31.05.2016

DIE FRAGE NACH DER STEUER

nach Maria Valtorta

Sie betreten den Tempel. Die Soldaten der Antonia beobachten sie, wie sie vorübergehen.

Sie gehen und beten den Herrn an und kehren dann in den Hof zurück, in dem die Rabbis lehren.

Noch bevor die Leute herbeieilen, um sich um Jesus zu scharen, nähern sich ihm Sopherim, Lehrer Israels und Herodianer und sagen, nachdem sie ihn begrüßt haben, mit verlogener Ehrerbietung: «Meister, wir wissen, dass du weise und wahrhaftig bist, dass du die Wege Gottes lehrst und nach nichts und niemandem fragst, außer nach Wahrheit und Gerechtigkeit; dass dich das Urteil der anderen über dich wenig kümmert und du nur darauf bedacht bist, die Menschen zum Guten zu führen. Sage uns also: Ist es erlaubt, dem Caesar eine Steuer zu zahlen oder nicht? Was meinst du?»

Jesus sieht sie mit einem seiner Blicke von durchdringender, feierlicher Schärfe an und antwortet: «Was versucht ihr mich, ihr Heuchler? Ihr wißt doch, dass man mich mit scheinheiligen Ehren nicht täuschen kann! Doch zeigt mir ein Geldstück, eine Steuermünze.»

Ä

Er betrachtet sie von beiden Seiten, legt sie auf die linke flache Hand, zeigt mit dem Zeigefinger der Rechten darauf und sagt: «Wessen Bild ist das? Was sagt die Aufschrift?»

«Es ist das Bild des Caesar, und die Aufschrift ist sein Name: Cajus Tiberius Caesar, der Name des derzeitigen Kaisers von Rom.»

«Dann gebt also dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist.» Und er wendet ihnen den Rücken zu, nachdem er die Münze zurückgegeben hat.

Er hört einen um den anderen der vielen Pilger an, die ihn um Rat bitten, tröstet, spricht los und heilt.

So vergehen mehrere Stunden.

Er verläßt den Tempel, um vielleicht außerhalb des Tores die Mahlzeit einzunehmen, die ihm die Diener des Lazarus in dessen Auftrag bringen.