2724.

12.04.2014

zu 2714

vielleicht bringt ein Auszug aus dem Gottmensch betreffend der Ehebrecherin im Tempel Klarheit und Jesu Antwort auf „SÜNDEN STREICHELN”. Jesus beantwortet uns in folgender Weise unsere Fragen:

hier der Auszug nachdem die Pharisäer die auf frischer Tat ertappte Sünderin vor IHN geschleift hatten:

Endlich spricht er (Jesus): «Wer von euch ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein auf sie.» Seine Stimme gleicht dem Donner, begleitet von den noch lebhafteren Blitzen seiner Augen. Jesus, die Arme vor der Brust gekreuzt, steht aufrecht da wie ein Richter, der wartet. Sein Blick läßt ihnen keine Ruhe. Er forscht, durchdringt, klagt an.

Zuerst einer, dann zwei, dann fünf und schließlich in Grüppchen entfernen sich die Anwesenden mit gesenktem Haupt. Nicht nur die Schriftgelehrten und die Pharisäer, sondern auch die, die sich schon zuvor um Jesus geschart hatten, und andere, die nähergetreten waren, um seine Ansicht und die Verurteilung zu hören, und die zusammen mit den übrigen die Schuldige beschimpft und ihre Steinigung gefordert hatten.

Jesus bleibt allein mit Petrus und Johannes zurück. Die anderen Apostel sehe ich nicht.

Jesus hat wieder begonnen zu schreiben, während die Ankläger geflohen sind, und nun schreibt er: «Pharisäer ... Nattern... Gräber voller Unrat... Lügner... Verräter... Feinde Gottes ... Beleidiger seines Wortes...»

Als der ganze Hof sich geleert hat und ein großes Schweigen eingetreten ist, hört man nur noch das Rauschen des Windes und das Plätschern eines Brünnleins in einer Ecke. Da erhebt Jesus sein Haupt und schaut sich um. Sein Antlitz ist nun ruhig, traurig, aber nicht mehr erzürnt. Er blickt Petrus kurz an, der sich etwas entfernt und an eine Säule gelehnt hat, und dann Johannes, der fast hinter ihm steht und ihn mit seinen liebevollen Augen anschaut. Der Schatten eines Lächelns gleitet über das Antlitz Jesu, als er Petrus ansieht, und als er den Blick auf Johannes richtet, wird es lebhafter. Zwei verschiedene Lächeln.

Dann betrachtet er die Frau, die immer noch weinend zu seinen Füßen liegt. Er beobachtet sie. Sie richtet sich auf und bringt ihr Gewand in Ordnung, als wolle sie sich auf den Weg machen. Jesus gibt den beiden Aposteln einen Wink, sich zum Ausgang zu begeben.

Als sie allein sind, ruft er die Frau: «Frau, höre mir zu. Schau mich an.» Er wiederholt seinen Befehl, da sie nicht wagt, ihr Haupt zu erheben. «Frau, wir sind allein. Schau mich an.»

Die Unglückliche erhebt ihr Gesicht, auf das Tränen und Staub eine Maske der Demütigung gezeichnet haben.

«Frau, wo sind deine Ankläger?» Jesus spricht leise, mit mitleidigem Ernst. Sein Antlitz und sein Körper neigen sich leicht über dieses Elend auf dem Boden, und mit Augen voll des Erbarmens und der Aufmunterung fragt er: «Hat dich niemand verurteilt?»

Die Frau antwortet zwischen zwei Seufzern: «Niemand, Meister.»

«Auch ich verurteile dich nicht. Geh und sündige nicht mehr. Geh nach Hause und bitte Gott und den Betrogenen um Verzeihung. Mißbrauche nicht die Güte des Herrn. Geh.»

Er hilft der Frau aufzustehen, indem er ihre Hand nimmt. Aber er segnet sie nicht und sagt auch nicht den Friedensgruß. Er sieht sie fortgehen mit geneigtem Haupt und etwas wankend unter dem Gewicht ihrer Schande, und als sie verschwunden ist, geht auch er mit den beiden Jüngern.

547. «DER SCHULDIGEN WEISE ICH DEN WEG DER RETTUNG»

Ich gebe ihr nicht den Frieden und den Segen, weil ich bei ihr noch nicht die entschiedene Absage an die Sünde gefunden habe, die erforderlich ist, um Verzeihung zu erlangen. In ihrem Fleisch und leider auch in ihrem Herzen herrscht nicht der Abscheu vor der Sünde. Maria von Magdala hatte, als sie mein Wort begriff, Abscheu vor der Sünde und war zu mir gekommen mit dem unbeugsamen Willen, ein anderer Mensch zu werden. In dieser Frau jedoch schwankten die Stimmen des Fleisches und des Geistes noch. Sie konnte in der Verwirrung der Stunde noch nicht die Axt an den Wurzelstock des Fleisches legen und ihn ausreißen, um befreit von ihrer Last sehnsüchtig dem Reiche Gottes entgegenzugehen; befreit von dem, was zum Untergang führt, und bereichert mit dem, was Rettung bedeutet.