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24.11.2013
Die Himmelsvision des heiligmäßigen Bruders Patrizius
(Auszug aus der Urschrift von Juni 1939 des damals 70-jährigen Krankenbruders in Bonn; Haupt Christi Verlag, Oberschleißheim)
»Der Sterbetag ist für gute Menschen der Hochzeitstag, wo Jesus Christus, unser Seelenbräutigam, erscheint, um uns zur Feier der ewigen Hochzeit abzuholen. Nachdem unsere Seele im Tode den Leib verlassen hat, geht sie ein in die ewige Unsterblichkeit im Lande der Lebendigen.
Beim Eintritt in die Ewigkeit werden wir durch Gottes allmächtiges Wirken plötzlich von aller Blindheit und Ungewissheit erlöst, die in diesem Leben oft sehr groß sind gegen die Freuden des Himmels, die Gott seinen Lieben bereitet. Alle Freuden dieser Welt sind dagegen nichts als Eitelkeit und endlose Torheit. Kein Menschenverstand kann auch nur den geringsten Teil jener Güter schildern, deren sich die Heiligen in der Anschauung Gottes erfreuen. Die Glorie auch des kleinsten Heiligen ist unermesslich. Menschliche Erklärungen können dieselben eher verdunkeln und entstellen, als erklären. Gott offenbart sich dort jedem Engel und Heiligen in besonderer Weise nach dem Grad der Seligkeit. Die Glorie, Würde und Heiligkeit der einzelnen Heiligen übersteigt alle Fassungskraft der Menschen hier auf Erden.
Die Gegenstände, Freuden und Herrlichkeiten im Himmel sind so verschieden von denen hier, dass es zwischen ihnen gar keinen Vergleich gibt. Denn die Schönheit, Pracht und Größe ist von allem, was man hier auf Erden findet, sich vorstellen kann, sehr weit entfernt, und niemand kann begreifen, wie groß, schön und erhaben die Belohnungen des Himmels sind. Alle Reichtümer, Freuden und Ehren auf Erden sind dagegen nur Staub und Unreinheit.
Wie ein Fluss am Ende seines Laufes vom Weltmeer empfangen wird, so wird die gerettete Seele am Ende ihres Erdenlebens und ihrer Leiden vom Ozean der Liebe, Schönheit und Herrlichkeit Gottes empfangen, und alle Mühsale und Leiden werden umgewandelt in ewige Freuden. Wie das Licht der Sonne hier auf Erden notwendig ist und dazu dient, dass wir mit leiblichen Augen die Gegenstände sehen können, so ist das Glorienlicht des Himmels notwendig, dass wir im Himmel die Herrlichkeit Gottes schauen. Die seligen Bewohner des Himmels schauen in die unergründlichen Abgründe seiner Wesensheit, durchdringen und ergründen sie aber nie. Sie schauen Gott klar und deutlich, aber nie vollkommen. Gott gibt ihnen zwar die Möglichkeit einer Steigerung ihrer Erkenntnisse, doch wird sie nie ein Ende erreichen.
Dort liegen alle Probleme der Wissenschaft vor uns gelöst, die tiefsten Geheimnisse der Geschöpfe werden in einem Augenblick erfasst und erkannt. Alle Dinge leuchten mit ungeahnter Klarheit, Pracht und Majestät. Jedes Auge kann ungeblendet in die weiten Hirnmelsräume und in die Welt der Geister blicken. Eine Disharmonie ist unmöglich. Dort wird der Glaube schauen, die Hoffnung (wird) besitzen. Dort ist kein Dunkel, keine Mühe, sondern ewiges, ungestörtes Glück. Wie Reisende auf hohen Bergen die unten liegenden Landschaften übersehen und bei schärfster Betrachtung immer klarer und deutlicher erkennen, jedoch nie vollständig, so ist es auch im Anschauen der himmlischen Herrlichkeit. In der Herrlichkeit des Himmels sehen wir Gott, die ganze Schöpfungs- und Menschheitsgeschichte, dass Paradies mit seiner Schönheit, dass ganze Leben Jesu und Mariens und der Heiligen, dass Wirken der göttlichen Vorsehung im Leben der Völker und der einzelnen Menschen.
Dort ist die Erkenntnis der Sternenwelten in ihrer Bedeutung und Wirkung. Dort erkennt und versteht der Geringste in einem Augenblick mehr als alle Gelehrten der Jahrtausende. Dort erkennt und begreift man die Erdteile und Länderpracht, die Geheimnisse und Gesetze der Natur und Erlösung.
Im Himmel sind alle in inniger Liebesgerneinschaft verbunden. Die Milliarden Engel und Heiligen durchschweben in wunderbarer Schönheit die weiten Himmelsräume, dort können wir verkehren mit allen Heiligen und Propheten. Niemals gab es größere Könige und Fürsten als in der himmlischen Verklärung. Dort wird niemals die liebenswürdige Gesellschaft gestört oder aufgehoben. Dort ist unendlicher Friede, Jubel, Entzücken, Schönheit, herrliche Einheit, Güte und Liebe. Nirgends gibt es eine entzückendere Sprache, überwältigenderen Gesang oder lieblichere Musik. Milliarden Engel und Heilige von allen Jahrtausenden vereinigen sich zu Chören der Musik und des Gesangs ohne den geringsten Misston.
Dort sind die wahrhaft Lebenden, ohne noch den Tod zu fürchten. Blitzschnell erkennt einer den anderen durch und durch. Sie haben alles, wissen alles, was sie nur wünschen können. Da ist jener, der auf Erden dies und jenes war, jenen Namen trug, lebte und wirkte an jenem Ort zu jener Zeit. Besonders lieben sich nun jene, die erkennen, dass sie sich durch ihre Opfer und Gebete zur Erwerbung der ewigen Seligkeit behilflich waren. Da finden die Eltern ihre früh verstorbenen Kinder und ihre Angehörigen, die frommen Geschwister, einer den anderen in namenloser Glückseligkeit, um nie wieder voneinander getrennt zu werden. Ströme entzückenden Lichtes und Wohlgerüche durchfluten unaufhörlich die heiligen Himmelsräume. Das Ohr hört himmlische Harmonien. Das Auge sieht fortwährend Neues, ungeahnte Schönheiten und wie lange? Ewig ohne Ende. Wie im Anfang, so bleibt es ohne Aufhören, und nach Millionen Jahren stehen wir immer noch am Anfang der Glückseligkeit.
Die Reichtümer, Ehren, Auszeichnungen und Freuden der Auserwählten sind unzerstörbar. Nach den Gesetzen der göttlichen Liebe und Gnade tut hier auf Erden niemand einen Schritt, der ihn nicht seinem ewigen Ziel näher brächte. Durch den Trunk kalten Wassers, einem Armen gereicht, erhält jeder neues Anrecht auf himmlischen Lohn. Jedes sanfte, gütige, freundliche Wort wird sofort ins Buch des Lebens eingetragen, erhöht die Gnade ewiger Herrlichkeit. Die hier auf Erden erworbenen Verdienste werden durch Fehler und geringe Sünden nicht vermindert, sondern ihr Schatz bleibt in Sicherheit. Das Verhältnis und die Liebe der Seligen mit den auf Erden Hinterbliebenen besteht in geheimnisvoller Fortdauer weiter.
Möge uns der gütige Gott in seiner Gnade erhalten und seine ewigen Güter schenken durch Jesus und Maria. Amen!«