10.09.2016

»HAT NICHT DER SOHN DIE WEISHEIT AUF DIE LIPPEN DER MUTTER GELEGT?«

nach Maria Valtorta

Jesus spricht:

»Ich höre schon die Bemerkungen spitzfindiger Gelehrter: „Wie kann ein Kind von weniger als drei Jahren schon so sprechen? Das ist eine Übertreibung!“ Sie bedenken nicht, dass sie in dieser Weise aus mir ein Wunderwesen machen, wenn sie meiner Kindheit Handlungen eines Erwachsenen zuschreiben.

Intelligenz haben nicht alle in derselben Weise und zur selben Zeit. Die Kirche hat die Verantwortungsfähigkeit auf das 7. Lebensjahr festgesetzt; denn das ist das Alter, in dem auch ein zurückgebliebenes Kind im großen und ganzen das Gute und das Böse zu unterscheiden vermag. Aber es gibt auch Kinder, die schon viel früher fähig sind zu unterscheiden, zu verstehen und zu wollen, und das mit einer genügend ausgebildeten Vernunft. Die kleine Imelda Lambertini, Rosa von Viterbo, Nelly Organ und Nenulina geben euch Beispiele dafür, ihr skeptischen Doktoren. Ich habe nur vier Namen genannt, unter Tausenden heiliger Kinder, die mein Paradies bevölkern, nachdem sie auf Erden über kürzere oder längere Jahre wie Erwachsene geurteilt haben.

Was ist der Verstand? Ein Geschenk Gottes. Gott kann ihn daher in dem Maß schenken, in dem er will, wem er will und wann er will. Der Verstand ist ja eines der Dinge, die euch Gott, dem intelligenten und denkenden Geist, ähnlich machen. Vernunft und Intelligenz waren Gaben, die den Menschen im irdischen Paradies gegeben wurden; und wie waren sie lebendig, als die Gnade noch unberührt und wirksam im Geiste der beiden ersten Menschen vorhanden war!

Im Buch des Jesus Sirach steht geschrieben: „Alle Weisheit kommt von Gott, dem Herrn; sie ist stets bei ihm gewesen, auch vor den Jahrhunderten“ [Sir 1,1].

Welche Weisheit hätten die Menschen daher besessen, wenn sie Kinder Gottes geblieben wären?

Die Mängel eurer Intelligenz sind die Frucht des Verfalles eurer Gnade und eurer Lauterkeit. Durch den Verlust der Gnade habt ihr euch in den Jahrhunderten von der Weisheit entfernt. Wie ein Meteor sich verbirgt hinterkilometerlangen Nebeln, so ist die Weisheit mit ihrem klaren Schimmer nicht mehr zu euch gelangt wegen der Nebel, die eure Vergehen immer dichter werden ließen.

Dann ist Christus gekommen und hat euch die Gnade, das schönste Geschenk der Liebe Gottes, zurückgebracht. Versteht ihr, dieses Juwel klar und rein zu erhalten? Nein. Wenn ihr es nicht zersplittert mit eurem persönlichen Willen zur Sünde, beschmutzt ihr es durch beständige kleine Fehler, Schwächen und Neigungen zum Laster. Auch durch Sympathien, die, wenn sie auch eigentlich nicht mit den sieben Hauptlastern verbunden sind, doch eine Schwächung des Lichtes und der Wirksamkeit der Gnade bedeuten. So habt ihr das großartige Licht der Intelligenz, das Gott den ersten Menschen gegeben hatte, durch Jahrhunderte der Verdorbenheit geschwächt, die eine zerstörende Wirkung auf euer physisches und psychisches Leben gehabt haben.

Aber Maria war nicht nur die Reine, die neue Eva, zur Freude Gottes wieder erschaffen: sie ist auch die Über-Eva; sie ist das Meisterwerk des Allerhöchsten, die Gnadenvolle, die Mutter des Wortes im Geist Gottes.

„Das Wort ist die Quelle der Weisheit“, sagt Jesus Barsirach [Sir 1,5]. Wird Jesus also nicht die Weisheit auf die Lippen der Mutter gelegt haben?

Wenn einem Propheten, der den Menschen die Worte sagen muss, die ihm das Wort, die Weisheit, anvertraut hat, der Mund mit glühenden Kohlen gereinigt wird [Jes 6,6–7], wird dann nicht die Liebe die Sprache der noch kindlichen Braut, die das Wort überbringen sollte, gereinigt und erhoben haben, so dass sie nicht wie ein Kind und später wie eine Frau, sondern nur und immer als himmlisches Geschöpf sprach, das geformt wurde durch das große Licht und die

Weisheit Gottes?

Das Wunder liegt nicht in der höheren Intelligenz, die Maria im kindlichen Alter an den Tag legte, wie später auch ich. Das Wunder liegt in dem Verbergen einer unendlichen Weisheit, in den Einschränkungen, die verhindern sollten, die Menschen zu sehr in Staunen zu versetzen und die Aufmerksamkeit Satans auf sie zu lenken.

Ich werde darüber noch sprechen. Es gehört in das Kapitel des „Sich-Erinnerns“, das die Heiligen von Gott haben.