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2.05.2013

Zur Zuschrift 935

Wenn wir beten Dein Wille „geschehe“, bedeutet dieses auch, dass wir den von unserem Willen, unseren Berechnungen, unseren Erwartungen, unseren Vorwürfen, unseren Ängsten besetzten Platz vertrauensvoll räumen und ehrfürchtig in Demut zur Seite treten müssen, um Dem den Vortritt lassen, Dem alleine dieser Platz gebührt. — Es reicht nicht, dieses zu wissen, die Wahrheiten zu rezitieren, heilige Bücher zu lesen und nur mit dem Mund zu beten, sondern das Wort, das die Wahrheit und die gegebene Lehre ist, will gelebt sein und „geschehen“. — Es will lebendig werden! — Durch unseren Glauben, unsere Gebete und unser liebendes und uneigennütziges Handeln. Erst durch dieses Handeln und dieses Zur-Seite-Treten bringen wir die Heiligkeit in unsere Welt und in unsere Lebensbereiche zurück, die wir in all den vielen Jahren durch unseren Verstand, unserem Drang nach Effizienz und Gewinnmaximierung, unseren Stolz und unserem Wunsch nach Anerkennung verödet haben. — Wenn dieses „geschieht“, dann erst erschließt sich die Wahrheit im Herzen und lässt uns ehrfürchtig erschauern.

Deine vom Standpunkt des Verstandes berechtigt erscheinenden Fragen sind mit den verstandesmäßigen Möglichkeiten der Menschen nicht erfassbar. Deshalb findest du in den Botschaften und auch in einigen Zuschriften öfter Hinweise wie: „Mit dem Herz lesen“ — „mit dem Herzen verstehen“ oder auch „mit dem Herz beten“. — Dieses deutet auf die Notwendigkeit, alles „weltlich“ logische, kalkulierende Denken und Erwarten hinter uns zu lassen, um Dem lebendigen Geist Gottes die Ehre und den Platz zu geben, der Ihm gebührt. — Würde Gott (was Sein gutes Recht wäre) diesen Platz einnehmen, so würde Er damit unseren freien Willen einschränken. Wir wären im selben Augenblick zu Marionetten in Seiner Schöpfung geworden. — Dieses möchte Gott aus großer Liebe zu Seinen Kindern nicht. Welcher gute Vater würde seine Kinder zum Glück zwingen? — Jedes Kind müsste doch an einem solchen Vater, der im Sandkasten sitzt und alles besser weiß und alles besser kann, zerbrechen. Jedes Kind würde doch im Angesicht einer solchen Präsenz jeden Mut und jede Freude zum Lernen und zum Ausprobieren verlieren. Und so lässt Er uns trotz unserer Unvollkommenheit den Vortritt. — Dieses Geschenk des Vortrittes vor Ihm, Dem alle Ehre gebührt und Dem in Wahrheit der Vortritt vor allem anderen gebührt, finden wir auch in der Erlösung der armen Seelen oder auch im Gebet um die Barmherzigkeit „… für alle Deine Kinder die für Dich verloren sind“. — Wenn wir diese große Ehre des Vortrittes zum Heil, zum Lieben, zum Guten und zur Vermehrung der Wahrheit nutzen, so nutzen wir diese nicht wirklich selbst, da es nur Einen Geber aller Gaben und nur Eine Quelle alles Guten und Wahren gibt, so wirkt Gott, mit unserem Willen und unserer Erlaubnis durch uns zum Heil des Lebens! — Dadurch bleibt der freie Wille erhalten und die Ordnung gewahrt. — Diese Erklärung ist keineswegs erschöpfend. Wie könnte ich, als Mensch. euch die Schöpfungsgeheimnisse umfassend  erklären? — Dieses wäre ein eitles und stolzes Unterfangen. Wer aber diese Ansätze und Anregungen „beherzigt“, wird sehr bald merken, wie unendlich groß, wie unendlich liebevoll und heilig diese Seine Ordnung ist. — Der Kritiker, der mit seinem Verstand „das Haar in der Suppe“ sucht, wird sagen: Siehe da, habe ich es doch gewusst, dass wir nicht wirklich frei sind und Gott doch alles regelt. … Solche Menschen, die nicht wirklich glauben wollen und die im Grunde nur sich selbst vertrauen können, werden immer eine logisch klingende Erklärung finden, um in ihrem Selbst verbleiben zu können. Auch hier gilt der Grundsatz — Wer suchet, der findet!

Der Gläubige und Demütige im Herzen aber wird sagen:

„Oh du mein allerliebster, heiligster Vater, ich danke Dir, dass ich dank Deiner Gnade meine Brüder und Schwestern befreien darf aus ihrer Knechtschaft. Wie liebevoll und wunderbar Du doch alles gefügt hast, damit ich dereinst nicht nackt und, ohne etwas vorweisen zu können, vor Deinem Heiligen Antlitz stehe.“

Viele Betende verstehen nicht, dass das Gebet in zwei Richtungen wirksam ist. Es gewährt uns die Gnade unsere Welt und unsere verlorenen Geschwister mit Gottes Hilfe zu heilen, und gleichzeitig wird das Wort lebendig und wir können dadurch die Heilige Ordnung im Herz „begreifen“ (nicht verstehen).

Nutzen wir aber diesen Vortritt, um uns auf das Podest, das immer Gott gebührt und aus unserer Sicht frei bleiben muss, so stellen wir uns vor Gott und vor unsere Geschwister. Wir erhöhen uns in der Einbildung, wir würden diese Wunder und Gnadenakte selbst aus unserem Wissen heraus bewirken. So werden wir zu Sündern. Wir missbrauchen das schon lebendig gewordene Erhabene in uns und töten es damit ab. Das Menschliche und Weltliche drängt aber geradezu darauf, genau diesen Platz einnehmen zu wollen, um uns zu rühmen und um uns im Glanz der Anerkennung zu sonnen. — Je schwächer, ängstlicher und enttäuschter wir sind, umso größer dieser Drang. — So gilt es für jeden Gerechten zu jeder Zeit demütig und zurückhaltend zu sein. Selbst der kleinste Anflug von Stolz, auf was auch immer, sollte uns den Kopf senken lassen. Treten wir aus freiem Willen ehrfürchtig zur Seite und lassen Den Geist wirken der allein Gut und Heilig ist.

In Liebe für euch alle, ein Bruder im Geiste