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13.02.2015

„Glauben — Hören — Vertrauen“

Von der Lehre der Wahrheit (Nach Thomas von Kempen)

Glücklich derjenige, den die Wahrheit durch sich selbst unterweist, nicht durch Bilder und verhallende Worte, sondern dem sie sich offenbart, so wie sie ist. Unsere Meinung und unser Sinn täuschen uns oft und wir erkennen nur wenig. Was nützt das viele Forschen über geheime und verborgene Dinge, über deren Unkenntnis wir im Gericht keine Rechenschaft zu geben brauchen! Es ist aber große Torheit, das Notwendige und Nützliche vernachlässigen und sich mit Dingen beschäftigen, die nur die Neugier reizen oder die sogar schädlich sind. Da trifft denn das Wort ein: „Wir haben Augen, und sehen nicht.“ Und was kümmern uns die Gattungen und Arten der Dinge?

 

Zu wem das ewige Wort redet, dem machen die verschiedenen Lehrmeinungen wenig Sorgen. Von diesem Einen Worte kommt Alles her, und alle Dinge verkünden auch wieder dieses Eine Wort, „welches da ist der Anfang, der auch zu uns redet.“ Ohne dieses Wort vermag niemand etwas recht zu verstehen oder zu beurteilen; wem aber dieses Eine Alles ist, und wer auf dieses Eine Alles bezieht und in ihm Alles sieht, der wird die Ruhe des Herzens finden, und den Frieden in Gott stets bewahren können. O Gott der Wahrheit, vereinige uns mit Dir in ewiger Liebe! Gar oft ist es uns zuwider, so mancherlei zu lesen und zu hören, denn dies ist Alles, was wir wünschen und verlangen können. Alle Lehrer sollen darum schweigen und alle Geschöpfe vor Dir verstummen, auf dass Du allein zu uns reden mögest.

 

Je mehr Jemand in sich gesammelt und von allem Äußeren gelöst, desto mehr und desto höhere Dinge wird er ohne Mühe verstehen, weil ihm von oben das Licht der Erkenntnis kommt. Ein reiner, aufrichtiger und verständiger Geist wird auch bei vielen Beschäftigungen nicht zerstreut, weil er alles zur Ehre Gottes tut und, frei von aller Eigenliebe, in nichts sich selber sucht.

 

Der Heilige Geist sät nur reine Wahrheit: Danke, Johannes