18.07.2016

DIE VERWEIGERUNG EINES ZEICHENS

nach Maria Valtorta

Die Pharisäer beraten sich mit den Schriftgelehrten, und dann heucheln sie alle zusammen Höflichkeit und fragen: «Meister, man glaubt leichter an das, was man sieht. Gib uns daher ein Zeichen, damit wir glauben können, dass du der bist, der zu sein du vorgibst.»

«Ihr seht, dass in euch die Sünde gegen den Heiligen Geist ist, der mich mehrmals als das menschgewordene Wort prophezeit hat? Als das Wort und den Erlöser, der zur bestimmten Zeit gekommen ist, angekündigt und gefolgt von prophetischen Zeichen, und der das wirkt, was der Geist sagt.»

Sie antworten: «An den Geist glauben wir; aber wie können wir dir glauben, wenn wir nicht mit unseren Augen ein Zeichen sehen?»

«Wie könnt ihr denn an den Geist glauben, dessen Wirken geistig ist, wenn ihr nicht an mein Wirken glaubt, dass euren Augen sichtbar ist? Mein Leben ist voll von Zeichen. Genügt es noch nicht? Nein! Ich selbst antworte: nein, es genügt noch nicht. Diesem ehebrecherischen und bösen Geschlechte, dass ein Zeichen verlangt, wird nur ein Zeichen gegeben werden: das des Propheten Jonas. So wie Jonas drei Tage im Bauch des Walfisches war, so wird der Menschensohn drei Tage im Schoß der Erde sein. In Wahrheit sage ich euch, die Niniviten werden am Tag des Gerichtes wie alle Menschen auferstehen, und sie werden sich gegen dieses Geschlecht erheben und es verurteilen. Denn sie taten Buße nach der Predigt des Jonas, ihr aber nicht. Und hier ist einer, der mehr ist als Jonas. Die Königin des Südens wird auferstehen und sich erheben gegen euch, und sie wird euch verdammen, denn sie kam von den äußersten Enden der Erde, um die Wahrheit Salomons zu vernehmen. Und hier ist einer, der mehr ist als Salomon.»

«Warum sagst du, dass dieses Geschlecht ehebrecherisch und schlecht sei? Es wird nicht schlimmer sein als die anderen. In ihm gibt es ebenso Heilige, wie es sie bei den anderen gegeben hat. Die Gesellschaft Israels hat sich nicht verändert. Du beleidigst uns.»

«Ihr beleidigt euch selbst, indem ihr euren Seelen schadet und sie von der Wahrheit entfernt und damit von der Erlösung. Ich antworte euch dennoch. Dieses Geschlecht ist nur äußerlich und in seiner Bekleidung heilig, innerlich ist es nicht heilig. Es gibt in Israel die gleichen Wörter, um die gleichen Dinge zu bezeichnen. Aber das entspricht nicht der Wirklichkeit der Dinge. Es gibt die gleichen Gebräuche, Gewänder und Riten. Doch es fehlt ihnen der Geist. Ihr seid ehebrecherisch, weil ihr die übernatürliche

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Ehe mit dem göttlichen Gesetz verworfen und in zweiter, ehebrecherischer Vereinigung den Bund mit dem Gesetz Satans geschlossen habt. Ihr seid nur an einem hinfälligen Glied beschnitten. Das Herz ist nicht beschnitten. Und böse seid ihr, weil ihr euch verkauft habt an den Bösen. Ich habe gesprochen.»

«Du beleidigst uns allzusehr. Wenn es aber so ist, warum befreist du Israel nicht vom Dämon, damit es heilig werde?»

«Will Israel das denn? Nein! Die Armen, die kommen, wollen vom Dämon erlöst werden, den sie in sich fühlen wie eine Last und eine Schande. Ihr fühlt ihn nicht. Und es ist unnötig, euch davon zu befreien, denn da ihr nicht den Willen habt, befreit zu werden, würdet ihr sogleich wieder und in noch stärkerem Maß von ihm erfaßt werden. Denn wenn ein unreiner Geist einen Menschen verlassen hat, dann treibt er sich in öden Gegenden herum und sucht nach Ruhe, findet sie aber nicht. Nicht materiell öde Gegenden, versteht ihr! Öde, weil sie ihm feindlich gesinnt sind und ihn nicht aufnehmen, wie die trockene Erde den Samen nicht aufnimmt. Da sagt er sich: „Ich will in mein Haus zurückkehren, aus dem ich gegen meinen Willen vertrieben worden bin. Ich bin gewiss, dass es mich aufnehmen und mir eine Ruhestätte gewähren wird.“

So kehrt er zurück zu dem, der sein war, und oft findet er ihn bereit, ihn aufzunehmen; denn wahrlich, ich sage euch, der Mensch hat mehr Heimweh nach Satan als nach Gott, und wenn Satan ihm keine körperliche Krankheit bringt, wird er sich über keine andere Art der Besitzergreifung beklagen. Der Dämon kehrt also zurück und findet das Haus leer, ausgefegt, geschmückt und nach Sauberkeit duftend vor. Da geht er noch sieben andere Dämonen holen, denn er will es nun nicht mehr verlieren, und mit diesen sieben Dämonen, die schlimmer sind als er, kehrt er zurück, und alle richten sich ein. Dieser zweite Zustand eines Bekehrten, der rückfällig wird, ist schlimmer als der erste. Denn der Dämon weiß, wie sehr dieser Mensch Liebhaber Satans und Gott undankbar ist, und Gott kehrt nicht dorthin zurück, wo man seine Gnaden mit Füßen tritt. Ein Rückfall in die Fänge Satans ist schlimmer als ein Rückfall in eine schon einmal geheilte tödliche Schwindsucht. Eine Besserung oder Heilung ist ausgeschlossen. So wird es auch dieser Generation ergehen, die, vom Täufer bekehrt, wieder Sünderin sein wollte, da sie den Bösen liebt und nicht mich.»