871.

24.04.2013

Hallo Ihr Lieben,

die Attacke durch einen Vater, die Du — lieber Stephan in Zuschrift 870 — schilderst, als Du dessen Kind darum gebeten hast, die Heilige Kommunion doch bitte in den Mund und nicht in die Tasche zu stecken, ist absolut erschreckend, kommt aber leider in ähnlicher Form immer wieder — besonders auch bei Erwachsenen — vor. Was Du getan hast, war mutig von Dir — aber absolut richtig. „Gebt das Heilige nicht den Hunden und werft eure Perlen nicht den Schweinen vor.“ (Mt 7,6)

Unser geliebter Herr Jesus Christus verdient die größtmögliche Anbetung, Verehrung und Hingabe.

Deshalb muss jedes entwürdigende Verhalten unterbunden werden — notfalls mit persönlicher Ansprache.

Wir haben das große Glück in unserer Gemeinde, einen sehr frommen, auch liebenswürdigen und sehr aufmerksamen Priester zu haben, der jeden Kommunikanten — sofern er es sieht — sofort dazu auffordert, die Heilige Kommunion in den Mund zu stecken, anstatt diese zum „Verzehr für unterwegs mitzunehmen“ oder sie gar in die Tasche stecken zu wollen. Er ist auch schon mal einem Gläubigen einige Meter hinterhergelaufen, als dieser einfach kommentar- und reaktionslos „verschwinden“ wollte.

Natürlich kann ein Priester oder auch ein Kommunionhelfer nicht immer mitbekommen, ob alle Kommunikanten sich richtig und würdig verhalten — aber falls jemand sich ganz „cool“ davonstehlen möchte, ist es wichtig, dass der Priester (oder eben notfalls ein aufmerksamer Gläubiger) ein solch entwürdigendes Verhalten sofort unterbindet.

Bei uns kommen auch manchmal Leute kaugummikauend zur Kommunion — auch hier verweigert unser Priester zunächst den Kommunionempfang und fordert sofort dazu auf, den Kaugummi aus dem Mund zu holen, damit er die Kommunion spenden kann.

Erstaunlicherweise „verlernen“ auch viele Kommunionkinder den richtigen und würdigen Kommunionempfang sehr schnell wieder, obwohl sie doch monatelang intensiv auf das Fest der ersten Heiligen Kommunion vorbereitet wurden und unser Pastor mit ihnen die richtige Körperhaltung intensiv einübte.

Bei Schulmessen, fiel sogar unserer Küsterin auf, wie andachtslos sich mehrere Viertklässler beim Kommunionempfang verhielten, kaum das deren Erstkommunion vorbei war. Den Kindern kann man keine Vorwürfe machen, solange die Eltern kein gutes Beispiel geben bzw. solange sie kein Vorbild sind.

Vielen Christen scheint heutzutage leider der Wert dieses kostbarsten göttlichen Geschenkes überhaupt — in keinster Weise — bewusst zu sein.

Ich hoffe und bete, dass allen bewusst sein möge, dass der Göttliche Jesus ganz real und wahrhaftig mit Seinem Heiligen Leib zu den Menschen kommt — und dass es sich bei dem Stückchen Brot eben nicht um eine „Belohnung“ oder „Tradition“ handelt und dass es auch nicht darum geht, „gesehen“ zu werden.

Unser Priester hat auch eine sehr gute Idee, wie er den lieblosen, unwürdigen oder gleichgültigen Empfang der Heiligen Kommunion verhindern bzw. ein wenig vermindern kann:

Er predigt über den würdigen und richtigen Empfang des Heiligen Leibes Christi und weist auch auf Pannen /Peinlichkeiten/falsche Körperhaltung hin und erklärt, wie man diese einfach vermeiden kann.

Diese Predigt gibt es bei uns seit einigen Jahren immer am Weißen Sonntag, wenn erfahrungsgemäß viele Christen in der Kirche sind, die normalerweise eher „seltene Kirchgänger“ sind.

 

Hinsichtlich des allgemeinen Glaubensabfalls:

1. Ist Euch — liebe Geschwister im Glauben — schon einmal aufgefallen, wie viele Christen sich mittlerweile — von ihrem Verhalten aus betrachtet — überhaupt nicht mehr in der Kirche — in ihrem angeblichen eigenen Glauben — auskennen? Viele wissen überhaupt nicht (mehr), was sie da als Christen eigentlich glauben, und deshalb haben sie auch keine Ahnung davon, warum und wann sie stehen, sitzen oder gar knien sollen. Viele bekreuzigen sich nicht mehr beim Betreten oder Verlassen des Gotteshauses mit Weihwasser, und die Begrüßung Jesu mittels einer tiefen Kniebeuge oder — krankheitsbedingt — auch einer tiefen Verbeugung — in Richtung Tabernakel entfällt. Manch einer scheint sich daran zu erinnern, dass er ein Gotteshaus betritt, indem er / sie einen kleinen höflichen, und hektischen Knicks macht. Ein Knicks ist zwar höflich, aber er erinnert eher an einen protokollarischen „Hofknicks“ denn an eine würdige tiefe Kniebeuge oder Verbeugung vor dem großen Gott.

Kinder, die kein entsprechendes Vorbild haben, setzen sich wortlos oder schwatzend in die Bank. Manche wissen sogar, dass man — bevor man einen Platz hat — eine Kniebeuge machen soll. Sie drehen sich in Richtung Sitzbank, knicksen ihre Sitzreihe an und setzen sich dann schnell hin.

Weil ich meistens vorne — in der Nähe des Tabernakels knie oder sitze — weise ich die Kinder oft darauf hin, wo Jesus ist, zeige mit dem Finger in Richtung Tabernakel und sage ihnen, dass wir nicht die Bank begrüßen, sondern Jesus im Tabernakel. „Schau mal, da ist Jesus — im Tabernakel. Da sollt ihr eine Kniebeuge machen und Ihn begrüßen.“

Erwachsene lassen sich — Bekannten und Freunden winkend und grüßend — erwartungsvoll in die Bank plumpsen, als wäre man im Kino oder als gäbe es gleich ein Konzert oder irgendeine Aufführung. Das in der Kirche zunächst Jesus begrüßt wird, davon scheinen viele entweder noch nie was gehört zu haben oder sie ignorieren Unseren Herrn, weil es ziemlich uncool aussieht, sich so „altmodisch „klein“ zu machen bzw. sich vor einem „Gegenstand“ (dem Tabernakel) zu verbeugen.

2. Selbstverständlich soll man in der Kirche auch reden — nicht jedoch mit dem Sitznachbarn — sondern mit Jesus.

Für das normale „Geschwätz“ haben die Menschen in der Regel bis zu 23 Stunden pro Tag /Nacht Zeit. Kann es richtig sein, dass der Gastgeber — Jesus — noch nicht einmal in Seinem eigenen Haus begrüßt, geschweige denn, von seinen Gästen angesprochen wird?

Wie einsam wartet Er im Tabernakel auf Dich, auf mich, auf uns alle?

Wie hastig stürzen die meisten Christen nach der Heiligen Messe raus aus der Kirche? Verabschieden sie sich auch genauso vom Gastgeber einer Party? Wohl kaum — man hat doch „Anstand“ und wird sich wenigstens in Ruhe für die Einladung bedanken, um sich dann persönlich vom Gastgeber zu verabschieden.

3. Am Weißen Sonntag sitze ich — insofern ich keine Angehörige eines Kommunionkindes bin — meistens ganz hinten in der Kirche.

Jedes Jahr fällt mir auf, dass besonders nach dem Sanctus sich fast niemand mehr hinkniet. Über dreiviertel der Gläubigen bleiben einfach stehen, manche setzen sich auch wieder hin (man beschließt in der Regel, dass man jetzt lange genug gestanden hat!) und einige „Exoten“ knien sich hin. Leider habe ich meistens das Pech, dass so viele Leute vor mir stehen, dass mir (kniend) der freie Blick auf das Altargeschehen — die Wandlung — versagt bleibt. Meistens kann ich sogar kurz vor der Kommunion, wenn der Priester betet: Seht, das Lamm Gottes, das hinwegnimmt die Sünden der Welt“, eben nichts sehen, weil fast alle stehen bleiben, anstatt zu knien.

Was ich gerade geschildert habe, geht mir — nicht nur an besonderen Feiertagen  — so, sondern oft, wenn ich hinten sitzen muss. Das ist auch ein Grund, warum ich am liebsten immer möglichst vorne in der Nähe von Jesus (Tabernakel) bin, damit ich das „Elend“ hinter mir nicht sehen muss. Außerdem fällt mir auf, dass manche sich an meinem liturgischen Verhalten orientieren — sie wissen, dass ich mich „auskenne“ und machen das Stehen, Sitzen oder Knien dann einfach „nach“. So bin ich dann „Vorbild“, ohne es sein zu wollen — aber es ist okay — ich muss es mir ja nicht ansehen.

Ich finde es auch irgendwie peinlich, falls der Priester immer sagen muss: Wir knien jetzt oder wir stehen dazu auf usw. Unser Priester sagt das wirklich nur höchst selten einmal, weil er lieber darauf wartet, dass die Leute sich doch noch „richtig“ benehmen.

4. Heute war ich in einem anderen Dorf zur Messe und mir ist aufgefallen: Die allermeisten Kniebänke waren hochgeklappt. Natürlich weiß ich, dass man so beim Putzen besser in jede Ecke kommt — aber warum werden fast gar keine Kniebänke nach dem Putzen wieder heruntergeklappt bzw. man muss sie selbst herunterklappen? Wir sind so unwürdig, dass wir — sofern gesundheitlich nicht angeschlagen — so viel knien sollten, wie möglich:

„Der Mensch ist aufgrund des Makels der Sünde nicht würdig, vor mir zu stehen.“ (Zitat: Jesus aus Botschaft 765)

Ich bin dankbar für diese deutlichen Worte Jesu, und weil ich es mir schon sehr lange wünsche, fände ich es viel besser, dass Kniebänke zum Empfang der Heiligen Kommunion in allen Kirchen wieder eingeführt werden könnten.

Es wäre ja schon ein echter Fortschritt, dass man wenigstens die Wahl zwischen Kniebank und stehendem Empfang hätte, denn das „freie“ Hinknien vor der Kommunion ist — auch aus gesundheitlichen Gründen — leider oft nicht möglich. Sowohl das Hinknien als auch das Aufstehen fallen bei einer Kniebank wesentlich leichter, und mit Sicherheit wäre dann auch die Mundkommunion wesentlich einfacher und würde sich wieder eher verbreiten.

 

5.Anbetung der Heiligsten Eucharistie in der Monstranz:

Hier fällt mir auf, dass sich heutzutage kaum noch jemand hinkniet:

Das Verhalten ist wieder dreigeteilt in der bekannten Reihenfolge: Stehen, Sitzen oder vielleicht doch Knien?

Bei der Andachtsmesse mit sakramentalem Segen der Kommunionkinder und ihrer Angehörigen ist die Unsicherheit, was man denn jetzt machen soll, spürbar groß, sodass der Priester ständig „Hinweise“ geben muss.

6. Sowohl bei solchen Dankandachten als auch bei Taufen muss unser Priester die Gläubigen jedes Mal extra darauf hinweisen, sich doch bitte ein Gebetbuch zu nehmen, damit alle mitsingen und mitbeten können. Trotzdem ist es so, dass — gerade bei Taufen — meistens der Priester alleine singen muss und falls er Pech hat, muss er auch alle Gebete alleine sprechen, weil keiner sie mehr kennt. Bei Taufen singe und bete ich — wo erforderlich — grundsätzlich laut mit, denn feierlich ist eine Taufe nur — wenn der Priester nicht unentwegt „Selbstgespräche“ führen muss.

7. Mir ist es auch schon in einer anderen Kirche passiert, dass ich relativ spät dran war und leider kein Gebetbuch mehr da war.

Zwar kann ich die meisten Kirchenlieder auswendig mitsingen, aber so ein Buch gibt doch gleich auch wieder mehr Sicherheit.

Jedenfalls war ich traurig darüber, dass kein Gebetbuch mehr vorrätig war, — stellte aber zu meinem Erstaunen fest, dass viele Gläubige sozusagen demonstrativ ein Gebetbuch in der Bank liegen hatten, dieses aber während der Messe nicht ein einziges Mal aufgeschlagen hatten???

Ein geschlossenes und nicht benutztes Gebetbuch allein ist kein Garant für die würdige Mitfeier der Heiligen Messe.

Es stellt auch keine besondere Auszeichnung als besonders „frommer Christ“ dar, sondern dient einzig und allein dem Lobe und der Verherrlichung Gottes durch Mitsingen und Mitbeten.

Im Gebet weiterhin mit Euch verbunden

Regina