1997.

11.11.2013

zu 1989

Geliebte im HERRN und in der Miterlöserin,

M.Z. fragt zu recht, ob ein veränderter Glaubensbekenntnis (Credo)-Text gebetet werden darf. Leider kam es schon früh nach der Liturgiereform (1969) auf, dass man versucht hat, mit den Messtexten zu „experimentieren“. Das oft gebrauchte Unwort dafür ist: „Gestaltung“. So möchte mancher Priester und Seelsorger „kreativ“ sein, „Abwechslung“ bringen. Das Problem ist, dass Liturgie als Abglanz der himmlischen Liturgie oft zu sehr auf die menschliche, horizontale Ebene herabgestuft wurde und wird. Das Argument war oder ist, dass man den Menschen „näher“ sein will. „Gemeinschaft erleben“ und soziale Themen schienen mehr Priorität zu haben, untermauert von manchen neuen Kirchenliedern, die oft banal nur wenig katholisch-christliche Substanz haben. Aber das Hl. Messopfer, der Gottesdienst ist theozentrisch, christozenrisch, d.h. auf Gott, auf Christus hin ausgerichtet. „Erhebet die Herzen!“ — „Wir haben sie bei HERRN!“ Daher ist auch die Zelebrationsrichtung im Überlieferten Ritus zu verstehen: „Ad Deum“ — zu Gott hin, der Priester und das Kirchenvolk. Gott, Jesus Christus steht im Mittelpunkt des Sakramentes, ER wirkt darin. Wir sehen, dass sich die klassische Theologie, Verkündigung, die Auffassung von der Hl. Messe nach dem II. Vatikanum sehr geändert hat. Die traditionelle Katechese ist nahezu vollständig eingebrochen, wie es damals schon Kardinal Ratzinger betonte. In den letzten vierzig Jahren erfolgte ein schleichender Protestantisierungsprozess in der Kath. Kirche unter dem Deckmantel einer häufig vielgelobten Ökumene. Normalerweise müsste auch in jeder Hl. Messe des Neuen Ritus das Kyrie, Gloria, Credo, Sanctus, Agnus Dei in korrekter Form gebetet oder gesungen werden. In der Praxis wird im deutschsprachigen Raum häufig ein Lied als „Ersatz“ genommen, was mitunter inhaltlich wenig mit z.B. dem Gloria oder dem Credo zu tun hat. Bei Familien- oder z.B. Jugendgottesdiensten gilt es als „kreativ“, liturgische Texte (s. Credo) zu verändern, sie so scheinbar „ansprechender“ zu machen. Nach meiner Kenntnis ist das offiziell nicht erlaubt, wird aber schon lange inoffiziell geduldet, toleriert oder gar mit Wohlwollen bedacht. Beschwerden der Gläubigen etwa beim Ortsbischof verlaufen meistens im Sande, ohne dass liturgische Missstände oder Missbräuche geändert oder geahndet werden. Beispielsweise in der Hl. Messe in der kroatischen Sprache und soweit mir bekannt ebenso in der polnischen Hl. Messe wird i.d.R. stets korrekt das Ordinarium (Kyrie, Gloria, ggf. Credo, Sanctus, Agnus Dei) gebetet oder gesungen. In jedem Fall, selbst wenn es nicht fruchten sollte, ist es gut, sich beim Pfarrer, Dekan oder mitunter beim Ortsbischof höflich, sachlich, jedoch entschieden zu beschweren. Denn Sie als Gläubige haben ein Recht auf eine ordentliche, heilige Liturgie zur größeren Ehre Gottes. Der Eifer für den HERRN darf und muss uns verzehren, dazu als geistlicher Lesetipp die beiden Makkabäer-Bücher im Alten Testament.

In Jesus und Maria, Ihr Pater de C.