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30.06.2013

Lieber Walter, liebe Manuela,

vielen herzlichen Dank Euch Beiden für Eure sehr beeindruckenden Glaubenszeugnisse, die sicherlich für uns alle ein großer Gewinn sind.

Was mir bei Dir — lieber Walter — unter Anderem besonders gut gefallen hat, ist Dein Bekenntnis wie Du betest.

Du sprichst mit dem Herrn ganz von einem großen Vertrauen beseelt und gibst uns allen damit ein wunderbares Beispiel.

Genauso wie Du es tust, bete auch ich sehr gerne, und bestimmt gibt es auch noch andere Glaubensgeschwister, die ähnlich vertraut mit Jesus sprechen, wie Du es tust.

Für alle, die auf der Suche sind, wie sie denn richtig beten sollen / können, hast Du ein wirklich sehr gutes Beispiel gegeben — danke dafür!

Gott will unser ehrliches Gebet.

Zum Dreifaltigen Gott beten heißt: Anbetung, Lobpreis, Fürbitte und Danksagung vor Gott zu bringen.

Zum Beten gehört aber auch dazu, dass wir durchaus auch klagen oder jammern dürfen. Psalmen sind Gebete. Neben Bitt-Lob-und Dankpsalmen gibt es auch Zions- Königs- und Weisheitspsalmen und sogar eigene sogenannte Wallfahrtslieder.

Psalmen gibt es auch als Klagepsalmen.

In Jerusalem gibt es heute noch die sogenannte Klagemauer, in deren Ritzen und Spalten sich viele kleine Zettel mit Gebeten befinden.

Klagen vor Gott ist legitim.

So bringen wir unser Unverständnis, unsere Verzweiflung, unsere Trauer, unsere Tränen, alles Leid, unseren Kummer und unsere Not vor Gott. Dabei dürfen wir auch weinen oder mal „laut“ werden, um unsere Verzweiflung zum Ausdruck zu bringen. Gott versteht das. Er trägt nichts nach, weil Er weiß, wie wir sind. Er weiß, dass wir alle nur erbärmlich kleine schwache Sünder sind. Wie oft fühlen wir uns geradezu ohnmächtig gegenüber dem großen Gott.....

Es gibt übrigens wunderschöne Bibelstellen zum Thema „Tränen“, besonders im AT. Mit am bekanntesten dürfte die Stelle aus Psalm 119 sein: “Die mit Tränen säen, werden mit Jubel ernten“. Auch im NT gibt es zahlreiche sehr schöne und tröstliche Bibelstellen.

Bei Sterbeämtern wird sehr häufig die Stelle aus der Offenbarung 21,4 zitiert: „Er (Gott) wird alle Tränen von ihren Augen abwischen: Der Tod wird nicht mehr sein, keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal. Denn was früher war, ist vergangen...“

Es lohnt sich immer wieder, in der Bibel nachzulesen, besonders auch dann, wenn man selbst traurig oder verzweifelt ist.

In der Eucharistiefeier werden normalerweise nach der Lesung die dazu passenden Psalmen als Wechselgesang zwischen Kantor und Gemeinde gesungen oder gebetet. Das ist eine wunderbare Tradition, die ganz klar auf das Judentum als Ursprungsreligion des Christentums verweist.

Die Psalmen wurden auch von Jesus Christus selbst gebetet.

Jesus hat sogar kurz vor Seinem Kreuzestod den Klagepsalm (Psalm 22) gebetet :... “Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen“....

Als Kind und auch als Erwachsene habe ich diese Bibelstelle bis vor einigen Jahren überhaupt nicht verstanden:

Wie konnte der gute Jesus kurz vor Seinem Tod mit Gott „schimpfen“?

Vor einiger Zeit hat ein Priester in einer wunderbaren Predigt erklärt, was es mit diesem Psalm auf sich hat, sodass auch ich diese Bibelstelle jetzt verstehen kann: Jesus starb, b e v o r Er diesen Psalm, in welchem Sein schrecklicher Kreuzestod mit vielen Details vorausgesagt wurde, zu E n d e beten konnte.

Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich mir diese meine Frage eigentlich längst hätte selbst beantworten können, wenn ich damals nicht zu bequem gewesen wäre und alles selbst in der Bibel nachgelesen hätte....

Ich weiß nicht, ob die Übersetzung ins Deutsche korrekt ist, aber ich hatte vor Kurzem gelesen, dass Papst Franziskus angeblich gesagt haben soll, wir Christen dürften vor Gott auch klagen, jammern und angeblich sogar f l u c h e n!

Franziskus bezog sich wegen des Fluchens auf den gottesfürchtigen Hiob, der von Gott mit schweren Schicksalsschlägen geprüft wurde.

Das mit dem Fluchen kann ich jedoch in keinster Weise nachvollziehen — das Gegenteil ist der Fall.

Fluchen beleidigt ganz eindeutig Gott, weshalb es verboten ist und bleibt.

Warum?

Fluchen ist ähnlich wie verwünschen, verwünschen ist ähnlich wie verzaubern — also magisch und damit okkulte Praxis.

Magie, Zauberei, Verwünschen (Fluchen) Hexerei und Okkultismus sind dämonischen Ursprungs und dürfen deshalb niemals angewandt werden (siehe auch Botschaft 813). Was aber hatte Hiob getan, dass Franziskus ihn als rechtfertigendes Beispiel für das Fluchen der Christen benutzte?

Hiob hat ganz ausdrücklich nicht Gott geflucht, sondern er war so verzweifelt das er den Tag verflucht hat, an dem er geboren war... (siehe Hiob 3,1) und das ist ein ganz gewaltig großer Unterschied. Menschen dürfen niemals Gott verfluchen.

Solange niemand den Unterschied zwischen Klagen, Weinen, Jammern, Verzweifeln einerseits und dem Fluchen andererseits zur Sprache bringt, werden Christen fatalerweise durch die Franziskus-Aussage zum Sündigen ermutigt...

Gott der Vater: „Wenn ihr mit Lügen konfrontiert seid, werden sie aus den Mündern von Betrügern herausgepurzelt kommen, in einem konfusen Durcheinander von Unsinn..... Erkennt sie (die Lügen) als das, was sie sind: gesandt, um euch dazu zu bringen zu sündigen...(aus Botschaft 827)

Liebe Manuela,

Dein wunderbares Glaubenszeugnis spricht Bände!

Es hat sicherlich nicht nur mich, sondern auch alle anderen Leser hier bei herzmariens.de sehr tief berührt.

An Deinem Beispiel sehen wir: Gott hat für jeden von uns einen eigenen Weg. So wie wir Menschen unterschiedlich sind, ist auch jedes Kreuz ganz unterschiedlich.

Du bist bisher einen wirklich sehr schweren Weg bzw. Umweg gegangen, bis Du endlich bei Jesus — bei Seiner Kirche auf Erden — angekommen bist.

Ich wünsche Dir von Herzen, dass das so bleibt und dass Jesus dich ganz fest in Seine liebevollen Arme an Sein liebevolles Herz schließt.

Dir, liebe Manuela und Dir, lieber Walter und Euch allen, liebe Glaubensgeschwister wünsche ich weiterhin Gottes reichen Segen, den Schutz unserer lieben himmlischen Mutter Maria, die Nähe des Heiligen Geistes und dass wir nicht aufhören, uns gegenseitig im Gebet zu stützen und zu ermutigen.

Im Gebet auch für Franziskus und für alle Menschen verbunden

Regina