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6.04.2013

 

Da durch die Diskussionen über die Fußwaschung die Karfreitagspredigt von einigen Lesern vielleicht übersehen wurde, möchte ich auf einige ziemlich klare Aussagen vom Vatikanprediger Cantalamessa in der Karfreitagsliturgie hinweisen. Besonders bedeutend ist der Schluss, dass es nämlich darum geht, Trennwände abzureißen, die er im Absatz zuvor konkret beschreibt als: Überbleibsel (!) der Rituale, Gesetze und Streitigkeiten der Vergangenheit, sowie die Trennung der christlichen Kirchen.

Der Erzbischof Jorge Mario Bergoglio von Buenos Aires, jetzt Franziskus, kniet 2006 nieder und empfängt  den "Segen" von protestantischen Geistlichen und von Pater Raniero Cantalamessa

 

Soviel zum Programm von Franziskus, ungekürzt nachzulesen auf http://kath.net/news/40728:

„...

Der neue Himmel und die neue Erde haben bereits begonnen. Trotz aller Ungerechtigkeit, Armut und Gewalt dieser Welt, hat in ihm die endgültige Weltordnung bereits Fuß gefasst. Was unsere Augen sehen, könnte uns dazu verleiten, das Gegenteil zu glauben, aber in Wirklichkeit sind der Tod und das Böse schon für immer besiegt. Ihre Quellen sind versiegt; Jesus ist der Herr der Welt.

Das Böse ist an der Wurzel besiegt worden durch die Erlösung, die er gewirkt hat. Die neue Welt hat schon begonnen.

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In seiner Offenbarung fügt Johannes noch hinzu: ‚Siehe, er kommt mit den Wolken, und jedes Auge wird ihn sehen, auch alle, die ihn durchbohrt haben; und alle Völker der Erde werden seinetwegen jammern und klagen’ (Offb. 1,7).

Diese prophetische Aussage kündet nicht das letzte Kommen Jesu an, wenn die Frist zur Bekehrung abgelaufen sein und die Zeit des Gerichts kommen wird. Sie beschreibt vielmehr die Evangelisierung der Völker.

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Wir müssen unser Möglichstes tun, damit die Kirche niemals jenem komplizierten Palast ähnele, den Kafka beschreibt, und ihre Botschaft frei und freudig aus ihr hinaus kommen kann, genau wie in ihrer Frühzeit. Wir kennen die Hindernisse, die den Boten aufhalten können: Die Trennwände, angefangen bei denen, die die verschiedenen christlichen Kirchen voneinander trennen; dann ein Übermaß an Bürokratie, die Überbleibsel der Rituale, Gesetze und Streitigkeiten der Vergangenheit, die heute überholt sind.

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Es ist wie mit manchen historischen Gebäuden. Im Laufe der Jahrhunderte hat man sie den Bedürfnissen des jeweiligen Augenblicks angepasst und mit Trennwänden, Treppen, Zimmern und Zimmerchen angefüllt. Es kommt der Augenblick, da man merkt, dass all diese Anpassungen nicht mehr den aktuellen Anforderungen entsprechen, im Gegenteil sogar ein Hindernis darstellen, und dann muss man den Mut besitzen, sie alle abzureißen und das Gebäude wieder in den einfachen und klaren Zustand zurückzuführen, den es gleich nach seiner Erbauung besaß.

Das ist der Auftrag, den einst ein Mann erhielt, der vor dem Kreuz in San Damiano betete: ‚Franziskus, geh hin und stelle mein Haus wieder her’.

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Möge der Heilige Geist in diesem Augenblick, da für die Kirche eine neue Zeit anbricht, voller Hoffnungen und Versprechen, in den Menschen, die an ihren Fenstern sitzen, die Erwartung der Botschaft wieder wecken, und in den Botschaftern den Willen, sie ihnen selbst unter Lebensgefahr zu bringen“.