18.05.2016

DER FREMDE WUNDERTÄTER

nach Maria Valtorta

Jesus unterbricht sich plötzlich und fragt: «Aber warum stört ihr denn immer Johannes? Was wollen sie denn von dir?»

Johannes wird feuerrot, und Bartholomäus, Thomas und Iskariot senken den Kopf, da sie sich ertappt fühlen.

«Nun?» fragt Jesus mit Nachdruck.

«Meister, meine Kameraden wollen, dass ich dir etwas sage.»

«So sage es mir.»

«Heute, während du bei dem Kranken warst und wir durch den Ort gingen, wie du gesagt hattest, haben wir einen Mann gesehen, der nicht dein Jünger ist und den wir nie unter denen gesehen haben, die deine Lehre anhören, der aber dennoch in einer Gruppe von Pilgern, die nach Jerusalern gingen, in deinem Namen Teufel ausgetrieben hat, und es gelang ihm. Er hat einen Mann geheilt, der unter einem Zittern litt, dass ihn an jeglicher Arbeit hinderte. Dann hat er einem Mädchen die Sprache wiedergegeben, dass in einem Wald von einem Dämon in Gestalt eines Hundes befallen worden war, der ihm die Stimme gelähmt hatte. Er sagte: „Weiche, verfluchter Dämon, im Namen des Herrn Jesus, des Christus, des Königs aus dem Geschlechte Davids, des Königs Israels. Er ist der Erlöser und der Sieger. Fliehe vor seinem Namen!“ Und tatsächlich ist der Dämon geflohen. Wir haben uns darüber geärgert und es ihm verboten, doch er sagte zu uns: „Was tue ich denn Schlechtes? Ich ehre Christus, indem ich seinen Weg von den Dämonen befreie, die nicht würdig sind, ihn anzuschauen.“ Wir antworteten: „Du bist kein Exorzist Israels und auch kein Jünger Christi. Es ist dir nicht erlaubt, dass zu tun“, und er erwiderte: „Gutes zu tun, ist immer erlaubt“, und dann lehnte er sich gegen unsere Anordnung auf mit den Worten: „Ich werde fortfahren, dass zu tun, was ich tue.“ Sieh, sie wollten, dass ich dir das berichte, besonders nachdem du gesagt hast, dass im Himmel alle jene sein werden, die Satan bekämpft haben.»

«Gut. Zu diesen gehört jener Mann. Er hatte recht, und ihr wart im Unrecht. Unendlich sind die Wege des Herrn, und es ist nicht gesagt, dass nur die in den Himmel gelangen, die den geraden Weg einschlagen. An jedem Orte, zu jeder Zeit und auf tausend verschiedene Arten wird es Menschen geben, die zu mir kommen, selbst auf einer anfänglich schlechten Bahn. Aber Gott sieht ihre rechte Absicht und führt sie auf den rechten Weg. Ebenso wird es einige geben, die aus Lüsternheit und dreifacher Begierlichkeit vom rechten Wege abkommen und einen Weg einschlagen, der sie entfernt oder gar auf gefährliche Abwege führt. Ihr sollt daher nie euresgleichen verurteilen, denn nur Gott allein sieht. Hütet euch, vom rechten Wege abzuweichen, auf den euch, mehr als euer eigener Wille, der Wille Gottes geführt hat. Wenn ihr jemanden seht, der an meinen Namen glaubt und für ihn wirkt, dann nennt ihn nicht einen Fremden, einen Feind oder Gotteslästerer. Er gehört immer zu meinen Dienern, meinen Freunden und Getreuen, denn er glaubt freiwillig und aus eigenem Antrieb und besser als viele von euch an meinen Namen, und daher wirkt mein Name auf seinen Lippen die gleichen Wunder wie bei euch, und vielleicht noch größere. Gott liebt ihn, weil er mich liebt, und wird ihn schließlich in den Himmel führen. Niemand, der in meinem Namen Wunder wirkt, kann mir Feind sein und Böses über mich sagen, denn durch seine Werke ehrt er vielmehr Christus und legt Zeugnis für seinen Glauben ab. Wahrlich, ich sage euch, es genügt schon, an meinen Namen zu glauben, um die eigene Seele zu retten, denn mein Name ist Heil. Daher sage ich euch: wenn ihr ihm wieder begegnen solltet, verbietet es ihm nicht mehr, sondern nennt ihn Bruder, denn das ist er, auch wenn er sich noch außerhalb der Hürde meiner Herde befindet. Wer nicht gegen mich ist, der ist für mich. Wer nicht gegen euch ist, der ist mit euch.»

«Haben wir gesündigt, Herr?» fragt Johannes betrübt.

«Nein! Ihr habt aus Unkenntnis gehandelt, nicht aus Bosheit. Daher ist es keine Sünde, doch in Zukunft wäre es Sünde, da ihr es jetzt wißt. Laßt uns nun zu unseren Häusern gehen... Der Friede sei mit euch »