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15.12.2013

Fortsetzung zu 2132

Nüchtern betrachtet ist „glauben“ ein Instrument, um etwas erhalten, erreichen zu können. Gott hat den Glauben – nicht nur speziell an IHN, sondern ganz allgemein gesehen – als Teil der Schöpfung eingefügt. Wie großartig dieses Verbindungsglied mit IHM für uns Menschen ist, soll uns mehr und mehr bewusst werden. Obwohl der Glaube fester Bestandteil in unserem täglichen Leben ist, wird er trotz allem in seiner Bedeutung so leicht unterschätzt. Jeder Mensch glaubt, dass ist Faktum, zumindest in den einfachsten und vordringlichsten Dingen des Lebens. Oder gibt es jemand unter euch, der in ein bestimmtes Verkaufsgeschäft geht, um etwas zu kaufen, ohne daran zu glauben, dass er das Gewünschte dort auch erhält? Selbst, wenn es auf einem Weihnachtsmarkt kein direktes Einkaufsverlangen gibt, ich aber trotzdem dorthin gehe, habe ich den Glauben, dass ich dort etwas erlebe, was mit einem positiven Gefühl zu tun hat.

Ich tue also in meinem Leben etwas, weil ich glaube, dass ich es mit diesem Tun erreiche, erlange. Auch ein Verbrecher glaubt an das Gelingen seiner Tat. Wenn jemand Fortbildungen für seinen Beruf macht und Strapazen auf sich nimmt, dann nur in dem Glauben, dass er dadurch Vorteile für sich gewinnt. Beispiele dazu gibt es wie Sand am Meer.

Wie aber steht es mit dem Glauben an Gott? Ich frage mich häufig bei der Sonntagsmesse – ich lebe am Land (!) —  ob die Menschen aus Gewohnheit, Tradition oder echtem Glauben die hl. Messe besuchen? Hier kommt es vor allem darauf an, wie „gegenständlich“ ist für mich all das, was in geistlicher Hinsicht mit dem Glauben zusammenhängt. Zum Beispiel die Frage nach dem ewigen Leben und die Vorstellung, wie es sich gestaltet, verlangt zunächst ein sehnsüchtiges Hinterfragen meiner Lebenssituation und wie es abläuft. Wir wissen und verstehen, dass die Frage und die Antwort darauf von unserem Lebenswertgefühl abhängig ist. ‚In der Not lernt der Mensch beten.‘ Dieses Sprichwort kennen wir.

Gott hat alles, wirklich alles im Glauben verpackt. Das Gelingen hängt vom Glauben ab, die Zeit spielt eine untergeordnete Rolle. Die höchsten technischen, medizinischen und anderen wissenschaftlichen Errungenschaften zeigen dies. Der Mensch glaubte, dass man den Mond betreten kann. Der Mensch glaubte, dass man ein Herz verpflanzen kann. Der Mensch glaubte, dass mit Wasserkraft elektrische Energie erzeugt werden kann. Der Mensch glaubte, dass man die Schöpfung bis ins Kleinste erforschen kann. Und so weiter. Der Glaube ist die Triebfeder, dass ich das, was ich mir vorstellen kann, auch erreichen kann.

Und Gott kann ich mir nicht vorstellen – oder doch? Haben wir Jesus noch nicht kennenlernen dürfen? Haben wir sein Leben und was Er uns damit sagen will, nicht erkannt? Haben wir seine Botschaft, an die Liebe zu glauben und sie im Glauben umzusetzen, nicht begriffen? Die Muttergottes sagt uns, dass wir uns von unserer Scheinwelt bestimmen und ablenken lassen, Gott mehr und mehr zu erkennen. Die Realität in unserem Leben ist so nüchtern und so wenig begehrlich, dass uns nur der Schein, die Illusion damit beschäftigen lässt.

Ein Beispiel: Das Auto ist für die meisten Menschen zum Götzen geworden. An und für sich ist das Stoffliche beim Auto uninteressant. Das Material und seine Verarbeitung kostet, ist aufwändig und nur bedingt verlässlich. Die Gefühle, die wir damit verbinden, sind unterschiedlich von dem, der fährt, der mitfährt, der mitfahren muss, der mitfahren darf, der auch gerne dieses Fahrzeug steuern und besitzen würde, der dieses Vehikel radikal ablehnt und und, und... Jeder für sich erlebt eine andere Welt, obwohl es für jeden das gleiche Gefährt ist. Oder der erste Schnee. Dieselbe Materie unterschiedlich in der Welt des Erlebens für Kinder, ältere Menschen, Autofahrer, Wintersportler usw. Es ist nur eine Scheinwelt, die uns die jeweilige Welt als unsere Wirklichkeit vorgaukelt. Die Wirklichkeit ist für jeden etwas anderes.

Vor Kurzem hatte ich ein diesbezügliches Gespräch mit dem Herrn. Ich kniete schon über eine Stunde anbetend vor dem geöffneten Tabernakel. Ich war ganz allein, mir war kalt und ich war sehr müde. Ich wollte gehen. Dann stellte ich Jesus folgende Frage: Herr, Du weißt doch, wie sehr ich Dich liebe. Du weißt es von den vielen Gebeten in der Nacht, am Morgen, wenn alles um mich herum noch schläft, in dem regelmäßigen und so häufigen Empfang der Sakramente, den Gesprächen, in denen ich meinen Mitmenschen von Dir erzähle, in der Art und Weise wie ich kniend Dich in der hl. Kommunion empfange – neben den spürbar neugierigen Blicken der Umstehenden -, in den unterschiedlichsten Taten der übenden Nächstenliebe und all die anderen Gaben, die mein hl. Engel Dir bei der Gabenbereitung auf den Gabentisch legen darf, Du weißt von den Tränen der Ergriffenheit so manchen Kommunionempfanges, wenn ich das Schluchzen zu verbergen suche, wenn alle in das Vaterunser-Gebet einstimmen und viele andere Begebenheiten. Ich habe so oft eine unstillbare Sehnsucht nach Dir und jetzt – jetzt bin ich bei Dir und jetzt will ich auf einmal fortgehen, nur wegen ein bisschen Kälte und Müdigkeit. Ich versteh mich nicht. Verstehst Du das?

Und Jesus ließ mich verstehen: „Alles ist im Glauben verpackt, sonst wäre es ohne Wert. Das ist die Prüfung, die notwendig ist, um es zu einem Geschenk zu machen. Dieser Glaube daran ist der Wertmaßstab Deiner Liebe zu mir. Je mehr es dich kostet, desto mehr Glauben musst Du aufbringen und desto mehr Liebe beweist du mir.“

Versteht ihr, warum unsere liebe Muttergottes das Novenen-Kreuzzugsgebet Nummer 130 von uns gebetet haben will? Ein Gebet, eine halbe Minute lang, drei Mal am Tag, sieben Tage pro Monat mit einem Fasttag? Diese Geringfügigkeit kann doch nicht ausschlaggebend sein, damit allen Seelen Immunität vor dem Feuer der Hölle gewährt und Erlösung geschenkt werden wird. Sie sagt: Mein Sohn wünscht, dass jede Seele gerettet werden soll, wie schwer ihre Sünde auch sein mag.

Und doch ist das möglich mit dieser einfachen Gebetsübung. Ja, dass ist das Wesen des Glaubens: darauf in der gewünschten Weise zu reagieren, gleichgültig ob man es versteht oder nicht. Mit dem Zeugnis des Glaubens erhält das Gebet seinen Sinn, und es wird vollbracht. Glaubt nur! Bitte, glaubt es mir. Die Frage nach der Zeit ist ein Zweifel an der Gültigkeit des Glaubens und setzt ihn in seiner Wirkung herab, je länger man zweifelt.

In euren Zuschriften finden sich – natürlich, wir sind alle nur Menschen und wir alle befinden uns auf dem Weg – eine Menge Begebenheiten wie wir unser Ja Gott gegenüber in Zweifel stellen. Nur dem Gedanken im Zweifel nachzuhängen bedeutet, bereit zur Diskussion zu sein. Und wer wird diese Diskussion gewinnen und dann den Gewinn davontragen?

Ich wünsche euch allen ein inniges Erleben der Menschwerdung Christi und dass wir es nicht allein als äußeres Zeichen festhalten, sondern in der Tiefe die wahre göttliche Botschaft dahinter erfahren dürfen.

Walter