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29.12.2015

„Die Freude der Versöhnung“

Schon viele Male habe ich das Evangelium vom verlorenen Sohn gehört welcher nach eigensinnigen Irrwegen den Weg zurück zu seinem Vater antritt. Jedesmal erfreue ich mich an der vorwurfsfreien und vergebenden Güte des Vaters aber auch an der Ehrlichkeit und den Mut des Sohnes.

Dieser ist tatsächlich vom Tod zum Leben gekommen wie es der Vater seinem anderen Sohn erklärt. Ob oder was der heimgekehrte nach seiner Versöhnung noch an Buße zu tragen gehabt hat wird uns nicht berichtet, läßt sich aber denken. Das Hauptsächliche, dass Existentielle ist die Versöhnung, die Entscheidung über Leben und Tod, was wirklich ein Grund zur Freude und zum feiern ist. Lk 15,7 Ich sage euch: Ebenso wird auch im Himmel mehr Freude herrschen über einen einzigen Sünder, der umkehrt, als über neunundneunzig Gerechte, die es nicht nötig haben umzukehren.

 

Nach meiner Sicht bedeutet Umkehr, dass ich erkenne und bekenne auf dem falschen Weg zu sein, dass es mir leid tut vom richtigen Weg abgekommen zu sein und mit Entschiedenheit wieder auf den richtigen Weg einschwenken möchte. Hier ist uns die Vergebung gewiss und wir werden schon mit offenen Armen erwartet. Doch manchmal brauche ich etwas länger für Erkenntnis, Reue und Bekenntnis und rase so ohne Wasser in die Wüste, nur um verspätet zu erkennen, dass Hochmut und Stolz genau die Eigenschaften sind welche uns den Weg zurück zu unserem liebenden Vater versperren. Wer nicht hören will muss fühlen. Wenn wir deutlich erkennen könnten wieviel Gnaden sich hinter dem Leiden verbergen dann würden wir mit Freuden unser tägliches Kreuz tragen.

 

Die offenen Arme des Vaters zeigen sich auf unterschiedliche Art und Weise. Vor Weihnachten war ich in der Sakramentskapelle in Kevelaer vor dem Allerheiligsten, um mich auf die Beichte vorzubereiten. Die Situation war amüsant. Auf dem Dach hämmerten die Dachdecker, in der Kapelle war außer mir noch eine Frau mit einem kleinen Kind in Anbetung vertieft. Plötzlich beginnt die Frau mit schöner klarer Stimme das Lied; Lobet den Herren den mächtigen König der Ehren zu singen. Eine große Freude steigt in mir auf, ist es doch ein Lied welches ich schon seit Kindertagen gerne gehört und gesungen habe. Das kleine Kind bleibt ganz erfürchtig und ruhig vor dem Allerheiligsten sitzen, ich bin hoch erfreut über den Gesang der Frau und amüsiert von den Geräuschen der Dachdecker. Die Frau singt eine Strophe nach der anderen, es war wie Engelsgesang. Irgendwann ist auch die letzte Strophe zu Ende und die Frau geht mit dem Kind nach draußen. Tief berührt erkenne ich die offenen Arme des Vaters und gehe mit Freude und ohne den geringsten Widerstand zur Hl. Beichte.

Danke, Johannes