11.05.2016

BETRACHTUNGEN ÜBER DAS LETZTE ABENDMAHL - ERSATZTEXT

nach Maria Valtorta

Jesus sagt:

«Aus der Episode des Abendmahls sind, außer der Betrachtung der Liebe eines Gottes, der sich den Menschen zur Speise gibt, vier hauptsächliche Lehren zu entnehmen:

1. Die Pflicht aller Kinder Gottes, dem Gesetz zu gehorchen.

Das Gesetz gebot, am Passahfest das Osterlamm zu verzehren mit dem Ritual, dass der Allerhöchste dem Moses vorgeschrieben hatte; und ich, der wahre Sohn des wahren Gottes, fühlte mich durch meine Gottheit nicht über dieses Gesetz erhaben. Ich war auf der Erde: Mensch unter Menschen und Meister der Menschen. Ich musste daher meine Pflicht als Mensch gegen Gott wie die anderen und besser als sie erfüllen. Die Gnaden Gottes entbinden nicht vom Gehorsam und von der Bemühung, eine immer vollkommenere Heiligkeit zu erreichen. Wenn ihr die höchste Heiligkeit mit der göttlichen Vollkommenheit vergleicht, werdet ihr sie noch immer voller Mängel finden, und sie ist deshalb gezwungen sich zu bemühen, diese Mängel auszumerzen und einen Grad der Vollkommenheit zu erreichen, der sich so weit als möglich der Vollkommenheit Gottes annähert.

2. Die Macht des Gebetes Marias.

Ich war fleischgewordener Gott. Ein Fleisch, das, weil ohne Makel, die geistige Kraft besaß, dass Fleisch zu beherrschen. Dennoch habe ich die Hilfe der Gnadenvollen nicht verschmäht, sondern vielmehr darum gebeten; denn wenn sie auch in dieser Stunde der Sühne den Himmel über sich verschlossen fand, so doch nicht so vollständig, dass es ihr, der Königin der Engel, nicht gelungen wäre, dem Himmel einen Engel abzuringen als Trost für ihren Sohn. Oh, nicht für sich selbst, die arme Mama! Auch sie hat die Bitterkeit verkostet, vom Vater verlassen zu sein; aber dieser für die Erlösung aufgeopferte Schmerz hat mir die Kraft erlangt, die Todesangst im Ölgarten zu überwinden und die Passion durchzustehen in der Vielfalt ihrer Schmerzen, von denen jeder dazu diente, eine bestimmte Art und Weise der Sünde zu tilgen.

3. Sich selbst zu beherrschen und Beleidigungen zu erdulden – was der höchste Grad der Liebe ist – gelingt nur denen, die das Gebot der Liebe zum Leitsatz ihres Lebens machen. Das Gebot der Liebe, dass ich nicht nur gelehrt, sondern auch in die Tat umgesetzt habe.

Ihr könnt euch nicht vorstellen, was es für mich bedeutet hat, den Verräter an meinem Tisch zu haben, mich ihm geben zu müssen, mich vor ihm demütigen zu müssen, mit ihm aus dem Kelch des Rituals trinken zu müssen, meine Lippen an die Stelle zu legen, von der er getrunken hatte, und auch meine Mutter dort trinken zu lassen. Eure Ärzte haben oft über meinen so rasch eingetretenen Tod diskutiert und tun es immer noch. Sie nehmen als Ursache eine Verletzung des Herzens bei der Geißelung an. Ja, auch dadurch wurde mein Herz krank. Aber es war schon beim Abendmahl krank. Gebrochen, gebrochen von der Anstrengung, den Verräter an meiner Seite ertragen zu müssen. Es war schon der Anfang meines körperlichen Sterbens. Alles übrige war nur eine Steigerung dieses Todeskampfes. Was ich tun konnte, habe ich getan, denn ich war die Liebe. Auch in der Stunde, da der Gott der Liebe sich von mir zurückzog, war ich noch Liebe, denn ich hatte alle meine dreiunddreißig Jahre von Liebe gelebt. Man kann nicht die Vollkommenheit erreichen, die nötig ist, um den, der uns beleidigt, zu ertragen und ihm zu verzeihen, wenn die Liebe nicht zur Gewohnheit geworden ist. Ich hatte diese Gewohnheit und konnte verzeihen und diesen Meister der Beleidigung, der Judas war, ertragen.

4. Das Sakrament ist um so wirksamer, je würdiger man ist, es zu empfangen. Man wird seiner würdig durch einen ausdauernden Willen, der das Fleisch vernichtet und den Geist zum Herrscher erhebt, der die Leidenschaften besiegt, dass ganze Sein den Tugenden unterwirft und es auf die Vervollkommnung dieser Tugenden und vor allem der Liebe ausrichtet.

Denn wer liebt, versucht, den Geliebten zu erfreuen. Bei Johannes, der mich liebte wie kein anderer und der rein war, bewirkte das Sakrament die größte Transformation. Von diesem Augenblick an begann er der Adler zu sein, der sich in den Himmelshöhen Gottes zu Hause fühlt, dem es leichtfällt, aufzusteigen und die ewige Sonne zu schauen. Aber wehe dem, der das Sakrament durchaus unwürdig empfängt, der sogar seine immer gegebene menschliche Unwürdigkeit noch durch Todsünden vergrößert. Dann wird es nicht zum Mittel der Bewahrung, des Schutzes und des Lebens, sondern es führt zum Verderben und zum Tod. Zum Tod des Geistes und zur Fäulnis des Fleisches, dass bersten wird, wie Petrus vom Fleisch des Judas sagt. Ein solcher vergießt nicht den lebendigen, schönen Purpur seines Blutes, sondern die von allen Begierden schwarz gewordenen Eingeweide; die Fäulnis quillt aus seinem verdorbenen Fleisch, wie aus dem Aas eines unreinen, bei den Vorübergehenden Abscheu erregenden Tieres. Wer das Sakrament entweiht, stirbt immer den Tod der Verzweiflung. Er kennt nicht den sanften Übergang eines Menschen im Stand der Gnade, noch den heroischen Übergang des Opfers, dass unter schweren Leiden, aber mit zum Himmel gerichtetem Blick stirbt und dessen Seele des Friedens gewiss ist. Der Tod des Verzweifelten ist furchtbar und voller Schrecken. Er ist ein entsetzlicher Krampf der Seele, die sich schon in den Klauen Satans windet, der sie würgt, um sie aus dem Leib zu reißen, und sie mit seinem Pesthauch erstickt. Das ist der Unterschied zwischen einem Menschen, der ins andere Leben hinübergeht, nachdem er sich in diesem von Liebe, Glauben, Hoffnung und jeder anderen Tugend, von der himmlischen Lehre und dem Brot der Engel genährt hat, dessen Früchte, oder besser noch, dessen wirkliche Gegenwart ihn auch auf der letzten Reise begleitet, und dem Menschen, der nach einem lasterhaften Leben den Tod des Verworfenen stirbt, den die Gnade und das Sakrament nicht trösten. Ersteres ist das sanfte Ende des Heiligen, dem der Tod das ewige Reich öffnet. Das andere ist der furchtbare Fall des Verdammten, der sich in den ewigen Tod stürzen sieht und in einem Augenblick erkennt, was er aus eigenem Willen verloren hat, und dass er nun nichts mehr wiedergutmachen kann. Für den einen ein Gewinn, für den anderen ein Verlust. Für den einen Freude, für den anderen Schrecken.

Das ist es, was ihr euch selbst erwerbt, je nachdem, ob ihr meine Gabe liebt und an sie glaubt oder über sie lacht und nicht an sie glaubt. Das ist die Lehre, die ihr aus dieser Betrachtung ziehen sollt.