10.03.2016

DIE UNTERWEISUNG DER JÜNGERINNEN IN NAZARETH

nach Maria Valtorta

Jesus ist immer noch in seinem Haus in Nazareth. Genauer gesagt, befindet er sich in der ehemaligen Schreinerwerkstätte. Bei ihm sind die zwölf Apostel und seine Mutter sowie Maria, die Mutter des Jakobus und des Judas, Salome, Susanna und zum ersten Mal auch Martha. Eine sehr betrübte Martha mit deutlichen Tränenspuren unter den Augen. Eine scheue und verängstigte Martha, weil sie sich so allein unter fremden Menschen und vor allem bei der Mutter des Herrn befindet. Maria versucht, sie mit den anderen Frauen bekannt zu machen und sie von dem Gefühl des Unbehagens, unter dem sie leidet, zu befreien. Doch ihre zärtlichen Bemühungen lassen das Herz der armen Martha anscheinend nur noch mehr anschwellen. Immer neues Erröten und große Tränen wechseln sich ab unter dem tief herabgezogenen Schleier, der ihren Schmerz verbirgt.

Johannes und Jakobus des Alphäus treten ein. «Sie ist nicht da, Herr. Die Diener haben uns mitgeteilt, dass sie mit ihrem Mann von einer Freundin eingeladen worden ist», sagt Johannes. «Sie wird es sicher sehr bedauern. Aber sie wird dich immer wieder sehen können, um von dir belehrt zu werden», beschließt Jakobus des Alphäus.

«Gut! Die Gruppe der Jüngerinnen ist nicht so, wie ich sie mir vorgestellt habe. Aber ihr seht: für die abwesende Johanna haben wir Martha, die Tochter des Theophilus und Schwester des Lazarus. Die Jünger wissen, wer Martha ist. Auch meine Mutter weiß es. Auch du Maria, und vielleicht auch du, Salome, ihr wißt von euren Söhnen, wer Martha ist, dies nicht so sehr als Frau nach weltlichen Begriffen, sondern als Geschöpf in den Augen Gottes. Du, Martha, weißt deinerseits, wer diese Frauen hier sind, die dich als Schwester betrachten und dich als Schwester und Tochter sehr lieben werden. Du hast dies dringend nötig, gute Martha, denn du brauchst auch den menschlichen Trost aufrichtiger Zuneigung, den Gott nicht verurteilt, sondern dem Menschen gegeben hat, damit er ihm in den Mühen des Lebens als Stütze diene.

Gott hat dich gerade in der von mir gewählten Stunde hierher geführt, um so die Grundlage zu schaffen, ich möchte sagen, dass Leinengewebe, dass ihr mit eurer Vollkommenheit als Jüngerinnen besticken werdet. Jünger ist, wer der Regel seines Meisters und seiner Lehre Folge leistet. Deshalb werden im weiteren Sinne alle jene Jünger genannt werden, die nun ' und in den kommenden Jahrhunderten, meine Lehre befolgen. Um nicht sagen zu müssen, Jünger Jesu gemäß der Lehre des Petrus oder des Andreas, des Jakobus oder des Johannes, des Simon oder des Philippus, des Judas oder des Bartholomäus, des Thomas oder des Matthäus, wird man sie mit einem einzigen Namen benennen, der sie alle unter einem einzigen Zeichen zusammenfaßt: man wird sie Christen nennen. Doch unter den vielen Menschen, die sich meiner Regel unterordnen, habe ich schon die Ersten und die Zweiten erwählt, und so wird es zu meinem Gedächtnis auch in den kommenden Jahrhunderten weiter gehalten werden. Wie es im Tempel – und zuvor schon bei Moses 1) – Hohepriester, Priester, Leviten,

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1) Von den vielen biblischen Textstellen, die die Figur der Diener Gottes im Alten Gesetz und im Neuen Gesetz vorbereiten, darstellen oder beschreiben, können folgende betrachtet werden: Gen 4,1-6; 8,13-9,17; 14,17-24; 22,1-18; Ex 25-31; 35-40; Lev 8-10; 13-14; 16; 21-22; Num 3-4; 8; 11,16-30; 18; Dt 16,18-18,8; Matth 4,17-23; 9,9; 9,36-10,40; 16,13-20; 18,15-20; 28,16-20; Mark 1,14-22; 2,13-17; 3,13-19; 6,7-13; 16,14-20; Luk 5,1-32; 6,12-16; 9,1-6; 10,1-24; 24,44-53; Job 1,35-51; 10,1-21; 20,19-29; 21,1-23.

Wunderbar ist die Harmonie zwischen dem Alten und dem Neuen Bund, denn es ist ein und derselbe Gott im einen wie im anderen. Jesus kam nicht, um zu zerstören oder aufzuheben, sondern um zu vervollkommnen, wie Matthäus in 5,17 sagt. Im Licht dieser biblischen Zeugnisse und vieler anderer, und ihrer Übereinstimmung, erscheint ganz deutlich, dass das Priestertum und die Hierarchie von Gott selbst eingesetzt wurden: Er hat die körperlichen und geistigen Voraussetzungen dafür festgelegt. In offenkundiger oder in geheimnisvoller Weise beruft er seine Diener, weiht seine Auserwählten durch seine Stellvertreter, jedoch mit Riten, die in ihrer wesentlichen Bedeutung auf Christus zurückgehen und heilige Handlungen sowie Gebete enthalten, die unter seinem Einfluß entstanden sind; und er bestimmt seine Diener zur mannigfaltigen Aufgabe, Mitwirkende Christi zu sein: des Höchsten und Ewigen Priesters, in der Verherrlichung Gottes, zur Belehrung, zur Heiligung und zum Heil des Volkes. Eine maßgebende Zusammenfassung dieser Konzepte findet man in der Hl. Messe zu Ehren unseres Herrn Jesus Christus, des Höchsten und Ewigen Priesters.

Vorsteher der verschiedenen Dienste, Ämter und Behörden, Sänger usw., gab, so wird es auch in meinem neuen Tempel, der groß wie die Erde sein und ebensolange dauern wird, Höhergestellte und Untergeordnete geben, die alle nützlich und mir teuer sein werden. Außerdem wird es auch einen neuen Stand geben: den der Frauen, die Israel stets mißachtete, deren Wirken auf Gesang und Unterricht im Tempel beschränkt war und denen niemals eine andere Aufgabe übertragen wurde.

Streitet euch nicht darüber, ob dies gerecht war. Im geschlossenen Kult Israels und in der Zeit des göttlichen Zorns war es richtig. Die ganze Schmach lastete auf der Frau, als der Urheberin der Sünde. In der Weltreligion Christi und in der Zeit der Vergebung wird nun alles anders. Alle Gnade hat sich in einer Frau vereinigt, und sie hat diese der Welt geschenkt, auf dass die Welt erlöst werde. Die Frau ist somit nicht mehr in Ungnade bei Gott, sondern sie ist seine Helferin. Dank dieser einen Gott wohlgefälligen Frau, können nun alle Frauen Jüngerinnen des Herrn werden; nicht auf die Art, wie es die Mehrheit ist, sondern als den Priestern unterstellte Mitarbeiterinnen, als ihre Dienerinnen und wertvollen Helferinnen. Auch der Gläubigen und Nichtgläubigen werden sie sich annehmen und ihnen helfen, besonders denen, die nicht durch die Strenge des heiligen Wortes, aber durch das heilige Lächeln einer meiner Jüngerinnen zu Gott geführt werden können.

Ihr Frauen habt mich darum gebeten, mir wie die Männer nachfolgen zu dürfen. Aber nur zu mir kommen, mich anhören, meine Weisungen befolgen, dass ist mir zu wenig von eurer Seite. Es würde eure Heiligung bedeuten, dass ist gewiss etwas Großes, und doch wäre es mir noch zu wenig. Ich bin der Sohn des Absoluten und verlange von meinen Auserwählten das Absolute. Alles verlange ich, weil ich alles gegeben habe.

Außerdem gibt es nicht nur mich, sondern es gibt auch die Welt, dieses Ungeheuerliche, dass die Welt ist. Ungeheuerlich sollte sie sein, was ihre Heiligkeit anbelangt, unermeßlich in Anzahl, Macht und Heiligkeit der vielen Kinder Gottes. Doch diese Welt ist schrecklich in ihrer Bosheit. Ihre völlige Bosheit ist tatsächlich grenzenlos in ihren Ausdrucksformen und in der Macht des Lasters. Alle Sünden sind in dieser Welt, die nicht mehr aus einer Vielzahl von Kindern Gottes, sondern aus einer Vielzahl von Kindern Satans besteht. Besonders die Sünde regiert, die das deutliche Zeichen der Urheberschaft Satans trägt: der Haß. Die Welt haßt. Wer haßt, sieht in allem, auch in den heiligsten Dingen, nur Schlechtes und will dies auch den zu glauben machen, der es nicht sieht. Wenn ihr die Welt fragt, warum ich auf diese Welt gekommen bin, so wird sie nicht sagen: „um Gutes zu tun und zu erlösen“ ' sondern: „um sie zu verderben und um sie widerrechtlich an sich zu ziehen.“ Wenn ihr die Welt fragt, was sie von euch, die ihr mir nachfolgt, denkt, so wird sie nicht sagen: „Ihr folgt ihm, um euch zu heiligen und euren Meister mit eurer Heiligkeit und Reinheit zu trösten“, sondern sie wird sagen: „Ihr folgt ihm, weil ihr von dem Manne verführt worden seid.“

So ist die Welt, und ich sage euch dies, damit ihr alles wohl erwägt, bevor ihr euch der Welt als auserwählte Jüngerinnen, die ersten der zukünftigen Jüngerinnen und der Diener des Herrn, zeigt. Nehmt euer Herz gut in die Hand und sagt ihm, diesem feinfühligen Frauenherzen, dass ihr mit ihm von der Welt mit ihrer Verachtung, Lüge und Grausamkeit verlacht, verleumdet und geschmäht sein werdet. Fragt euer Herz, ob es sich stark genug fühlt, um alle Beleidigungen ohne Entrüstungsschreie zu ertragen, und ohne jene zu verfluchen, die es verletzen. Fragt es, ob es sich imstande fühlt, dass moralische Martyrium der Verleumdung zu ertragen, ohne schließlich die Verleumder zu hassen und sogar den, der die Ursache dieser Behandlung ist. Fragt es, ob es, von der Mißgunst der Welt getränkt, immer noch Liebe auszuströmen vermag; ob es, von Bitterkeit vergiftet, immer noch fähig wäre, sanftmütig zu sein; ob es unter der Marter des Unverstandenseins, des Spottes und der üblen Nachrede, immer noch lächeln könnte, indem es zum Himmel weist als seinem Ziel, zu dem ihr die Menschen mit eurer fraulichen Liebe hinführen wollt. Diese frauliche Liebe ist schon im jungen Mädchen mütterlich; und mütterlich ist sie selbst, wenn sie älteren Menschen gilt, die eure Großeltern sein könnten, die aber geistig wie Neugeborene sind, unfähig zu verstehen und den Weg des Lebens, der Wahrheit und der Weisheit zu erkennen, den ich euch durch die Hingabe meiner selbst, der ich der Weg, die Wahrheit, dass Leben und die Weisheit Gottes bin, geschenkt habe. Ich werde euch immer lieben, selbst wenn ihr mir sagt: „Herr, ich habe nicht die Kraft, für dich der ganzen Welt entgegenzutreten!“

Gestern hat mich ein junges Mädchen gebeten, sie als Opfer anzunehmen, noch bevor die Stunde der Hochzeit gekommen ist, da sie mich liebt, wie Gott geliebt werden soll; das heißt mit ihrem ganzen Sein und mit der vollkommenen Hingabe ihrer selbst. Ich werde das Opfer annehmen, aber ich verberge ihr die Stunde, damit ihre Seele, und mehr noch das Fleisch als die Seele, nicht vor Angst erzittere. Ihr Tod wird dem einer Blume gleichen, die ihre Blütenkrone eines Abends schließt im Glauben, sie am nächsten Morgen wieder öffnen zu können. Dies wird sie aber nicht tun, da der Kuß der Nacht ihr Leben in sich aufgenommen hat. Ich werde ihrem Wunsch entsprechen und ihren Todesschlaf dem meinen nur um wenige Tage vorausgehen lassen, damit sie nicht in der Vorhölle warten muss, sie, meine erste Jungfrau; ich will sie nach meinem Sterben gleich dort finden...

Weinet nicht! Ich bin der Erlöser... Doch jenes heilige Mädchen hat sich nicht darauf beschränkt, nach dem geschehenen Wunder das Hosanna anzustimmen, sondern es verstand, mit dem Wunder zu wirken -so wie man Geld nutzbringend anlegt – indem es von menschlicher zu

übernatürlicher Dankbarkeit aufstieg, von einem irdischen zu einem überirdischen Wunsch, und dabei eine Reife zeigte, die der fast aller Menschen überlegen ist; ich sage, „fast“, denn unter euch, die ihr mir zuhört, gibt es einige, die diesem Mädchen in der Vollkommenheit ebenbürtig, ja sogar überlegen sind. Es hat mich nicht gebeten, mir folgen zu dürfen, vielmehr wünscht es, in der Verborgenheit seines Heimes die Wandlung vom Mädchen zum Engel zu vollziehen. Dennoch liebe ich es so sehr, dass ich mich in den Stunden der Abscheu vor der Welt dieses liebevollen Geschöpfes erinnern und den Vater preisen werde, weil er mit diesen Blumen der Liebe und der Reinheit meine Tränen und meinen Schweiß als Meister einer Welt, die mich ablehnt, trocknet.

Doch wenn ihr wollt, wenn ihr den Mut habt, die erwählten Jüngerinnen zu bleiben, dann will ich euch die Arbeit anweisen, die ihr tun müßt, um eure Berufung und eure Anwesenheit bei mir und den Heiligen des Herrn zu rechtfertigen. Ihr vermögt viel bei euren Mitmenschen und bei den Dienern des Herrn.

Ich habe dies schon vor vielen Monaten Maria des Alphäus angedeutet. Wie notwendig ist doch die Frau beim Altare Christi! Das unendliche Elend der Welt kann von einer Frau viel besser gemildert werden als von einem Mann; der Mann kann dann bei seiner endgültigen Beseitigung noch mithelfen. Euch, meine Jüngerinnen, werden sich viele Herzen offenbaren und besonders Frauenherzen. Ihr müßt sie aufnehmen wie wenn es eure teuren, auf Abwege geratenen Kinder wären, die zum Vaterhause zurückkehren und es nicht wagen, vor das Angesicht des Vaters zu treten. Ihr werdet jene sein, die den Schuldigen trösten und den Richter besänftigen. Viele werden auf der Suche nach Gott zu euch kommen. Ihr werdet sie wie müde Pilger aufnehmen und ihnen sagen: „Hier ist das Haus des Herrn. Er wird gleich kommen“, und bis dahin werdet ihr sie mit eurer Liebe umgeben. Wenn ich nicht selbst komme, so wird es ein Priester sein.

Es ist der Frau gegeben zu lieben. Sie ist für die Liebe geschaffen. Sie hat die Liebe erniedrigt und sie in Sinnlichkeit verkehrt; doch in ihrem Innersten ist immer noch die wahre Liebe verankert, die Zierde ihrer Seele: die Liebe, frei vom herben Schlamm der Sinne, mit Engelsflügeln versehen und von himmlischen Düften umgeben, eine reine Flamme, nach Gottes Bild und Gleichnis geschaffen und aus Schöpferhand hervorgegangen. Die Frau: das Meisterwerk der Güte im Meisterwerk der Erschaffung des Menschen, von der es heißt: „Lasset uns Adam eine Gefährtin schaffen, auf dass er nicht allein sei.“ (Gen 2,18-24) Sie darf also Adam nicht verlassen. Bedient euch daher dieser Fähigkeit zu lieben und wirkt durch sie in der Liebe zu Christus und für Christus zum Wohl des Nächsten. Seid barmherzig gegen reuige Sünder. Sagt ihnen, dass sie Gott nicht fürchten dürfen. Wie solltet ihr dazu nicht fähig sein, ihr, die ihr Mütter und Schwestern seid? Wie oft waren eure kleinen Kinder, eure Geschwisterchen krank und hatten einen Arzt nötig! Und sie fürchteten sich. Ihr aber habt ihnen mit Liebkosungen und liebevollen Worten die Angst genommen, und mit dem Händchen in eurer Hand wich die Angst von ihnen, und sie ließen sich behandeln. Die Sünder sind eure Brüder und kranken Kinder, und sie fürchten die Hand des Arztes und sein Urteil... Nein, nicht so soll es sein; ihr, die ihr wißt wie gut Gott ist, sagt es ihnen, und dass man sich vor ihm nicht zu fürchten braucht. Selbst wenn er bestimmt und entschieden sagt: „Das darfst du nie mehr tun“, so wird er doch eine kranke Seele wegen ihrer früheren Sünden nicht abweisen. Er wird sie vielmehr pflegen, und sie heilen.

Seid Mütter und Schwestern für die Gerechten. Auch sie bedürfen der Liebe. Sie werden in der Verkündigung des Wortes Gottes ermüden und sich verzehren. Sie können nicht alles bewältigen, was zu tun sein wird. Helft ihnen diskret und emsig. Die Frau versteht es zu arbeiten: im Haus, an Herd und Tisch, am Krankenlager, am Webstuhl und bei all dem, was das tägliche Leben mit sich bringt. Die Zukunft der Kirche wird ein ununterbrochenes Kommen von Pilgern zu den Stätten Gottes sein. Ihr selbst sollt die ersten frommen Gastgeberinnen sein, und alle Arbeiten, auch die niedrigsten, übernehmen, um den Dienern Gottes die Freiheit zu lassen, dass Werk des Meisters fortzusetzen.

Dann werden auch schwere, blutige und grausame Zeiten kommen. Die Christen, auch die Heiligen, werden Stunden des Schreckens und der Schwäche erleben. Der Mann ist nie sehr stark im Leiden. Verglichen mit ihm, ist dagegen die Frau unübertroffen in ihrer Leidensfähigkeit. Lehrt es den Mann, indem ihr ihn in diesen Stunden der Angst, der Trostlosigkeit, der Tränen, des Überdrusses und des Blutes ermutigt. In unserer Geschichte haben wir Beispiele wunderbarer Frauen, die als Befreierinnen mutige Taten vollbracht haben. Wir haben Judith, Jaël... Aber glaubt mir, keine ist bisher größer als die achtfache Märtyrerin, deren sieben Söhne, und sie selbst, zur Zeit der Makkabäer den Heldentod starben. Nach ihr wird eine andere kommen... Doch nach dieser wird es immer mehr Frauen geben, die Heldinnen des Schmerzes und Heldinnen im Schmerz sein werden; Frauen, die der Trost der Märtyrer und der Märtyrerinnen und die Engel der Verfolgten sein werden; Frauen, stumme Priesterinnen, die durch ihre Lebensweise Gott verkündigen und die, ohne eine andere Weihe als die der Liebe Gottes, geweiht sein werden und dieser Weihe würdig sind.

Dies sind in großen Zügen eure wichtigsten Aufgaben. Ich werde nicht viel Zeit haben, mich euch im besonderen zu widmen. Doch ihr werdet euch bilden, indem ihr mir zuhört, und noch mehr werdet ihr euch unter der vollkommenen Führung meiner Mutter bilden.

Gestern hat diese mütterliche Hand (Jesus nimmt die Hand Marias in seine Hand) mir das Mädchen zugeführt, von dem ich euch gesprochen habe, und es hat gesagt, dass bloße Zusammensein mit meiner Mutter und das Ihrzuhören während weniger Stunden habe genügt, um in ihr die Frucht der erlangten Gnade heranreifen zu lassen und zu vervollkommnen. Es ist nicht das erste Mal, dass meine Mutter für Christus, ihren Sohn, wirkt. Du und du, meine Jünger und meine Vettern zugleich, ihr wißt, was Maria für die Seelen auf dem Weg zu Gott bedeutet, und ihr könnt es denen sagen, die sich, wenn ich einmal nicht mehr unter euch sein werde, sorgen, von mir für ihre Sendung nicht oder nur ungenügend vorbereitet worden zu sein. In den Stunden, da ich nicht bei euch bin und später, wenn ich einmal nicht mehr unter euch weilen werde, wird sie, meine Mutter, bei euch sein. Sie wird bleiben, und mit ihr bleibt die Weisheit mit all ihren Tugenden. Befolgt von nun an all ihre Ratschläge.

Gestern abend, als wir allein waren und ich bei ihr saß, den Kopf an die so zarte und doch so starke Schulter gelehnt wie einst, als ich noch ein Kind war, sagte sie mir – wir hatten gerade von dem jungen Mädchen gesprochen, dass in den ersten Nachmittagsstunden weggegangen war mit einem Strahlen in ihrem jungfräulichen Herzen, dass schöner als jenes der Sonne am Himmel war – da sagte meine Mutter: „Wie süß ist es doch, die Mutter des Erlösers zu sein!“ Ja, wie wunderbar ist es, wenn ein Geschöpf, dass zum Erlöser kommt, schon ein Geschöpf Gottes ist, in dem nichts als der Makel der Erbsünde ist, der nur durch mich abgewaschen werden kann. Alle anderen kleinen Flecken der menschlichen Unvollkommenheit sind bereits durch die Liebe getilgt.

Doch, meine süße Mutter, reinste Führerin der Seelen zu deinem Sohne, heiliger Leitstern, sanfte Lehrmeisterin der Gerechten, barmherzige Ernährerin der Geringsten, heilbringende Arznei der Kranken: nicht immer werden zu dir nur solche kommen, die der Heiligkeit nicht widerstehen... Aussätzige, grauenhaft vom Schmutz der Sünde verunreinigte Geschöpfe, ganze Schlangengewirre voller Unrat werden bis zu deinen Füßen kriechen, o Königin des Menschengeschlechts, um dir zuzurufen: „Erbarmen! Hilf uns! Führe uns zu deinem Sohn!“ und du wirst deine reinste Hand auf ihre Wunden legen, deine Blicke paradiesischer Taubeneinfalt auf die höllischen Auswüchse senken und den Gestank der Sünde einatmen müssen, ohne davor zu flüchten. Ja, du wirst sogar diese von Satan verstümmelten Seelen, diese Mißgeburten, diese Verwesenden an dein Herz drücken, sie mit deinen Tränen reinwaschen und zu mir hinführen... Dann wirst du sagen: „Wie schwer ist es, die Mutter des Erlösers zu sein!“ Doch du wirst es tun, weil du die Mutter bist... Ich küsse und segne diese deine Hände, die mir viele Menschen zuführen werden, von denen jeder zu meinem Ruhme beitragen wird. Doch noch vor meinem Ruhm wird es der deine sein, heilige Mutter.

Ihr, teure Jüngerinnen, folgt dem Beispiel meiner Meisterin, die auch die Lehrerin des Jakobus, des Judas und all derer ist, die sich in der Gnade und der Weisheit heranbilden wollen. Befolgt ihr Wort. Es ist mein Wort, nur klingt es süßer. Nichts ist diesem Wort beizufügen, weil es das Wort der Mutter der Weisheit ist.

Ihr, meine Freunde, lernt von den Frauen Demut und Beharrlichkeit und werft den männlichen Stolz ab, verachtet die weiblichen Jünger nicht, sondern mäßigt eure Kraft, ich könnte auch sagen, eure Härte und Unnachgiebigkeit, wenn ihr mit der Feinfühligkeit der Frauen in Berührung kommt. Vor allem lernt von ihnen zu lieben, zu glauben und für den Herrn zu leiden, denn in Wahrheit sage ich euch, dass sie, die Schwachen, die Stärkeren im Glauben, in der Liebe, im Heldenmut und im Sichopfern für ihren Meister sein werden. Sie lieben mit ihrem ganzen Wesen, ohne etwas zu verlangen oder einen Lohn zu erwarten, einzig und allein um mir Trost und Freude zu spenden.

Geht nun in eure Häuser oder in jene, in denen ihr Gastfreundschaft gefunden habt. Ich bleibe bei meiner Mutter. Gott sei mit euch!»

Alle entfernen sich, außer Martha.

«Du kannst bleiben, Martha. Ich habe mit deinem Diener bereits gesprochen. Heute ist es nicht Bethanien, dass Gastfreundschaft gewährt, sondern das kleine Haus Jesu. Komm! Du wirst an der Seite Mariens zu Tische sitzen und im Kämmerchen neben dem ihrigen ruhen. Der Geist Josephs, unser Trost, wird dich trösten, während du ruhst, und morgen wirst du gestärkt und entschlossener nach Bethanien zurückkehren, um auch dort Jüngerinnen heranzubilden, in Erwartung jener Frau, die mir und dir am liebsten ist. Zweifle nicht, Martha. Ich verspreche nie etwas, ohne es zu halten. Aber um aus einer Wüste voller Vipern einen Paradiesgarten zu machen, braucht es viel Zeit... Die erste Arbeit sieht man nicht und man hat das Gefühl, nichts wäre geschehen, und doch ist der Same bereits in die Erde gelegt. Die Samen. Alle! Dann werden die Tränen kommen und wie der Regen die Samen zum Keimen bringen... und die guten Bäume werden heranwachsen... Komm! ... Weine nicht mehr!»