeinschaft – Herausgeber und Redaktion: P. Peter Lier, alle 1150 Wien, Gebrüder Lang-Gasse 7