23.01.2016

Die Erwählung der 12 Jünger zu Aposteln

nach Maria Valtorta

204. DIE ERWÄHLUNG DER ZWÖLF JÜNGER ZU APOSTEL Die aufgehende Sonne färbt die Berge weiß und mildert das Aussehen der Wildnis. Nur das Rauschen des in der Tiefe schäumenden Bächleins hallt von den höhlenreichen Bergwänden wider. Dort, wo die Jünger sich niedergelassen haben, ist zwischen den Stauden und Gräsern immer wieder ein vorsichtiges Rascheln zu hören. Es sind die ersten erwachenden Vögel und letzten Tiere der Nacht, die sich verkriechen. Ein paar Hasen, die an einer niedrigen Brombeerstaude nagen, flüchten erschreckt, als ein Stein den Abhang herabrollt. Nach einer Weile kehren die Tiere vorsichtig zurück. Sie spitzen die Ohren, um jeden Laut einzufangen, und da tiefer Friede herrscht, sind sie bald wieder an ihrem Strauch. Der Tau wäscht alles Laub, alle Steine, und aus dem Wald steigen die starken Düfte des Mooses, der Minze und des Majorans auf.

Ein Rotkehlchen wagt sich bis an den Eingang einer Höhle heran, der ein Felsvorsprung als Vordach dient. Es steht aufrecht auf seinen seidenen Füßchen, jederzeit zu Fliehen bereit, wendet das Köpfchen nach links und nach rechts, äugt in die Höhle, schaut auf den Boden, flüstert sein fragendes «piep, piep» ... und wagt nicht, bis zu den Brotkrümchen vorzudringen. Erst als eine große Amsel, die sich wie ein Lausbub gebärdet und in ihrem Profil einem alten Notar gleicht, dem nur die Brille fehlt, es ihm vormacht, folgt das Rotkehlchen dem kühnen Herrn, der auf der Futtersuche immer wieder seinen gelben Schnabel in die feuchte Erde steckt und dann nach einem «tschiep» oder einem kurzen, schelmischen Pfiff weiterhüpft. Das Rotkehlchen verspeist fleißig Brosamen und ist sichtlich erstaunt, als es sieht, dass die Amsel, die selbstsicher in die stille Höhle hineinspaziert, nun mit einer Käserinde herauskommt, die sie immer wieder gegen einen Stein schlägt, um sie zu zerkleinern und daraus ein Festmahl zu machen. Schließlich kehrt sie noch einmal in die Höhle zurück, späht in alle Richtungen, und da nichts mehr zu finden ist, stößt sie einen spöttischen Pfiff aus und fliegt davon, um ihren Gesang auf einer Steineiche, die ihren Gipfel in das Blau des Morgenhimmels taucht, zu beenden. Auch das Rotkehlchen fliegt davon, als es im Inneren der Höhle ein Geräusch vernimmt, und läßt sich auf einem dünnen, über dem Abgrund schaukelnden Zweig nieder.

Jesus erscheint am Eingang der Höhle, streut Brosamen und ahmt ganz sachte mit einem gedämpften Pfeifen das Zwitschern der Vögelchen nach um sie anzulocken.

Dann geht er einige Schritte auf dem Pfad weiter und lehnt sich unbeweglich an eine Felswand, um seine Freunde, die herunterkommen, nicht zu erschrecken. Zuerst kommt das Rotkehlchen und dann folgen noch viele andere Vögelchen verschiedenster Art. Die Regungslosigkeit Jesu und vielleicht auch sein Blick – ich denke gerne so, weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass auch sehr mißtrauische Tiere sich denen nähern, die sie instinktiv nicht als Feinde, sondern als Beschützer erkennen – bewirken, dass die Vöglein kurz darauf wenige Zentimeter von Jesus entfernt herumhüpfen. Das inzwischen satte Rotkehlchen fliegt hinauf zum Felsen, an dem Jesus lehnt, läßt sich auf einem dünnen Waldrebenzweig nieder und schaukelt über dem Haupte Jesu als ob es Lust hätte, sich auf seinen blonden Kopf oder seine Schulter zu setzen. Die Mahlzeit ist zu Ende. Die Sonne vergoldet den Gipfel des Berges und gleich danach die höchsten Zweige des Waldes, während im Tale noch alles im fahlen Morgenlichte liegt. Die Vöglein fliegen satt und zufrieden der Sonne entgegen und singen aus voller Kehle.

«Nun ist es an der Zeit, meine anderen Kinder zu wecken», sagt Jesus und geht den Pfad hinab, denn seine Höhle liegt am höchsten. Von einer Höhle zur anderen gehend, ruft er die zwölf Schläfer beim Namen.

Simon, Bartholomäus, Philippus, Jakobus und Andreas antworten sofort. Matthäus, Petrus und Thomas sind langsamer im Antworten. Während Judas Thaddäus schon bereit und munter ist und Jesus entgegengeht, als er ihn am Eingang erblickt, schlafen die anderen Vettern, Judas Iskariot und Johannes noch so tief, so dass Jesus sie auf ihren Lagern aus trockenem Laub wachrütteln muss.

Johannes, der zuletzt Gerufene, schläft so tief, dass ihm nicht bewusst wird, wer ihn ruft, und er im Halbschlaf murmelt: «Ja, Mutter, ich komme gleich...», um sich dann wieder umzudrehen und weiterzuschlafen. Jesus lächelt. Er setzt sich an das Lager aus im Walde gesammelten Laub, beugt sich nieder und küßt seinen Johannes auf die Wange. Dieser öffnet die Augen und starrt seinen Meister erstaunt an. Dann setzt er sich mit einem Ruck auf und sagt: «Brauchst du mich? Da bin ich.» «Nein. Ich habe dich wie alle anderen geweckt. Doch du hast geglaubt, es wäre deine Mutter. So habe ich dich geküßt, um das zu tun, was die Mütter tun.» Johannes, halbnackt im Unterkleide, denn er hat das Gewand und den Mantel als Decke benützt, hängt sich an den Hals Jesu, lehnt das Haupt an seine Schulter und sagt: «Oh, du bedeutest mir weit mehr als die Mutter. Ich habe sie deinetwegen verlassen. Dich aber würde ich ihretwegen nie verlassen. Sie hat mir das irdische Leben geschenkt, du aber schenkst mir das ewige Leben. Oh, ich weiß es!» «Was weißt du denn mehr als die anderen?» «Das, was der Herr mir in dieser Höhle gesagt hat. Sieh, ich bin nie zu dir gekommen und nehme an, dass die Gefährten von mir gesagt haben, dass ich gleichgültig und hochmütig bin. Doch ich mache mir nichts aus dem, was sie denken. Ich weiß, dass du die Wahrheit kennst. Ich kam nicht zu Jesus Christus, dem menschgewordenen Sohn Gottes, sondern zu dem, was du im Schoße des Feuers, der ewigen Liebe der Heiligen Dreifaltigkeit, bist, zu ihrer Natur, ihrem Wesen, ihrem wahren Wesen: der zweiten Person des unaussprechlichen Geheimnisses, dass Gott ist, und in das ich eindringe, weil Gott mich an sich gezogen hat und so immer bei mir war... Oh, ich kann in Worten nicht ausdrücken, was ich in dieser dunklen, düsteren Höhle begriffen habe, die für mich so voller Licht geworden ist; in dieser kalten Höhle, in der ich von einem unsichtbaren Feuer entbrannt bin, dass in mein Innerstes eingedrungen ist und dort ein süßes Martyrium entzündet hat; in dieser stillen Höhle, die mir doch himmlische Wahrheiten verkündet hat. Alle meine Wünsche, alle meine Tränen und alle meine Fragen habe ich an deiner göttlichen Brust, dem Wort Gottes, ausgeschüttet, und nie habe ich, trotz allem, was ich von dir vernommen habe, so unermeßlich erhabene Dinge erfahren, wie du sie mir mitgeteilt hast, Sohn Gottes. Du, Gott gleich dem Vater, du, Gott gleich dem Heiligen Geist, du, der Angelpunkt der Dreiheit... Oh, vielleicht lästere ich! Doch ich erkenne es so, denn wenn du nicht wärest, du, der du die Liebe des Vaters und die Liebe zum Vater bist, dann würde auch die Liebe, die göttliche Liebe fehlen, und Gott wäre nicht mehr der Dreieinige, und es würde ihm die grundlegende Eigenschaft Gottes, nämlich seine Liebe, fehlen! Oh, so viel habe ich in mir, aber es ist wie ein Wasser, dass gegen eine Schleuse sprudelt und wallt und keinen Abfluß findet... Es ist mir, als ob ich darob sterben müßte, so gewaltig und erhaben ist die Erregung, die über mein Herz gekommen ist, seitdem ich dich verstanden habe... Doch um nichts in dieser Welt möchte ich davon befreit werden... Laß mich an dieser Liebe sterben, mein süßer Gott!» Johannes, von Liebe entflammt, lächelt, weint, und ruht ermattet an der Brust Jesu, als ob ihn die Glut verzehren würde. Jesus, seinerseits ganz von Liebe erfüllt, liebkost ihn.

Johannes erholt sich wieder in einer Aufwallung von Demut und bittet: «Sag den anderen nichts von dem, was ich dir gesagt habe. gewiss haben auch sie, wie ich, in diesen Tagen in Gott gelebt. Laß den Schleier des Schweigens mein Geheimnis bedecken...» «Sei versichert, Johannes, niemand wird von deiner Vermählung mit der Liebe erfahren. Kleide dich an und komm. Wir müssen aufbrechen.» Jesus tritt auf den Pfad hinaus, wo die anderen schon warten. Ihre Gesichter haben einen würdevolleren und gesammelteren Ausdruck. Die Älteren gleichen Patriarchen, die Jüngeren haben eine gewisse Reife und Würde erlangt, die ihnen zuvor wegen ihrer Jugend noch fehlte. Judas Iskariot betrachtet Jesus mit einem scheuen Lächeln auf dem von Tränen gezeichneten Gesicht. Jesus liebkost ihn im Vorbeigehen. Petrus... sagt kein Wort. Das ist so befremdend an ihm, dass es mehr als jede andere Veränderung in Staunen versetzt. Er betrachtet Jesus aufmerksam, jedoch mit einer neuen Würde, die seine Stirn mit den etwas kahl gewordenen Schläfen höher und seine Augen, die bisher voller Geist funkelten, ernster erscheinen läßt. Jesus ruft ihn zu sich und behält ihn in seiner Nähe in Erwartung des Johannes, der endlich erscheint mit einem Gesicht, von dem ich nicht sagen kann, ob es röter oder blasser ist, doch sicher ist es von einer inneren Glut entflammt, die seine Gesichtsfarbe zwar nicht verändert, aber deutlich bemerkbar ist. Alle schauen ihn an.

«Komm her zu mir, Johannes, auch du Andreas, und du, Jakobus des Zebedäus, und du, Simon, und du, Bartholomäus, und du Philippus, und ihr, meine Brüder, und du Matthäus. Judas des Simon, mir gegenüber. Thomas hierher. Setzt euch. Ich muss mit euch reden.» Sie setzen sich alle hin wie ruhige Kinder, noch halb vertieft in ihre innere Welt, und dennoch hören sie Jesus so aufmerksam zu wie nie zuvor.

«Wißt ihr, was ich in euch bewirkt habe? Alle wißt ihr es. Die Seele hat es dem Verstand gesagt. Die Seele, die in diesen Tagen Königin war, hat den Verstand zwei große Tugenden gelehrt: die Demut und das Schweigen. Das Schweigen, dass ein Kind der Demut und der Klugheit ist, die ihrerseits Töchter der Nächstenliebe sind.

Vor acht Tagen noch wäret ihr gekommen, um wie echte Kinder, die in Erstaunen versetzen und ihr Gegenüber übertreffen wollen, eure Tüchtigkeit und eure neuen Erkenntnisse zu verkünden. Nun schweigt ihr. Vom Kind habt ihr euch zum Jüngling gewandelt und wißt nun, dass so etwas eure Gefährten, die vielleicht von Gott nicht so sehr mit Wohltaten bedacht wurden, beschämen könnte; deshalb sagt ihr nichts. Auch seid ihr wie Mädchen, die zur Reife gelangt sind. In euch ist die heilige Scham vor der Wandlung erwacht, die euch das Geheimnis der Vermählung der Seelen mit Gott geoffenbart hat. Diese Höhlen schienen euch am ersten Tage kalt, unwirtlich, abstoßend... Nun betrachtet ihr sie wie duftende, lichtvolle Hochzeitsgemächer. In ihnen habt ihr Gott kennengelernt. Vorher wußtet ihr von ihm, doch ihr hattet mit ihm noch nicht die Vertrautheit, die aus zwei Wesen eines macht. Unter euch sind Männer, die seit Jahren verheiratet sind; andere, die nur trügerische Beziehungen mit Frauen hatten, und wieder andere, die aus verschiedenen Gründen keusch geblieben sind. Die Keuschen aber wissen nun, was die vollkommene Liebe ist, so wie es die Verheirateten wissen. Ich kann euch sogar sagen, dass keiner so gut weiß, was die vollkommene Liebe ist, wie der, der die fleischliche Lust nicht kennt. Denn Gott offenbart sich dem Keuschen in seiner ganzen Fülle, aus Freude, sich dem Reinen schenken zu können, da er, der Reinste, in diesem jungfräulichen Geschöpf etwas von sich selbst wiederfindet, und um es für seinen Verzicht aus Liebe zu ihm zu entschädigen.

Wahrlich, ich sage euch, hätte ich nicht die Aufgabe, dass Werk des Vaters zu vollbringen, so würde ich euch in meiner Liebe und meiner Weisheit hier behalten und mit euch abgesondert leben. Und gewiss würde ich aus euch bald große Heilige machen, die nicht mehr weggehen, nicht mehr fallen und in ihrem Eifer nicht mehr nachlassen würden. Doch ich kann nicht. Ich muss gehen und auch ihr müßt gehen. Die Welt erwartet uns, die entheiligte und entheiligende Welt, die Lehrer und Retter braucht. Ich wollte euch Gott erkennen lassen, damit ihr ihn mehr liebt als die Welt, die mit all ihren Gefühlen nicht ein einziges Lächeln Gottes wert ist. Ich wollte, dass ihr darüber nachdenkt, was die Welt ist und was Gott ist, damit ihr nach dem Besseren strebt. In diesem Augenblick sehnt ihr euch nur nach Gott. Oh, könnte ich euch auf ewig in dieser Stunde und in dieser Sehnsucht festhalten!

Doch die Welt wartet auf uns, und wir werden in die Welt, die uns erwartet, gehen, um der heiligen Barmherzigkeit willen, die, wie sie mich in die Welt entsandt hat, nun euch durch meinen Befehl in die Welt aussendet. Aber ich beschwöre euch: Bewahrt den Schatz dieser Tage in euch wie Perlen in einem Schrein, dieser Tage, die ihr der Betrachtung und euren Seelen gewidmet habt, in denen ihr euch Gott übergeben, euch erhoben und einen neuen Menschen angezogen habt. Wie die Patriarchen zum Andenken und zum Zeugnis der Bündnisse mit Gott Steine errichtet haben, so sollt ihr dieses kostbare Andenken in eurem Herzen hüten.

Von heute an seid ihr nicht mehr die bevorzugten Jünger, sondern die Apostel, die Leiter meiner Kirche. Von euch wird für alle Zeiten ihre Hierarchie abstammen, und ihr werdet Lehrer genannt werden und euren Gott in seiner dreifachen Macht, Weisheit und Liebe zum Meister haben. Ich habe euch nicht erwählt, weil ihr es am meisten verdient, sondern aus vielerlei Gründen, die ihr im Augenblick noch nicht zu wissen braucht. Ich habe euch statt der Hirten erwählt, die meine Jünger sind, seit ich auf Erden bin. Warum habe ich das getan? Weil es gut so war. Unter euch sind Galiläer und Juden, Gebildete und Ungebildete, Vermögende und Arme in den Augen der Welt, damit man nicht sagen kann, ich hätte eine einzelne Volksschicht bevorzugt. Doch eure Zahl ist zu gering für all das, was zu tun ist, sowohl jetzt als auch später.

Nicht alle von euch werden sich an eine Stelle der Schrift im zweiten Buch Paralipomenon, 29. Kapitel, erinnern, und so möchte ich sie euch ins Gedächtnis rufen. Dort steht geschrieben wie Ezechias, König von Juda, den Tempel reinigen ließ. Hierauf ließ er Opfer darbringen, als Sündopfer für das Königshaus, dass Heiligtum und für Juda; danach begann jeder einzelne, sein Opfer darzubringen. Da aber für die Darbringung so vieler Opfer die Priester nicht ausreichten, rief man Leviten zu Hilfe, die in einem einfacheren Ritus als die Priester geweiht worden waren.

Sowohl das eine als auch das andere werde ich tun. Ihr seid die Priester, die ich, als Ewiger Hohepriester, lange Zeit mit unermüdlicher Sorgfalt vorbereitet habe. Doch ihr seid zu wenige für die immer zunehmende Arbeit, die sich ergibt, weil sich so viele einzelne Menschen ihrem Herrn und Gott opfern. Somit geselle ich euch die Jünger bei, die weiterhin Jünger bleiben werden. Es sind jene, die am Fuße des Berges warten, jene, die schon etwas höher stehen, jene, die über das Land Israel und bald über die ganze Welt verstreut sein werden. Sie werden dieselben Aufgaben haben, denn die Mission ist ein und dieselbe. Verschieden wird ihr Rang nur in den Augen der Welt gewertet, nicht aber in den Augen Gottes. Bei Gott gilt die Gerechtigkeit, und so ist der bescheidene, von Aposteln und Mitbrüdern unbeachtete Jünger, der durch sein heiligmäßiges Leben viele Seelen für Gott gewinnt, in seinen Augen größer als der bekannte Apostel, der nur dem Namen nach Apostel ist, seine Apostelwürde jedoch zu menschlichen Zwecken mißbraucht.

Die Aufgabe der Apostel und der Jünger wird immer die der Priester und Leviten des Ezechias sein: Gottesdienste halten, den Götzendienst ausrotten, die Herzen und die Stätten reinigen, den Herrn und sein Wort verkünden. Eine heiligere Aufgabe gibt es auf dieser Welt nicht! Daher habe ich zu euch gesagt: „Hört auf eure innere Stimme, prüft euch!“ Wehe dem Apostel, der fällt! Er zieht viele Jünger mit sich, und diese ziehen eine noch größere Anzahl von Gläubigen mit sich, und das Verderben wird immer größer, wie eine vom Berg herabstürzende Lawine oder ein ins Wasser geworfener Stein, der immer weitere Kreise zieht, wenn man noch mehr Steine auf die gleiche Stelle wirft.

Werdet ihr alle vollkommen sein? Nein. Wird der Geist von heute bleiben? Nein. Die Welt wird ihre Netze auswerfen, um euch zu Fall zu bringen. Es wird der Sieg der Welt sein, die als Tochter Satans zu fünf Zehntel, Sklaven Satans zu noch drei Zehntel und gleichgültig Gott gegenüber zu den übrigen zwei Zehntel sein wird; ein Sieg, der das Licht in den Herzen der Heiligen löschen wird. Verteidigt euch vor allem gegen euch selbst, gegen die Welt, dass Fleisch, den Teufel. Doch ganz besonders verteidigt euch gegen euch selbst. Wehrt euch, meine Kinder, gegen den Stolz, die Sinnlichkeit, die Doppelzüngigkeit, die Lauheit, die geistige Trägheit, gegen den Geiz! Wenn sich euer niedriges Ich gegen scheinbar unmenschliche Härte auflehnt und sich beklagt, dann bringt es zum Schweigen und sagt: „Für die Entbehrung, die ich dir für kurze Zeit auferlege, verschaffe ich dir auf ewig das Gastmahl der Verzückung, dass du in der Berghöhle am Ende des Mondes Schebat erlebt hast.“

Laßt uns gehen! Laßt uns den anderen entgegengehen, die in großer Zahl auf mein Kommen warten. Ich werde dann für einige Stunden in Tiberias sein, und ihr erwartet mich predigend am Fuße des Berges auf der Straße von Tiberias zum Meer. Ich werde dorthin kommen und auf den Berg steigen, um zu predigen. Nehmt eure Taschen und Mäntel. Der Aufenthalt ist beendet, und die Erwählung ist erfolgt.»