08.07.2016

AUFFORDERUNG ZUM FURCHTLOSEN BEKENNTNIS

nach Maria Valtorta

«Seht, ich sende euch wie Lämmer unter die Wölfe. Seid daher klug wie die Schlangen und einfältig wie die Tauben. Denn ihr wißt, wie die Welt, in der es wahrlich mehr Wölfe als Schafe gibt, mich behandelt, der ich Christus bin. Ich kann mich mit meiner Macht verteidigen, und ich werde es auch tun, bis die Stunde des vorübergehenden Triumphes der Welt gekommen ist. Ihr aber habt diese Macht nicht und bedürft daher größerer Klugheit und Einfalt; und größerer Vorsicht, um vorerst dem Kerker und der Geißelung zu entgehen. Denn ihr vertragt jetzt noch nicht einmal einen spöttischen oder gehässigen Blick, obgleich ihr behauptet, euer Leben für mich hingeben zu wollen. Später wird eine Zeit kommen, in der ihr stark sein werdet wie Helden gegen alle Verfolgungen, ja stärker noch als Helden, mit einem für die Welt so unbegreiflichen Heldenmut, dass sie ihn Torheit nennen wird. Nein, es wird nicht Torheit sein: Ihr werdet durch die Liebe in vollkommener Weise an die Stelle des Gottmenschen treten und vollbringen, was ich schon getan habe. Um diesen Heldenmut verstehen zu können, muss man ihn sehen, studieren und vom überirdischen Standpunkt aus beurteilen. Denn er ist etwas Übernatürliches, dass alle Grenzen der menschlichen Natur übersteigt. Könige, Könige des Geistes werden meine Helden sein, in Ewigkeit Könige und Helden...

Zu dieser Zeit wird man Hand an euch legen und euch gefangennehmen; man wird euch vor die Gerichte schleppen, vor die Vorsteher und die Könige, damit diese euch richten und verurteilen wegen der großen Sünde in den Augen der Welt, Knechte Gottes, Diener und Verwalter des Guten, Lehrer der Tugenden zu sein. Und ihr werdet gegeißelt und auf tausenderlei Arten bis zum Tod gequält werden. Und ihr werdet Zeugnis von mir ablegen vor Königen, Herrschern und Nationen und mit eurem Blut bekennen, dass ihr Christus, den wahren Sohn des wahren Gottes, liebt.

Wenn ihr in ihren Händen seid, dann macht euch keine Sorgen darüber, was ihr antworten und was ihr sagen sollt. Eure einzige Sorge sei, euren Richtern und Anklägern nicht zu zürnen, da Satan sie so sehr auf Abwege führt, dass sie blind sind für die Wahrheit. Die Worte, die ihr sagen müßt, werden euch in diesem Augenblick eingegeben. Euer Vater wird sie euch auf die Lippen legen, so dass nicht ihr redet, um zum Glauben zu bekehren und die Wahrheit zu bekennen, sondern der Geist des Vaters wird es sein, der aus euch spricht.

Der Bruder wird den Bruder, der Vater den Sohn töten, und die Söhne werden sich auflehnen gegen ihre Eltern und sie dem Tod überliefern. Nein, verliert dann nicht den Mut und nehmt keinen Anstoß. Antwortet mir, welches ist für euch das größte Verbrechen: einen Vater, einen Bruder, einen Sohn oder Gott selbst zu töten?»

«Gott kann man nicht töten», sagt Judas Iskariot trocken.

«Das ist wahr. Er ist der unfaßbare Geist», bestätigt Bartholomäus. Und die anderen sind, obwohl sie schweigen, der gleichen Ansicht.

«Ich bin Gott und Fleisch», sagt Jesus ruhig.

«Niemand denkt daran, dich zu töten», entgegnet Iskariot.

«Ich bitte euch: beantwortet meine Frage.»

«Aber es ist selbstverständlich eine größere Sünde, Gott zu töten!»

«Nun gut: Gott wird vom Menschen getötet im Fleisch des Gottmenschen und in der Seele der Mörder des Gottmenschen. Und wie man ohne zu zaudern dieses Verbrechen begeht, werden ebenso auch die Verbrechen der Väter, der Brüder und der Söhne gegen die Söhne, die Brüder und die Väter geschehen. Ihr werdet wegen meines Namens von allen gehaßt werden. Doch wer bis zum Tod ausharrt, wird gerettet werden. Wenn man euch in der einen Stadt verfolgt, dann flieht in eine andere, nicht aus Feigheit, sondern um der neugeborenen Kirche Christi Zeit zu lassen, heranzuwachsen; damit aus dem schwachen und unfähigen Säugling ein Erwachsener werde, der dem Leben und auch dem Tod furchtlos die Stirn bietet. Wem der Geist es eingeben wird zu fliehen, soll fliehen. So, wie ich geflohen bin, als ich noch Kind war. Wahrlich, im Leben meiner Kirche werden sich alle Ereignisse meines menschlichen Lebens wiederholen. Alle! Angefangen vom Geheimnis seiner Entwicklung in der Demut der ersten Zeit, bis zu den Stürmen und Nachstellungen der Bösen und der Notwendigkeit zu fliehen, um weiter zu existieren; von der Armut und der unermüdlichen Arbeit bis zu vielen anderen Dingen, die ich augenblicklich durchlebe und die ich noch zu erdulden habe, bevor ich auf ewig triumphiere. Wem der Geist rät zu bleiben, soll bleiben. Denn wenn er auch getötet würde, lebte er und würde der Kirche nützen. Denn was der Geist Gottes rät, ist immer gut.

Wahrlich, ich sage euch, ihr und eure Nachfolger werdet nicht aufhören, die Städte und Wege Israels zu durchwandern bis zur Wiederkunft des Menschensohnes. Denn Israel wird wegen einer schrecklichen Sünde wie Spreu von einem Wirbelwind erfaßt und über die ganze Welt zerstreut werden, und Jahrhunderte und Jahrtausende werden vergehen, bevor es wiederum auf der Tenne des Jebusiters Arauna vereint sein wird. Jedesmal, wenn es versucht, sich vor der dazu bestimmten Stunde zu sammeln, wird es wieder vom Sturmwind erfaßt und zerstreut; denn Israel muss seine Sünde so viele Jahrhunderte lang beweinen, als Blutstropfen aus den Adern des Lammes Gottes fließen, dass für die Sünden der Welt geschlachtet werden wird. Und meine Kirche, die in mir und meinen Aposteln geschlagen wird, wird dennoch ihre mütterlichen Arme öffnen und versuchen müssen, Israel unter ihrem Mantel zu versammeln, wie eine Glucke ihre verirrten Küklein. Wenn ganz Israel sich unter dem Mantel der Kirche Christi birgt, dann werde ich kommen.»