1702.

22.09.2013

Auszüge aus dem Glaubensbüchlein „Die Heilige Messe“ von Dr. Herbert Madinger (Kath. Glaubensinformation, Erzdiözese Wien)

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn,

heute fand ich „zufällig“ dieses Büchlein und habe spontan folgende wunderschöne Textstellen aufgeschlagen:

Wandlung: Das ist mein Leib … das ist mein Blut

Das große Lobpreis- und Dankgebet der Messe (=Hochgebet) hat einen verborgenen, geheimnisvollen Kern. Denn es ist nicht nur unsere eigene Danksagung, sondern zugleich enthält es jene Worte, die Jesus selber während Seiner großen Danksagung beim Letzten Abendmahl gesprochen hat.

Das Letzte Abendmahl, dass Jesus gemeinsam mit den 12 Aposteln gefeiert hat, war ein feierliches Paschamahl. Bei diesem österlichen Mahl sprach der Hausvater die große Danksagung für die Errettung des Gottesvolkes aus der Knechtschaft Ägyptens. Damals hat Gott Sein Volk aus der Sklaverei errettet. Er hat es durch große Wundertaten vor den Nachstellungen der Feinde bewahrt. Er hat das Volk jahrelang in der Wüste ernährt, geführt, belehrt und beschützt. All diese Großtaten Gottes kamen während des Paschamahles zur Sprache. Auch Jesus hat beim Letzten Abendmahl diese baraka (hebräisch = Danksagung) gesprochen. Aber dann sagte er Worte, die noch nie jemand gehört hatte. Er sprach Worte, die das größte aller Wunder Gottes ausdrückten, die große Liebestat Gottes: Jesus gibt Sein Leben für Sein Volk! Jesus vergießt Sein Blut für Sein Volk! Gott rettet Sein Volk, indem es ihm einen Retter gibt, einen Erlöser: Jesus tut Buße, für die Sünden Seines Volkes. Jeder, der sich im Glauben mit Jesus vereinigt, empfängt Vergebung der eigenen Sünden und Teilnahme an der Herrlichkeit Christi.

Beim letzten Abendmahl sprach Jesus aus, was mit Seinem Kreuzesopfer gemeint war: „Das ist mein Leib, der für Euch hingegeben wird.“ Und Er forderte Sein Jünger auf, diesen Leib zu nehmen, um mit Ihm, Jesus, ganz vereinigt zu werden: „Er nahm das Brot und sagte Dank, brach es, reichte es Seinen Jüngern und sprach: Nehmet und esset alle davon: Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird.“ Jesus trug ihnen auf, dieses Letzte Abendmahl nie zu vergessen, sondern ständig gegenwärtig zu halten: „Tut dies zu meinem Gedächtnis.“ …

… Paulus sagt, dass er selber schon „empfangen hat“, was er den Korinthern überliefert. Die Anweisungen über die Eucharistiefeier gehen daher schon auf die allererste Zeit nach dem Tod Jesu zurück. Von allem Anfang an versammelten sich die Christen um den „Tisch des Herrn“. Bei der Eucharistiefeier wissen sie Jesus selber gegenwärtig. Das gab ihnen die ungeheure seelische Kraft, Sicherheit und Begeisterung. Denn der Kelch des Segens, den sie bei der Eucharistiefeier trinken, ist Teilhabe am Blut Christi. Das war ihre Überzeugung: „Ist der Kelch des Segens, über den wir den Segen sprechen, nicht Teilhabe am Blut Christi? Ist das Brot, dass wir brechen, nicht Teilhabe am Leib Christi?“ Die Gläubigen, die sich rund um den Tisch des Herrn versammeln, wissen Jesus in ihrer Mitte! Deswegen ist es der „Tisch des Herrn“, an den sie geladen sind. Und sie sind Seine Gäste! Er ist der Hausvater, Er reicht ihnen die Speise, Er gibt ihnen Sein eigenes Leben, Seinen Geist und Seine Herrlichkeit. Jede Eucharistiefeier ist Anfang des großen himmlischen Gastmahles.

So können wir begreifen, dass dieses Zusammenkommen für die Christen das verborgene Herzstück ihres Glaubens war: Jesus selber ist anwesend! Er selber sitzt mit ihnen am Tisch. Er selber reicht ihnen Seinen Leib und Sein Blut. Er selber macht sie eins mit Sich. Wenn Jesus das Brot bricht, erkennen sie Ihn, dessen Leben am Kreuz von Golgota zerbrochen ist. Das Brotbrechen ist das tiefste Zeichen Seiner Liebe. „Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt.“ Die Eucharistiefeier ist Zeichen der größten Liebe Gottes zu Seinem Volk. Der Name „Brotbrechen“ wurde zur ersten Bezeichnung für die Meßfeier. Die Christen wollten damit sagen: Hier erkennen wir Seine Liebe! Er hat Sein Leben für mich gegeben. Herr, wir sagen Dir Dank! Herr, wir wollen Dich preisen. …

Das älteste eucharistische Hochgebet

Bei der Eucharistiefeier geht es um unsere eigene Danksagung, um unsre eigene Gottesbegegnung, um unsere Gemeinschaft um Glauben. Aber es geht nicht nur um unsere eigene Sache. Denn diese Gottesbegegnung könnten wir auch daheim im stillen Kämmerlein suchen. Es geht um die Gegenwart des auferstandenen Herrn! Es geht um den „Tisch des Herr“, es geht um Seine Gegenwart: Er selber, Jesus Christus, ist gegenwärtig! Er selber bricht das Brot, Er selber reicht uns seinen Leib, sein Blut, damit wir ganz eins werden mit Ihm. Der Mensch Jesus Christus ist gegenwärtig. Der Gottmensch. Der Erlöser. Wer an Ihn glaubt, wird mit Ihm eins und empfängt Vergebung der Schuld. Wer mit Jesus eins wird, steht vor dem Thron der Barmherzigkeit Gottes. Wo Jesus ist, dort ist der Himmel! Dort ist ewiges Leben, Rettung des Lebens, Kraft Gottes und Herrlichkeit Gottes.

So begreifen wir, dass das große Dankgebet der Meßfeier einerseits eine Geist-erfüllte Danksagung ist, aber auch gegen alle willkürliche Veränderungen geschützt werden musste! Denn in diesem Dankgebet ist jener Einsetzungsbericht enthalten, den Jesus mit eigener Stimme spricht: „Das ist mein Leib.“ Jener Teil des eucharistischen Hochgebetes, der den Einsetzungsbericht enthält, wurde schon zur Zeit des Paulus gegen willkürliche Veränderungen geschützt. Diese Treue zum überlieferten Text war Treue im Glauben. (Unterstriechen von mir)

Schon Justin der Märtyrer beschrieb um 150 nach Christus den Verlauf einer Meßfeier, die offenbar überall ganz ähnlich war. Er bezeugt die reale Gegenwart Christi in der Eucharistie und ihren Opfercharakter. Etwa 70 Jahre später wurde vom römischen Priester Hippolyt ein liturgischer Text aufgezeichnet, der bis heute noch so ähnlich gebetet wird. Der Text lautet:

Bischof:

Der Herr sei mit euch!

Alle:

Und mit deinem Geiste.

Bischof:

Erhebet die Herzen!

Alle:

Wir haben sie beim Herrn.

Bischof:

Lasset uns danken dem Herrn!

Alle:

Das ist würdig und recht.

Bischof:

Wir sagen dir Dank, Herr, durch deinen geliebten Sohn Jesus Christus.

Ihn hast Du uns in der Endzeit als Heiland und Erlöser

und Boten deines Ratschlusses gesandt.

Er ist dein unzertrennliches Wort.

Durch ihn hast Du alles geschaffen.

Er war Dir wohlgefällig.

Ihn hast Du vom Himmel her in den Schoß

der Jungfrau gesandt.

Er hat, in ihrem Schoß weilend, Fleisch an-

genommen und sich als Dein Sohn erwiesen,

aus dem Heiligen Geist und der Jungfrau geboren.

Er erfüllte Deinen Willen und erwarb Dir ein Heiliges Volk.

Im Leiden breitete er seine Arme aus, um die,

die an Dich glauben, vom Leiden zu befreien.

Er überantwortete sich freiwilligen Leiden,

um dadurch die Macht des Todes zu brechen,

die Fesseln, des Teufels zu zerbrechen,

die Unterwelt zu zertreten, die Gerechten zu erleuchten,

ihrer Gefangenschaft ein Ende zu setzen

und die Auferstehung zu verkünden.

Er nahm das Brot, sagte Dank und sprach:

Nehmet hin, esset, dass ist mein Leib,

der für euch zerbrochen werden wird.

Ähnlich nahm er den Kelch und sagte:

Das ist mein Blut, dass für euch vergossen werden wird.

Wenn ihr das tut, begeht ihr mein Gedächtnis.

Eingedenk also Deines Todes und Deiner Auferstehung

Bringen wir Dir das Brot und den Kelch dar.

Wir sagen Dir Dank, dass Du uns würdig befunden hast,

vor Dir zu stehen und Dir zu dienen.

Wir bitten Dich, sende Deinen Heiligen Geist

auf diese Gabe der heiligen Kirche.

Führe sie zusammen.

Gib allen Heiligen, die davon genießen, dass

sie erfüllt werden mit Heiligem Geist zur

Stärkung in der Wahrheit des Glaubens.

Damit sie Dich loben und verherrlichen

durch Deinen Sohn Jesus Christus.

Durch Ihn wird Dir Verherrlichung und Ehre erwiesen.

Dir, dem Vater und dem Sohne mit dem Heiligen

Geist in deiner heiligen Kirche jetzt

und in die Ewigkeit der Ewigkeiten.

Alle:

Amen.

Dieser Text ist deswegen von größter Bedeutung, weil er das älteste Hochgebet mitteilt. Es zeigt uns, wie treu die Weitergabe der liturgischen Gebete durch fast zwei Jahrtausende erfolgt ist. Dieser Text wird als 2. Hochgebet auch heute noch gebetet, allerdings in etwas überarbeiteter Form.

Herr, woher kommt diese Kraft des Glaubens über fast zwei Jahrtausende hinweg?

Wieso kann dieser Glaube in ungebrochener Kraft bestehen, obwohl alle irdischen Reiche zerbrechen?

Woher hat dieser Glaube die Kraft, die Jungen und Alten in jeder Generation neu zu entzünden?

Herr, mach mich so beständig und unvergänglich, wie der Glaube beständig und unvergänglich ist!

Herr, rette mein Leben und mach auch mich treu, jetzt und in die Ewigkeit der Ewigkeiten! Amen.

Gott zum Gruß

Manuela