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18.07.2013

Liebe Brüder und Schwestern in Jesus und Maria!

Wie glaubwürdig sind Veröffentlichungen auf der Internetseite des Heiligen Stuhls, wenn sie im Nachhinein geändert werden?

Bischofskollegium oder Bischofssynode? Wenn der Übersetzer den Papst korrigiert

http://www.katholisches.info/2013/07/01/bischofskollegium-oder-bischofssynode-wenn-der-ubersetzer-den-papst-korrigiert/

Im dritten und letzten Teil seiner Predigt zum Hochfest der Apostel Petrus und Paulus, bei dem er mehreren Metropoliten das Pallium umhängte, zitierte Papst Franziskus in Anwesenheit von Vertretern des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel dreimal Lumen gentium, die Konstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils über die Kirche.

Als Papst Franziskus den dritten Teil seiner Predigt vortrug, wich er in seiner Art der spontanen Predigt dreimal von der schriftlichen Vorlage ab, die in Übersetzung den Mitarbeitern von Radio Vatikan vorab vorliegen für die synchrone Übersetzung für die Radio- und Fernsehübertragung.

So sprach der Papst von „Bischofssynode“ statt von „Bischofskollegium“ und von „Synodalität“ statt von „Kollegialität“.

Die Internetseite des Heiligen Stuhls veröffentlichte inzwischen die „korrigierten“ Fassungen mit dem, was Papst Franziskus wirklich sagte. Nachfolgend sind die Teile unterstrichen, die er spontan änderte oder einfügte.

3. In der Einheit stärken. Hier möchte ich auf die Geste eingehen, die wir vollzogen haben. Das Pallium ist Zeichen der Gemeinschaft mit dem Nachfolger Petri, der „ein immerwährendes und sichtbares Prinzip und Fundament der Glaubenseinheit und der Gemeinschaft“ ist (II. Vat. Konzil, Lumen gentium, 18). Und eure Anwesenheit heute, liebe Mitbrüder, ist Zeichen dafür, dass die Einheit der Kirche nicht Einförmigkeit bedeutet. Das II. Vatikanum sagt in Bezug auf die hierarchische Verfassung der Kirche: „Diese Apostel setzte er [der Herr] nach Art eines Kollegiums oder eines festen Kreises ein, an dessen Spitze er den aus ihrer Mitte erwählten Petrus stellte“ (ebd., 19). In der Einheit stärken: die Synode der Bischöfe im Einklang mit dem Primat. Wir müssen auf diesem Weg der Synodalität gehen, wir müssen wachsen im Einklang mit dem Dienst des Primats. Und das Konzil fährt fort: „Insofern dieses Kollegium aus vielen zusammengesetzt ist, stellt es die Vielfalt und Universalität des Gottesvolkes […] dar“ (ebd., 22). In der Kirche vereinigt sich die Vielfalt, die ein großer Reichtum ist, immer im Einklang der Einheit, wie in einem großen Mosaik, bei dem alle Steinchen dazu beitragen, das eine große Bild Gottes zu bilden. Und dies muss dazu drängen, stets jeden Konflikt zu überwinden, der den Leib der Kirche verletzt. Eins in der Verschiedenheit: Es gibt keinen anderen katholischen Weg, dass wir eins werden. Das ist der Weg Jesu! Wenn das Pallium Zeichen der Gemeinschaft mit dem Bischof von Rom und mit der universalen Kirche, mit der Synode der Bischöfe ist, dann ist es auch ein Auftrag an jeden von euch, Werkzeug der Einheit zu sein.

Es kann kein vernünftiger Grund bestehen, anzunehmen, Papst Franziskus habe die Änderungen zwar ausgesprochen, damit aber das Original gemeint. Die Frage ist in diesem Zusammenhang bestenfalls, warum das Kirchenoberhaupt einen mit seinen engsten Mitarbeitern der Glaubenskongregation ausgearbeiteten, und damit nach seinem Einklang mit der Glaubenslehre geprüften und von ihm approbierten Text, „spontan“, gewissermaßen über Nacht, korrigiert.

Papst Franziskus hat jedenfalls bereits in anderem Zusammenhang zu verstehen gegeben, dass er die Absicht hegt, die Rolle der erst seit dem Konzil existierenden Bischofssynode zu stärken.

Der Vatikanist Sandro Magister meint dazu: Hätte der Papst schon vorab seine Absicht in den Text hineingeschrieben, dann hätte dies bei seinen Mitarbeitern aus der Glaubenskongregation die Ohren spitzen lassen, weil eine Bischofssynode, die nur ein im Kirchenrecht kaum verankertes und zahlenmäßig beschränktes Gremium von etwa 200 Bischöfen ist, nicht dasselbe ist wie das weltweite Bischofskollegium, das seit jeher und für immer ein konstitutiver Teil der Kirche ist, auf dem sie gründet.

Zuständig für die Überprüfung der päpstlichen Stellungnahmen, ausgenommen die spontanen morgendlichen Kurzpredigten, ist die Glaubenskongregation, konkret deren Sekretär Kurienerzbischof Luis Ladaria Ferrer, ein Jesuit, den Papst Franziskus ausdrücklich mit dieser Aufgabe betraute.

Als der offizielle französische Vatikanübersetzer zur letzten Zeile des dritten Teils der Predigt kam, korrigierte er den Papst, indem er „Kollegium“ übersetzte und schriftlich „Synode“  mit einem Fragezeichen in Klammern daneben setzte. So wurde die Predigt gleich nach dem Hochamt den anderen Journalisten ausgeteilt. Erst später veröffentlichte das Presseamt des Vatikans die „korrigierte“ Fassung, also so, wie es der Papst gesagt hatte und wie sie auf der Internetseite des Heiligen Stuhls nachgelesen werden kann.

Die deutsche Übersetzerin von Radio Vatikan übersetze die erste Stelle der päpstlichen Abweichungen gleich mit „Bischofssynode“, weil das Wort im Deutschen (siehe die Übersetzungen von Lumen gentium geläufig ist), stolperte dann über die nächste Stelle, wo der Papst aus „Kollegialität“ „Synodalität“ machte und übersetzte die Passage sicherheitshalber gar nicht.

Das Bischofskollegium ist jedenfalls der Bischofssynode gewichen. Das eine meint aber nicht das andere.