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01.07.2013

Beten – Herausforderung und Glück

Liebe Schwestern und Brüder,

mich rührt euer Gedankenaustausch zum Thema Beten, insbesondere Rosenkranzbeten. Ich möchte den neuen Betern helfen zu verstehen, wie man beten kann, wie ich das Beten erlebe und verstehe. Das Beten allein in Deinem Zimmer.

Meine zweite Bekehrung — und damit die Auseinandersetzung mit Gebet und Meditation — dauert nun neun Jahre an. Es ist so ähnlich wie Treppensteigen zum Himmel. Man fängt ganz unten mit Erkenntnis und Gebetsdauer an. Dann steigert es sich, manchmal sprunghaft, aber jedes Mal ist es ein Geschenk, das man erhält, weil man sich Gott oder der Mutter Gottes zugewandt hat. Das muss nicht zwangsläufig kommen — im Gegenteil, oft erhielt ich Gnadengeschenke, nach einer „Trockenperiode“, in der mein Gebet nachgelassen hatte, oder als Stärkung für kommende schwere Ereignisse. (Diese Zusammenhänge und Muster erkennt man immer erst im Nachhinein — und gewinnt die Erkenntnis, und, wenn man so will, den Beweis, dass Gott uns nie allein lässt. Er kümmert sich — um jeden einzelnen von uns.) Die Voraussetzung jedoch dafür ist unsere Bereitschaft, die Bereitschaft eine „Plattform“ der Begegnung mit Christus, Gott Vater oder der Mutter Gottes zu schaffen — durch Gebet und Betrachtung/Meditation. Und zwar regelmäßig, möglichst jeden Tag. Diese Zeit der Begegnung mit Gott ist entscheidend. Wie und was gebetet wird, darf jeder selbst entscheiden, denn jeder hat andere Neigungen und Bedürfnisse. Und es darf sich mit der Zeit ändern.

Um mit dem täglichen Gebet zu beginnen, betete ich vor Jahren zusammen mit meinen Mann nach einer Medjugorje-Reise täglich einen Rosenkranz — das ist heute für uns kein gemeinsames Modell mehr, außer bei längeren Autofahrten, was eine liebe Gewohnheit geworden ist. Mittlerweile hat jeder von uns seine ganz persönliche Gebetszeit und Art, die er mit Gott verbringt. Jeder betet das, wonach es ihn drängt — denn das ist es — ein Drang, der mit den Jahren stärker wird. Gemeinsames Gebet gibt es dennoch: jeden Abend legen wir unsere Anliegen in den Barmherzigkeits-Rosenkranz. Und es ist für mich ein kleines Wunder, dass wir gemeinsam beten können — viele Ehepaare können es nicht. Aber auch allein kann man viel Gutes tun, indem man für den Partner einfach mitbetet, ihn einfach in sein Gebet miteinbezieht.

Betrachtung oder Meditation: hier gibt es auch unterschiedliche Wege: ich kann z.B. das Tagesevangelium betrachten, in dem ich mir die beschriebene Situation mit Jesus bildlich vorstelle und mich dazugeselle. Allerdings war mir das immer zu statisch, aber so kann man beginnen, und so habe auch ich begonnen.

Jesus fordert uns auf, mit ihm zu sprechen wie mit einem Freund —und genau das ist das Ziel, zu dem jeder aufgerufen ist im Gebet. Begegne Christus während deines Gebetes. Lass zu, dass Er Dein Äußeres Gebet (Kreuzzugsgebete, Rosenkranz, o.Ä.) unterbricht, um Zeit mit Dir zu verbringen. Halte still und genieße die Zeit mit Ihm, die Dir geschenkt wird. Sie ist immer zu kurz, aber wenn Er sich verabschiedet, beende Dein Gebet, was Du begonnen hast in Treue und Hingabe — mehr Liebe und Dankbarkeit kannst Du in dem Moment nicht zurückgeben.

Äußeres: Es ist nicht wichtig, in welcher Haltung Du betest. Für manche kann es nicht unbequem genug sein, dass kann abschrecken. Mach Dir keine Gedanken zu Deiner Körperhaltung, denn Du wirst merken, wenn es unwürdig ist. Dann aber korrigiere Dich. Suche Deinen Lieblingsplatz auf. Das kann der Tisch mit einem Tee oder Kaffee sein (hier kommen viele zur Ruhe, da es für viele ein Alltagsritual geworden ist), dass kann der Sessel am Fenster oder gar die Kniebank sein. Wichtig ist, dass dieser Platz Dir Geborgenheit vermittelt. So kannst Du dich selbst vergessen und Dich ganz Gott zuwenden. Das Ziel im Gebet ist die Verbundenheit mit Gott herzustellen, um ganz ich selbst zu werden in Christus — nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir, sagte Paulus.

Wenn ich diesen Status erreicht habe — und dies bedarf Zeit, (erst) dann kann ich mich als Werkzeug Gottes betrachten — vorausgesetzt, ich lebe im Stand der Gnade durch regelmäßigen Empfang der Sakramente. Auch dazu hat sich Jesus im Buch der Wahrheit geäußert.

Das mag den einen oder anderen nun unter Druck setzen oder abschrecken. Das ist ok, denn von nichts kommt nichts. Der Glaube fordert Einsatz — zunächst bei Dir selbst. Erst mit Christus an Deiner Seite gefestigt durch intensives Gebet wirst Du in der Lage sein, für Ihn zu kämpfen, Gutes zu tun und andere zu bekehren.

Beginne noch heute an der Begegnung mit Christus zu arbeiten, Er wartet auf Dich, Er möchte, dass Du eine echte Beziehung mit Ihm hast, die auf Begegnung, Hingabe und Liebe beruht, genauso, wie anschließend die Beziehung zu Deinem Nächsten sein soll.

Ich wünsche allen neuen und „etablierten“ Betern eine gute Andacht und: denkt an das Kreuzzugsgebet Nr. 95, was für euch ganz wichtig ist…

Gottes Reichen Segen für euch alle,

Eure kleine Johanna