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07.11.2014

Auszüge aus einem Interview mit Hw Prof. May in der „Kirchlichen Umschau“ vom März 2013 noch VOR der Wahl von Papst Franziskus; heute wissen wir um die Realität dieser letztjährigen gleichsam prophetischen Aussagen:

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„Der neue Papst steht vor der Aufgabe, den glaubensmüden katholischen Christen Sinn und Notwendigkeit der Mission wieder deutlich zu machen. Das verwaschene Gerede von der Heilsmöglichkeit der Nichtchristen ist durch die klare Verkündigung Jesu und der Apostel zu ersetzen. Unser Auftrag ist und bleibt, die gesamte Menschheit in der Kirche Christi zu versammeln. Ich bin mir nicht sicher, dass dieser Prozess von dem neuen Papst aufgehalten werden kann. Ich warne vor unbegründetem Optimismus. Es kann noch schlimmer werden.

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Was die große Mehrheit der Getauften begehrt, ist eine anspruchslose Glaubenslehre und eine billige Sittenlehre. Alles, was Forderungen an das Denken und den Lebenswandel stellt, soll abgeschafft werden. Die Masse der Katholiken lässt sich von der Hierarchie nichts mehr sagen, was gegen ihre Wünsche und Bedürfnisse geht. Wir müssen erstens den Glauben ohne Abstriche und Konzessionen festhalten. Den Halt bietet die Tradition der Kirche.

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Jetzt ist keine Zeit für Synoden, Dialogprozesse und Katholikentage, denn alle diese Erscheinungen sind willkommene Plattformen für die Systemveränderer. Nicht mit Reden und Mehrheitsbeschlüssen wird der Kirche aufgeholfen, sondern allein mit Taten, die vor Gott bestehen können. Wir können auch aus der Kirchengeschichte lernen, dass man mit der Herrschaft über die Medien ein ganzes Volk umkrempeln kann.

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Es war eine Großtat Benedikts, den Zugang zu der vorkoziliaren Liturgie wenigstens für alle Gutwilligen wieder erschlossen zu haben. Er hat sich damit um den Gottesdienst der Kirche in hohem Maße verdient gemacht. Der Lohn für diese Tat waren Rügen von seitens der Progressisten aller Ränge. Deswegen stehen wir nach dem Konzil vor einem Scherbenhaufen. Diese Versammlung mit all ihrem Aufwand hat keinen einzigen katholischen Christen gläubiger, frömmer und sittenreiner gemacht. Wohl aber hat sie die weit verbreitete Ansicht aufkommen lassen, der Weg zum Himmelreich sei ein Spaziergang. Eine Erneuerung der Kirche kann es nur geben, wenn sie sich vom Protestantismus eindeutig absetzt, denn der Protestantismus ist das Prinzip der Auflösung. Die Kirche braucht keinen Ökumenismus. Für den Verkehr mit Andersgläubigen hat sie das Gebot der Nächstenliebe. [….]

Für unerlässlich halte ich die volle Integrierung der Priesterbruderschaft St. Pius X. Die verheißungsvolle Initiative Benedikts XVI. ist nicht zu einem Ende gekommen. Es ist zu hoffen, dass es dem neuen Papst gelingt, die Restitution herbeizuführen. Wir brauchen die Priester der Bruderschaft.

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Ich halte es nicht für aus geschlossen, dass der neue Papst Anpassung und Nachgeben als geeignet ansieht, der Krisensituation der Kirche zu begegnen. Wenn ich an die Mehrheit der deutschen Bischöfe denke, kann man nur besorgt sein, falls ihre Einstellung sich im Kardinalskollegium durchsetzen könnte. Aber wie immer die Papstwahl aus gehen mag: Ich kann mich schon seit langem nicht des Eindrucks erwehren, dass es einem Menschen nicht gelingen kann, die chaotischen Verhältnisse in weiten Teilen der Kirche zu überwinden. Ich fürchte, dass Gott selbst eingreifen muss, um seine Kirche oder den Rest, der dann übrig bleiben wird, zu retten. Wie und wann dies geschehen wird, ist seinem Ratschluss zu über lassen.“