25.02.2016

DER SABBAT IN ESDRELON; DER KLEINE JABE

nach Maria Valtorta

«Gib Michäas soviel Geld, dass er morgen alles zurückgeben kann, was er sich heute von den Arbeitern in dieser Gegend geliehen hat», sagt Jesus zu Judas von Kerioth, der normalerweise die gemeinsame Kasse verwaltet.

Dann ruft Jesus Andreas und Johannes und schickt sie zu zwei Stellen, von wo aus man die Straße oder die Wege sehen kann, die nach Jezrael führen. Er ruft Petrus und Simon herbei und schickt sie den Arbeitern des Doras entgegen mit der Weisung, sie an der Grenze der beiden Besitzungen aufzuhalten. Endlich sagt er zu Jakobus und Judas: «Nehmt die Verpflegung und kommt mit.»

Es folgen ihnen die Arbeiter Jochanans, Frauen, Männer und Kinder. Die Männer tragen je zwei kleinere Krüge, die wahrscheinlich mit Wein gefüllt sind. Jeder von diesen Krügen enthält wohl um die zehn Liter. (Ich bitte immer, meine Schätzungen nicht als Glaubenssätze anzunehmen.) Sie gehen dorthin, wo ein dichter, schon ganz mit neuen Blättern bedeckter Weinberg die Grenze des Besitzes Jochanans anzeigt. Jenseits befindet sich ein breiter Wassergraben, der mit wer weiß wieviel Mühe in Ordnung gehalten wird.

«Siehst du? Jochanan hat sich mit Doras deswegen gestritten. Jochanan sagte: „Es ist die Schuld deines Vaters, dass alles verwüstet ist. Wenn er den Messias nicht verehren wollte, dann hätte er ihn wenigstens fürchten, aber nicht herausfordern sollen.“ Und Doras brüllte wie ein Dämon: „Du hast deine Felder gerettet wegen dieses Grabens. Das Ungeziefer hat ihn nicht überschritten...“ Und Jochanan sagte: „Warum ist jetzt alles bei dir verwüstet, während zuvor die Felder die schönsten von Esdrelon waren? Es ist die Strafe Gottes, glaub mir! Ihr habt das Maß überschritten. Dieses Wasser?... Das ist immer schon dagewesen, und das ist es nicht, was mich verschont hat.“ „Er ist ein Gerechter“ ' hat Jochanan daraufhin geschrien. Und so haben sie sich eine Weile hin- und hergestritten, solange sie Atem hatten; darauf ließ Jochanan mit großen Ausgaben Wasser vom Fluß kommen, nach Grundwasser graben und neue Gräben an den Grenzen zwischen seinem Besitz und dem seines Verwandten ausheben, die noch tiefer sind. Uns sagte Jochanan, was wir dir gestern schon berichtet haben... Im Grunde ist er glücklich über das Geschehene. Er ist immer so neidisch auf Doras gewesen... Nun hofft er, alles kaufen zu können, denn Doras wird nichts anderes übrigbleiben, als alles für ein paar Drachmen zu veräußern.»

Jesus hört gutmütig alle diese Mitteilungen an und wartet unterdessen auf die armen Arbeiter des Doras, die bald kommen und sich auf die Knie werfen, als sie Jesus im Schatten eines Baumes erblicken.

«Der Friede sei mit euch, Freunde. Kommt! Heute ist die Synagoge hier, und ich bin euer Synagogenvorsteher. Aber zuerst möchte ich euer Hausvater sein. Setzt euch im Kreis nieder, ich will euch die Speise reichen. Heute habt ihr den Bräutigam hier, und wir wollen ein Hochzeitsmahl halten.»

Jesus öffnet einen Korb und entnimmt ihm Brote, die er den erstaunten Arbeitern des Doras gibt; aus dem anderen Korb nimmt er, was aufzutreiben war: Käse, Gemüse, dass er kochen ließ, und ein kleines gekochtes Geißchen oder Lämmlein, dass er an die armen Unglücklichen verteilt. Dann schenkt er den Wein aus und läßt den einfachen Kelch kreisen, damit alle trinken können.

«Aber warum? Aber warum? Und diese?» sagen die Leute des Doras und zeigen auf die Jochanans.

«Sie haben schon gehabt.»

«Aber diese Ausgaben! Wie konntest du das tun?»

«Es gibt noch gute Menschen in Israel», sagt Jesus lächelnd.

«Aber heute ist Sabbat ...»

«Dankt diesem Mann», sagt Jesus und deutet auf den Mann von Endor. «Er hat das Lamm gespendet. Das andere war leicht aufzutreiben.»

Die Armen verschlingen – man muss so sagen – die Speisen, die sie schon lange nicht mehr gekostet haben. Da ist ein schon alter Mann, der einen Knaben an sich zieht, der vielleicht zehn Jahre alt ist; er ißt und weint.

«Warum weinst du so, Vater?» fragt Jesus.

«Weil deine Güte zu groß ist ...»

Der Mann von Endor sagt mit seiner tiefen Stimme: «Das ist wahr... man muss weinen. Aber es sind keine bitteren Tränen ...»

«Keine bitteren, dass ist wahr. Und dann... ich habe einen Wunsch. Diese Tränen sind auch eine Bitte.»

«Was möchtest du, Vater?»

«Siehst du dieses Kind? Es ist mein Enkel. Er ist mir geblieben nach der Seuche dieses Winters. Nicht einmal Doras weiß, dass er bei mir ist, denn ich lasse den Knaben wie ein wildes Tier im Wald leben und kann ihn nur am Sabbat sehen. Wenn Doras ihn entdeckte, würde er ihn verjagen oder zur Arbeit treiben ... dann wäre dieses mein junges Blut schlimmer dran als ein Arbeitstier ... Zu Ostern werde ich ihn mit Michäas nach Jerusalem schicken, damit er ein Sohn des Gesetzes wird... und dann? ... Er ist der Sohn meiner Tochter ...»

«Würdest du ihn lieber mir mitgeben? Weine nicht! Ich habe viele Freunde, die ehrbar, heilig und kinderlos sind. Sie würden ihn heiligmäßig erziehen, auf meinem Wege...»

«Oh, Herr! Seit ich von dir gehört habe, ist dies mein Wunsch. Und ich habe den heiligen Jonas gebeten – er weiß, was es heißt, einen solchen Herrn zu haben – meinen Enkel vor diesem Tod zu bewahren ...»

«Kind, willst du mit mir kommen?»

«Ja, mein Herr. Ich will dich nicht enttäuschen!»

«abgemacht!»

«Aber... wem willst du ihn geben?» fragt Petrus und zupft Jesus dabei am Ärmel. «Auch ihn dem Lazarus?»

«Nein, Simon. Es gibt viele, die keine Kinder haben ...»

«Auch ich bin ohne Kinder...» Das Antlitz des Petrus wird ganz schmal bei diesem Wunsch.

«Simon, ich habe es dir schon gesagt: Du wirst der „Vater“ aller Kinder sein, die ich dir als Erbschaft hinterlasse. Aber du darfst die Ketten eines eigenen Kindes nicht haben. Sei nicht traurig. Du bist dem Meister zu unentbehrlich, und daher kann der Meister nicht auf dich verzichten wegen einer Anhänglichkeit. Ich verlange viel, Simon. Ich bin anspruchsvoller als der eifersüchtigste Bräutigam. Ich liebe dich ganz besonders, und ich will dich ganz für mich haben.»

«Gut, Herr! Gut! Es geschehe nach deinem Willen.» Der arme Petrus ist heroisch in seiner Ergebenheit.

«Er wird der Sohn meiner heranwachsenden Kirche sein. Ist es gut so? Er gehört allen und niemand. Er wird „unser“ Sohn sein. Wir werden ihn mit uns nehmen, wenn die Entfernungen es erlauben, oder er wird uns bisweilen treffen, und seine Pflegeväter werden die Hirten sein, die in den Kindern „ihr“ Jesuskind lieben. Komm her, Kind. Wie heißt du?»

«Jabe des Johannes; ich bin aus Judäa», sagt der Knabe ganz bestimmt.

«Ja, wir sind Judäer», bestätigt der Alte. «Ich habe auf den Feldern des Doras in Judäa gearbeitet, und meine Tochter war mit einem von dort verheiratet. Ich arbeitete in den Wäldern von Arimathäa, und diesen Winter...»

«Kam das Unglück...»

«Der Knabe wurde gerettet, weil er in jener Nacht bei einem entfernten Verwandten war... Er hat den Namen mit Recht, Herr! Ich habe damals zu meiner Tochter gesagt: „Warum? Erinnerst du dich nicht an Althergebrachte?“ Doch der Mann wollte ihn so nennen, und nun heißt er Jabe.»

«„Der Knabe wird den Herrn anrufen, und der Herr wird ihn segnen und seine Grenzen weiten, und die Hand des Herrn wird auf seiner Hand liegen, und er wird von keinem Übel mehr befallen werden.“ Dies wird der Herr geschehen lassen, um dich, Vater, und die Seelen der Verstorbenen zu trösten, und den Waisenknaben zu stärken. Und nun, da wir die Bedürfnisse des Leibes von denen der Seele getrennt haben mit einem Akt der Liebe zum Knaben, hört das Gleichnis, dass ich für euch erdacht habe:

Es lebte einst ein sehr reicher Mann. Er besaß die schönsten Kleider und brüstete sich auf den Straßen und im Haus mit seinen Purpurgewändern und Damastkleidern, und er wurde von den Bürgern, die ihm aus Eigennutz schmeichelten, als der Mächtigste des Landes verehrt. In seinen Gemächern fanden jeden Tag herrliche Gastmähler statt, bei denen die Menge der Eingeladenen – lauter reiche Leute, nicht Bedürftige – sich drängte und dem reichen Prasser huldigte. Seine Gastmähler waren bekannt durch den Überfluß an vorzüglichen Speisen und Weinen.

In der gleichen Stadt lebte aber auch ein Bettler, ein armer Bettler. Er war so arm, wie der andere reich war. Doch unter der Kruste der menschlichen Armseligkeit des Bettlers Lazarus war ein Schatz verborgen, der größer als die Armut des Lazarus und der Reichtum des Prassers war: die Heiligkeit von Lazarus. Er hatte das Gesetz nie übertreten, nicht einmal in der größten Not, und vor allem hatte er immer das Gebot der Gottes- und der Nächstenliebe beachtet. Er ging zu den Türen der Reichen, wie es die Bettler tun, und bat um Almosen, um nicht verhungern zu müssen. Und jeden Abend ging er zum Tor des Prassers, um wenigstens einige Überreste der prunkvollen Gastmähler, die in den reichen Sälen stattfanden, zu erhalten.

Er legte sich bei der Türe auf den Weg und wartete geduldig. Aber wenn der Prasser ihn gewahr wurde, ließ er ihn wegjagen, denn der wundenbedeckte, unterernährte Körper in zerrissenen Kleidern war ein trauriger Anblick für seine Gäste. Der Prasser sagte so. In Wirklichkeit aber war der Anblick der Armseligkeit und Güte ein andauernder Vorwurf für ihn. Mitleidiger als er waren seine Hunde, die wohlgenährt waren und herrliche Halsbänder trugen, sich zu Lazarus gesellten und seine Wunden leckten und freudig knurrten, wenn Lazarus ihr Fell kraulte. Sie schleppten die Abfälle der reichen Tafeln herbei, so dass Lazarus dank der Tiere nicht verhungerte; denn die Menschen hätten ihn sterben lassen, da sie ihm nicht einmal erlaubten, nach dem Mahle einzutreten und die unter die Tische gefallenen Reste an sich zu nehmen.

Eines Tages starb Lazarus. Niemand auf der Welt störte dies, niemand weinte ihm nach. Der Prasser freute sich vielmehr darüber, dass er nun an seiner Schwelle dieses Elend nicht mehr sehen musste, dass er „Scheusal“ nannte. Aber im Himmel gewahrten die Engel den Armen. Und bei seinem letzten Atemzug in der kalten leeren Hütte waren die himmlischen Scharen anwesend, die seine Seele in einen Lichtschein aufnahmen und sie mit Hosannarufen in Abrahams Schoß trugen.

Nach einiger Zeit starb auch der Prasser. Oh, welch prächtige Trauerfeier! Die ganze Stadt war über seinen Todeskampf unterrichtet worden, und die Leute drängten sich auf dem Platz vor dem Palast, um als Freunde des großen Verstorbenen erkannt zu werden, mehr noch aus Neugier und Interesse für die Erben. Sie folgten dem Sarg, und mit den Klagen der Trauer stiegen auch die verlogenen Lobgesänge auf den „Großen“, den „Wohltäter“, den „Gerechten“ zum Himmel.

Kann Menschenwort das Urteil Gottes ändern? Nein, dies kann es nicht. Wer gerichtet ist, ist gerichtet, und was geschrieben ist, ist geschrieben. Und ungeachtet des feierlichen Begräbnisses wurde die Seele des Prassers in die Hölle verbannt.

In diesem schrecklichen Gefängnis, mit Feuer und Finsternis gespeist und getränkt, von allen Seiten mit Haß und Qual umgeben, erhob der Prasser seinen Blick zum Himmel; zum Himmel, den er für einen kurzen Augenblick, den Bruchteil einer Sekunde, in seiner unsagbaren Schönheit sah und der ihm für immer vor Augen bleiben sollte als höchste Qual aller Qualen.

Er sah dort Abraham; fern, doch strahlend und selig. Und in dessen Schoß, ebenso strahlend und selig Lazarus, den armen Lazarus, der einst verachtet, abstoßend und elend war. Nun war er wunderschön im Lichte Gottes, in seiner Heiligkeit reich an Liebe Gottes, und wurde nicht von den Menschen, sondern von den Engeln des Himmels bewundert.

Der Prasser rief weinend aus: „Vater Abraham, erbarme dich meiner! Sende Lazarus, denn ich kann nicht erwarten, dass du es selbst tust; sende Lazarus, damit er seinen Finger mit Wasser netze und ihn mir auf die Zunge lege, um sie zu erfrischen; denn ich leide durch die Flamme, die unaufhörlich in mir brennt!“

Abraham antwortete: „Denk daran, dass du alle Güter im Leben genossen hast, während Lazarus nur das Leid der Erde hatte. Er hat es verstanden, aus dem Schlechten Gutes zu machen, während du all deine Schätze zum Bösen mißbraucht hast. Daher ist es gerecht, dass er nun getröstet wird, während du leiden musst. Jetzt ist nichts mehr zu ändern. Die Heiligen sind über die Erde verstreut, damit die Menschen aus ihnen Nutzen ziehen. Aber wenn der Mensch trotz ihrer Nähe das bleibt, was er ist – in deinem Falle ein Dämon – so nützt es nichts, sich an die Heiligen zu wenden, wenn es zu spät ist. Nun sind wir getrennt. Auf den Wiesen sind die Kräuter vermischt. Aber wenn sie gemäht worden sind, dann werden die guten von den schlechten getrennt. So ist es mit euch und mit uns. Wir waren zusammen auf der Welt. Du hast uns verjagt, hast uns auf vielerlei Weise gequält, hast uns vergessen und hast gegen die Liebe gefehlt. Jetzt sind wir getrennt. Zwischen dir und uns ist ein solcher Abgrund, dass jene, die von hier zu euch kommen möchten, nicht können; und auch ihr, die ihr dort seid, könnt den schrecklichen Abgrund nicht überqueren, um zu uns zu kommen.“

Der Prasser weinte und schrie: „O heiliger Vater, sende, ich bitte dich, sende den Lazarus in das Haus meines Vaters. Ich habe fünf Brüder. Ich habe nie verstanden, was Liebe ist, auch nicht innerhalb der Familie. Aber nun, nun verstehe ich, wie schrecklich es ist, ohne Liebe zu sein. Und da hier, wo ich bin, Haß herrscht, habe ich erkannt – in jenem Augenblick, in dem meine Seele Gott sah (beim besonderen Gerichte), was die Liebe ist. Ich will nicht, dass meine Brüder dasselbe leiden müssen. Ich habe Angst um sie, denn sie leben, wie ich gelebt habe. Oh, sende Lazarus zu ihnen, damit er ihnen sage, wo ich bin und warum ich hier bin; damit er ihnen sage, dass es die Hölle gibt und dass sie schrecklich ist und dass alle, die Gott und den Nächsten nicht lieben, ins höllische Feuer kommen. Sende ihn, damit sie noch vorsorgen können, bevor es zu spät ist, damit sie nicht hierher, an diesen Ort des ewigen Schreckens, kommen müssen.“

Abraham aber antwortete: „Deine Brüder haben Moses und die Propheten. Auf diese sollen sie hören.“

Mit dem Jammer einer gequälten Seele antwortete der Prasser: „Oh, Vater Abraham! Ein von den Toten Auferstandener wird sie mehr beeindrucken... Erhöre mich! Hab Erbarmen!“

Doch Abraham sagte: „Wenn sie nicht auf Moses und die Propheten gehört haben, dann werden sie auch nicht auf einen hören, der für eine Stunde von den Toten auferstanden ist, um ihnen Worte der Wahrheit zu sagen. Übrigens ist es nicht recht, dass ein Seliger meinen Schoß verläßt, um von den Söhnen des Feindes beleidigt zu werden. Die Zeit des Unrechts ist für ihn vorbei. Er ist nun im Frieden und bleibt im Frieden auf Anordnung Gottes, der sieht, dass der Versuch einer Bekehrung unnütz ist bei allen, die nicht an das Wort Gottes glauben und nicht danach leben.“

Dies ist das Gleichnis, dessen Bedeutung so klar ist, dass es keiner weiteren Erklärung bedarf.

Hier hat wahrlich der neue Lazarus, mein Jonas, seine Heiligkeit erlangt. Seine Herrlichkeit in Gott offenbart sich im Schutz, den jene erfahren, die auf ihn hoffen. Zu euch kann Jonas als Freund und Beschützer kommen, und er kommt auch, wenn ihr immer gut seid. Ich würde euch – und ich sage euch, was ich ihm schon im letzten Frühling gesagt habe – ich würde euch allen gerne helfen, auch materiell, aber es geht nicht, und das schmerzt mich. Ich kann euch nur auf den Himmel hinweisen; ich kann euch nur die große Wahrheit der Ergebung lehren und euch das künftige Reich versprechen. Haßt niemals, aus keinem Grunde! Der Haß ist mächtig in der Welt. Aber der Haß hat auch seine Grenzen. Die Liebe kennt keine Grenzen, weder in ihrer Macht, noch in der Zeit. Liebt daher, um die Liebe als Schutz und Trost auf Erden und als Lohn im Himmel zu besitzen. Es ist besser, ein Lazarus zu sein als ein Prasser, glaubt es mir! Glaubt es und ihr werdet selig werden.

Seht in der Verwüstung dieser Felder nicht Haß, auch wenn die Vorgänge es rechtfertigen könnten. Legt das Wunder nicht schlecht aus. Ich bin die Liebe, und ich hätte nicht gestraft. Aber da ich sah, dass die Liebe den grausamen Prasser nicht beugen konnte, habe ich ihn der Gerechtigkeit überlassen, und diese hat den Märtyrer Jonas und seine Brüder gerächt.

Lernt dieses aus dem Wunder: Die Gerechtigkeit ist immer wachsam, auch wenn sie abwesend zu sein scheint, und da Gott der Herr der ganzen Schöpfung ist, kann er sich der geringsten Tierlein wie Ameisen und Ungeziefer bedienen, um das Herz des Grausamen und Gierigen zu züchtigen und ihn an einem Schluck Gift ersticken lassen.

Ich segne euch nun. Jeden Morgen bete ich für euch. Und du, Vater, hab keine Sorge um das Lamm, dass du mir anvertraust. Ich werde es dir wieder zurückbringen, damit du dich freuen kannst, zu sehen, dass es an Weisheit, Liebe und Güte auf dem Wege Gottes zunimmt. Es soll dein Osterlamm sein an diesem armen Osterfest: das wohlgefälligste der auf dem Altare Jehovas geopferten Lämmer. Jabe, verabschiede dich vom alten Vater, und komm dann zu deinem Erlöser, zu deinem guten Hirten! Der Friede sei mit euch!»

«Oh, Meister! Guter Meister! Dich lassen zu müssen! ...»

«Ja, es tut weh! Aber es wäre nicht gut, wenn der Aufseher euch hier vorfände. Ich bin eigens hierher gekommen, um Bestrafungen zu vermeiden. Gehorcht aus Liebe zur Liebe, die euch berät.»

Die Unglücklichen erheben sich mit Tränen in den Augen und kehren zu ihrem Kreuz zurück. Jesus segnet sie noch einmal. Dann geht er, seine Hand in der Hand des Knaben, und mit dem Manne von Endor auf der anderen Seite, auf dem gleichen Weg, auf dem er gekommen war, zum Haus des Michäas zurück. Auch Andreas und Johannes vereinigen sich am Ende ihrer Wache wieder mit den Gefährten.