3034.

23.06.2014

zu 3025

„Der Balken im Auge“

Liebe Magdalena,

Zu deiner Zuschrift 3025 möchte ich gerne etwas sagen. Seit längerer Zeit drängt es mich vor dem Verurteilen zu warnen, nicht, dass ich etwa glauben würde, die Schreiber dieses Forums wären besonders stark davon betroffen, sondern weil ich bei mir selber erkenne, wie sehr die unvoreingenommene Herzlichkeit gegenüber meinen Brüdern und Schwestern leidet, sobald ich irgendein Urteil über eine Personen in meinem Herzen trage. Weil ich von der zerstörerischen Kraft des Verurteilens, des Richtens weiß, versuche ich mich davor zu schützen. Dabei erkenne ich, wie stark der Widersacher an mir arbeitet, um mich möglichst doch zum Verurteilen zu verführen. Wenn wir den Bruder unter vier Augen in Liebe auf seine Sünde hinweisen, dann hat das nichts mit Verurteilen zu tun. Ganz im Gegenteil, hier zeigt sich die Liebe zum Bruder. Die Sorge um das Seelenheil des Bruders führt zu diesem Handeln. Jesus sagt, dass wir niemals in Seinem Namen über andere Menschen richten dürfen, nicht über jene, die den Herrn ablehnen und auch nicht über jene, die den Herrn annehmen. Richtet nicht, auf dass ihr nicht gerichtet werdet. Richten lässt sich auch mit Verurteilen bezeichnen. Für die Verstorbenen beten wir: "Herr schaue auf ihren Glauben, den keiner kennt wie Du." Damit anerkennen wir unsere Unfähigkeit zur Seelenschau. Nur wer absolut sündenfrei wäre, könnte ein halbwegs wahrhaftes Urteil fällen, doch das bleibt reine Theorie, weil niemand vollkommen sündenfrei, vollkommen heilig ist, außer unser Herr Jesus Christus und Seine wie auch unsere Heilige Mutter Maria. Das menschliche Urteil über einen Bruder, ob es nun mit großer Kritik oder überschwänglichem Lob einhergeht, ist zu neun/zehntel dem Irrtum unterworfen, weil unsere menschliche Objektivität durch einen mächtig dicken Balken in den Pupillen beeinträchtigt ist. Je kleiner dieser Balken wird, umso kleiner wird das Bedürfnis zum Richten. Bemühen wir uns für die Schwächen und Sünden unserer Brüder und Schwestern ebensoviel Nachsicht und Vergebung zu üben, wie für unsere eigenen Schwächen und Sünden. Verurteilen und Richten verhärtet uns und den, den es trifft. Liebe dagegen, gewährt dem Nächsten große Nachsicht und Vergebung. Liebe ist der Tod der Sünde. Gott sei Dank.

Johannes