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27.04.2013

Botschaften und Interview von Erzbischof Martini

Sehr geehrte Mitleser,

in einer der letzten Zuschriften, wurde auf das Interview hingewiesen, das Erzbischof Marini der spanischen Zeitung El Pais gegeben hat. In Kenntnis der Botschaften, darf uns die Meinung des Erzbischofs nicht überraschen. Der Inhalt steht in Zusammenhang zu unseren Botschaften und zeigt uns den beklagenswerten Zustand der Kurie.

Ich betrachte das Interview vor dem Hintergrund, dass alle Probleme, die vor dem Ende des Pontifikates von Papst Benedikt XVI bestanden haben, wie die Vatileaksaffäre, der Pädophilieskandal, der Bericht der drei Kardinäle mit der Feststellung von Korruption und Homosexualität in der Kurie, Unregelmäßigkeiten und Geldwäsche bei der Vatikanbank sowie die systematischen Blockade des Papstes durch die Kurienverwaltung etc. heute nicht mehr diskutiert werden. Angeblich haben die Teilnehmer des Vorkonklaves aufgrund dieser Probleme größte Dringlichkeit für die Reform der Kurie festgestellt. So wird zumindest von Kardinälen berichtet. Trotzdem ist — ohne etwas Erkennbares zu tun — Ruhe eingekehrt. Die Hype (*) um den neuen Papst und den neuen Geist überstrahlt alles — alle Probleme. Es wird ein Beratergremium von 8 Kardinälen aus allen Erdteilen gegründet, das erstmals Anfang Oktober tagen soll. Für die im Vorkonklave geschilderte Dringlichkeit der Probleme ist diese Terminierung dem St. Nimmerleinstag für die Kurienreform gleichzusetzen. Sechs Wochen später, nachdem Benedikt XVI abgedankt (worden) und Franziskus gewählt worden ist, herrscht scheinbar Freude, Friede, Eierkuchen.

Als ersten von allen Kurialen empfängt Papst Franziskus Pietro Marini, den ehemaligen Sekretär von Annibale Bugnini und alten Zeremoniar von Johannes Paul II. Offensichtlich darf er sich Hoffnung auf einen Anstieg in der kurialen Karriereleiter machen. Das Internetmagazin für Kirche und Kultur nimmt an, dass er den Kardinalstaatssekretär Bertone beerben soll.

In diesem Kausal- und Zeitzusammenhang müssen wir die entlarvenden Worte von Piero Marini bewerten. Wir können in den Worten die Spitze des Eisberges der die Kirche bedrohenden und in den Botschaften beschriebenen Apostasie erkennen. Daher verweise ich zunächst auf das Interview von Marini:

Zunächst ist erstaunlich, wie offen und frei Erzbischof Marini spricht, seine der kirchlichen Lehre nicht konformen Moralvorstellungen artikuliert und seinem Hass auf Papst Benedikt freien Lauf lässt. Obgleich diese Worte viele Katholiken provozieren, ist sich dieser Mann sicher, dass diese Sätze seiner zukünftigen Karriere nicht hinderlich sind. „Er atmet frische Luft und neue Freiheit.“

Er hat am 04.04. 2013 als einer der ersten Prälaten mit Papst Franziskus gesprochen und hat die Freiheit, so zu sprechen, wie er es tat . Er wird wegen seiner Rede nicht ohne Rückfahrschein in die Mongolei versetzt werden.

Wir aber können jetzt nicht nur aus den Botschaften, sondern konkret aus der Terminologie des Interviews erkennen, welche furchtbaren Veränderungen uns oder die Kirche erwarten:

Ich schreibe diese Zeilen, weil ich fürchte, dass wir aus dem Interview von Erzbischof Marini den Beginn und die Zielrichtung der von vatikanischen Prälaten ausgehenden Apostasie erkennen können. Die Leser der Botschaften ahnen, dass zeitgleich mit dem neuen Pontifikat die „Sektenmitglieder“ nicht mehr nur im vatikanischen Hintergrund Zerstörung betreiben, sondern an die Öffentlichkeit treten. Das Interview war der Anfang.

In diesem Sinne herzliche Grüße und Gottes Segen

Ihr D. F.

(*)

Hype

1 künstliche Aufwertung bzw. übertriebene Präsentation einer Sache od. eines Ereignisses in der Werbung, z. B. eines Modetrends; das war nichts als ein großer ~

2 bewusst inszenierte Täuschung, Betrug [engl., »übertriebene Werbekampagne; großer Rummel«]