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27.09.2014

Ihr Lieben,

vermutlich habt ihr alle mitbekommen, was die letzten Wochen so geschehen ist. Aber alles wisst ihr nicht.

Ihr kennt doch alle den Jesus, nicht? Diesen lieben, großen Hirten mit den rotblonden Haaren, den blitzblauen Augen, dem Bart und den Sandalen. Manchmal trägt er sogar seinen Heiligenschein offen, meistens aber nicht. Wisst ihr warum? Weil er so hell ist, dass die Schafe nachts nicht schlafen könnten und weil Jesus so demütig ist und die Tiere nicht beschämen möchte, die doch keinen selber haben. Außerdem würden die Tiere zu deutlich ihre Schmutzflecken sehen. Deshalb steckt er ihn in seine Hirtentasche hinein.  Der Jesus hat ganz, ganz viele Schafe, überall auf der Welt wohnen sie, sind aber unterschiedlich. Einige blöken mä, andere määähh, andere mämä, je nach Schafstallabteilung. Wenige sind ganz weiß (leider), viele haben Flecken in der Wolle. Es gibt sogar total schwarze. Unter all diesen befinden sich Ärzteschafe, Kinderschafe, Schafe aus anderen Berufen, Leserschafe, Schreiberschafe und auch Apostolatsschafe, Gebetskreisschafe. Man war zufrieden, fraß, blökte, schrieb und las. Doch plötzlich änderte sich alles. Unruhe brach aus. Das oberste Apostolatsschaf wollte unbedingt Urlaub machen. Jesus äußerte sich anscheinend nicht negativ und so war die Herde, na ja, ein wenig heimatlos. Ich weiß das genau, ich habe es mitbekommen. Nach einer Übergangszeit der Ruhe und Kontemplation fingen die Leserschafe an, sich Themen zu suchen. Folgendes bekam ich so mit:

George Clooney heiratet — interessiert doch kein Schaf/ die wollen Bergoglio als Vorsitzen des 1. FC Antarktis — waas? Bloß den nicht/ Kardinal Kasper hat rote Schuhe gekauft — ha, ha, der war gut, selten so gelacht! / Käßmann wird katholisch — bitte? Ich brech zusammen/ wer schreibt über die Synode? - wat gibbet da zu essen?- Und so weiter, und so weiter. Aber schriftlich wurde nichts fixiert. Man ahnt schon, was kommen musste: das Apostolatsschaf kam mehr oder weniger erholt zurück. Es sah, dass anscheinend nicht viel getan worden war und hat die Schafe echt abgebürstet. Die Sensiblen unter ihnen weinten heiße Tränen, so dass die Wolle verfilzte, den Schreiberschafen stockte die Tinte im Kuli, die Leserschafe wimmerten vor Mitleid. Aber keines, keines ging zu Jesus, um sich zu beschweren. Nein, sie überlegten furchtbar, wie man das oberste Apostolatsschaf besänftigen könnte. Sie sangen leise Blöklieder, grasten mit tief gebeugtem Kopf vor sich hin und trauerten der vergangenen Zeit hinterher. Und das sah der Hirte, all den guten Willen . Und er griff ein! Er zog seinen Heiligenschein ein ganz, ganz wenig aus der Hirtentasche heraus. Welch ein wohltuendes Licht breitete sich über alle Schafsvölker aus. Die Schreiberschafe schwangen plötzlich die Kulis und hatten super Ideen, Die Leserschafe überlegten, ob sie ihre Schüchternheit ablegen und auch mal sich melden sollten, das oberste Apostolatsschaf aber fing an, die Herde zu kraulen. Tja, und was die Zukunft so bringt, weiß ich nicht, bin ja nur ein Schreiberschaf, die Zukunft kennt nur unser, von uns allen geliebter Hirte.

Liebe Grüße, Petra