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14.07.2014

Gedanken zum rechten Beten (siehe auch Zuschrift 3061 und 3102)

Ich weiß nicht, wie es euch geht, wenn ihr euch manchmal dabei ertappt habt, dass die Gebete die ihr gerade gebetet habt, weit davon entfernt waren „mit dem Herzen gebetet zu haben“. Hand aufs Herz, mir geht es schon oft so. Ich erlebe mich oft dabei, dass ich in Gedanken abschweife oder , dass ich „stecken“ bleibe, dass ich auch eingeschlafen bin usw. Und dann noch der böse Feind mit seinen tausend Ablenkungen.

Ich erlebe Zeiten totaler Trockenheit und muss mich dann wirklich aufraffen, trotzdem weiter zu beten. Weil ich weiß, dass diese Phasen wieder vergehen, bleibe ich dran und bete weiter, auch wenn er mir schwer fällt. Da hilft mir auch das Pflichtbewusstsein und das Wissen. Würde ich jetzt nicht weiter machen, wäre es mit dem häufigen Beten zu Ende. Manchmal werde ich dann auch von Gott belohnt für das Durchhalten. Ich erlebe dann wieder Zeiten größerer Intensität und Hingabe im Gebet. Denn aus dem Gebet schöpfe ich IMMER Kraft, egal wie ich gebetet habe.

Einige wunderbare Gedanken zum Gebet habe ich in dem Buch „Aufrichtige Erzählungen eines russischen Pilgers“ (Verfasser unbekannt) herausgegeben von P. Emmanuel Jungclaussen, Benediktiner der Abtei Niederaltaich (Herder Verlag). gefunden, die ich euch hier mitteilen möchte. Mir haben diese Worte einmal große Erleichterung gebracht, als ich mich in einer Zeit geistiger Trockenheit und Dürre befand. Das Gebet ist immer gut! Also hier die Auszüge aus dem Buch:

……..Das wahre Gebet hat seine eigenen Bedingungen: Es muss reinen Herzens und reinen Sinnes dargebracht werden, voll flammenden Eifers, mit größter Aufmerksamkeit, in bebender Andacht und in tiefster Demut. Wer aber würde nicht bei gewissenhafter Prüfung damit einverstanden, sein, zugeben zu müssen, dass er weit entfernt ist von den oben geschilderten Vorbedingungen für ein wahrhaftes Gebet, dass er sein Gebet eher der Not gehorchend verrichtet, eher sich selber zwingend als aus Neigung, aus Liebe zum Gebet? Das wird auch von der Heiligen Schrift bezeugt: es fehle dem Menschen an Kraft im Festhalten, und er könne seinen Geist nicht ganz frei erhalten von abwegigen Gedanken: „Der Menschen Sinnen und Trachten ist böse von Jugend auf“, Gott allein könne uns ein neues Herz schaffen und einen neuen gewissen Geist geben. Beides, dass Wollen und das Vollbringen, ist Gottes. Und Paulus bestätigt dasselbe mit den Worten: „Mein Geist betet, aber mein Verstehen bleibt ohne Frucht“, (1 Kor 14, 14) und „Wir wissen nicht, was und worum wir bitten“ (Röm 8, 26). Daraus folgt, dass wir in unserem Gebet die wesentlichen dazugehörigen Eigenschaften nicht entdecken können!

„Was ist nun angesichts der Ohnmacht eines jeden Menschen, aus eigenem Willen und eigener Kraft die Seele zu retten, überhaupt möglich? Ohne Gebet kann er keinen rechten Glauben erwerben, und ebenso steht es um die guten Werke; schließlich ist er außerstande, wahrhaft zu beten. Was verbleibt dann noch, was wäre seiner Freiheit und seinen Kräften vorbehalten, damit er nicht zugrunde geht, sondern sich errette? Da jedes Tun seine Eigenschaft hat, so hat der Herr dieselbe seinem Willen und seiner Gnade vorbehalten. Aber um deutlicher zu zeigen, dass der Mensch vom Willen Gottes abhängt, und um ihn tiefer in die Gesinnung der Demut zu versenken, überließ Gott dem Willen und den Kräften des Menschen lediglich die Quantität des Gebetes, indem er ihm auftrug, unablässig zu beten: zu jeder Zeit, an jedem Ort. Dadurch wird auch die geheimnisvolle Art und Weise offenbart, dass wahre Gebet zu erlangen und damit auch den Glauben und Erfüllung der Gebote und das Heil überhaupt. Also ist der Anteil des Menschen die Quantität. Seinem Willen ist die Häufigkeit des Gebetes überlassen. Genauso lehren darüber die Kirchenväter. Der heilige Makarios der Große sagt: „Irgendwie zu beten (aber häufig) liegt in unserem Willen, aber wahrhaftig zu beten ist ein Gnadengeschenk.“ Der ehrwürdige Hesychios sagt: „Die Häufigkeit des Gebetes wird zur Gewohnheit und dann zur zweiten Natur des Menschen, und ohne eine häufige Anrufung des Namen Jesu Christi ist es unmöglich, dass Herz zu reinigen.“

Der ehrwürdige Kallistos und Ignatios raten vor allem anderen frommen Tun vor allen anderen Tugenden, mit dem Gebet im Namen Jesu Christi zu beginnen, und zwar häufig zu beten, ohne Unterlass, denn die Häufigkeit des Gebets würde auch das unreine Gebet zur Reinheit führen. Der selige Diadochos stellt fest, wenn nur der Mensch so oft als möglich den Namen Gottes anriefe (betete), so könne er nicht in Sünden verfallen. Wie wohlerfahren, wie weise und herzensnahe sind doch diese praktischen Anleitungen unserer Väter! In wohlerfahrener Schlichtheit werfen sie ein helles Licht auf die Art und Weise und auf die Mittel, die zur seelischen Vervollkommnung hinführen. Welch Gegensatz zur rein theoretischen Vernunft und deren sittlichen Anleitungen! …..(Buch Seiten, 193, 194, 195)

und …..

….. Findest du in dir selber die Kraft nicht, Gott im Geist und in der Wahrheit anzubeten, hat dein Herz die Wärme und die Süße im geistlichen und inneren Gebet noch nicht geschmeckt, so bringe du als Gebetsopfer dar, was du kannst, was deinem Willen entspricht, was deinen Kräften gemäß ist. Mögen die niederen Organe deines Mundes sich eher mit dem häufigen unabänderlichen Gebetsanruf in Einklang befinden als dein Herz, mögen dieselben oft, unablässig den mächtigen Namen Jesu Christi anrufen! Das macht keine große Mühe und entspricht jedermanns Können. Zudem wird da ja auch im wohlerprobten Gebot des heiligen Apostels verlangt: „Durch ihn also lasst uns Gott allzeit darbringen das Opfer des Lobes, dass ist die Frucht der Lippen, welche seinem Namen bekennen.“ (Hebr. 13,15)

Die Häufigkeit des Gebetes wird gewiss zur Könnerschaft hinführen und zur zweiten Natur werden und wird mit der Zeit auch Geist und Herz in die entsprechende Stimmung versetzen. Stelle dir dabei vor, wenn der Mensch regelmäßig dieses eine Gebot Gottes vom unablässigen Gebet erfüllte, so hätte er mit dem einen auch alle anderen Gebote erfüllt, denn wenn er ohne Unterlass zu jeder Zeit und bei jeglichem Tun oder bei jeder Beschäftigung betet, im Inneren den göttlichen Namen Jesu Christi anruft, wenn auch anfangs ohne warmes Herzensempfinden und ohne Eifer, ja, selbst wenn er sich nur dazu zwingen müsste, so hätte er dann eben doch keine Zeit für sinnliche sündhafte Zerstreuungen. Jeder freventliche Gedanke würde auf Widerstand in ihm selber stoßen und könnte sich nimmer verbreiten. Jedes sündhafte Tun würde nicht so überlegt werden, als wenn der Geist müßig umherirrt: alles Geschwätz und Gerede würde eingeschränkt werden oder gänzlich aufhören, ein jedes Tun würde sogleich durch die gnadenreiche Kraft des so häufig angerufenen Namens Gottes gereinigt sein. Die häufige Übung des Gebets würde die Seele oft von sündigen Tun weglocken und dich hinführen zum wesentlichen Wissen, zu der Vereinigung mit GOTT! Siehst du nun, wie wichtig und notwendig die Quantität beim Gebet ist. Die Häufigkeit des Gebets ist der einzige Weg, um zu reinem und wahrhaftem Beten zu gelangen; es ist die allerbeste, allerwirksamste Vorbereitung zum Gebet, ja, der zuverlässige Weg zur Erreichung des Gebetszieles und der Rettung!

Zwecks weiterer Befestigung deiner Überzeugung betreffs der Notwendigkeit und Fruchtbarkeit des häufigen Gebets merke dir so fest als nur möglich:

1.    Jegliche Wallung, jeder Gedanke an das Gebet ist Wirkung des Heiligen Geistes und Stimme des Schutzengels.

2.    Der Name Jesu Christi, im Gebet angerufen, enthält in sich selber die selbstseiende und selbstwirkende Kraft der Gnade, und darum

3.    lasse dich nicht beirren, wenn dein Gebet trocken oder unrein ist, und warte mit Geduld auf die Frucht der häufigen Anrufung Gottes. Höre nicht auf sinnlose, ja kindische Einflüsterungen der eitlen Welt so, als wäre ein unablässiges, aber kaltes Anrufen ein unnützliches Geschwätz. Nein! Die Kraft des Namens Gottes und die Häufigkeit der Anrufung werden zur rechten Zeit Frucht tragen! … (Buch Seite 196, 197)

und weiter ……

…….Was nun die Schriftstellen betrifft, die Sie als Beweis für ihre Entgegnung anführten, so findet man bei genauerer Betrachtung dieser Stellen auch die Erklärung. Ein heuchlerisches Ehren Gottes, ein Sich-dessen-Rühmen oder ein hinterlistiges Rufen: Herr, Herr! wird von Jesus Christus darum getadelt, weil die vermessenen Pharisäer ihren Glauben an Gott nur auf der Lippe trugen und weil sie denselben nicht im mindesten in die Tat umsetzten und ihn nicht mit dem Herzen bekannten, Ihnen gilt das; also bezieht es sich nicht auf das Sprechen des Gebets, von dem Jesus Christus ausdrücklich lehrt dass man allzeit beten und nicht nachlassen müsse (das heißt nicht müde werden dürfe). So gibt denn auch der heilige Apostel Paulus den Vorzug den kurzen, verständlich gesprochenen Worten, ……. auf das eigentliche Gebet, wovon er positiv sagt: „Betet ohne Unterlass!“ (1 Thess 5, 17). … (Buch Seite, 207, 208)

Seit ich diese weisen Zeilen gelesen habe, bin ich viel entspannter beim Verrichten meiner Gebete, denn ich weiß, Gott sieht in mein Herz. Er sieht meine Gesinnung. Es macht mich erbärmliche, große Sünderin wertvoll. Auch wenn ich mal rein mechanisch bete, Hauptsache ich bete! Es ist wunderschön von Gott die Gnade zu erhalten mit Freude für die Bekehrung der Sünder und zur Rettung der Seelen zu beten.

Gott zum Gruße! Manuela