11.02.2016

JESUS SAGT ZUM ERSTEN MAL SEINE LEIDEN VORAUS; PETRUS WIRD GETADELT

nach Maria Valtorta

Jesus muss die Stadt Caesarea Philippi schon im ersten Morgengrauen verlassen haben, denn sie liegt mit ihren Bergen schon ziemlich weit hinter ihm, während er sich wieder in der Ebene befindet. Er geht in Richtung Meronsee und von dort zum See von Genesareth. Bei ihm sind die Apostel und alle Jünger, die in Caesarea waren. Aber, dass eine so zahlreiche Pilgergruppe unterwegs ist, wundert niemanden, denn man begegnet schon anderen Karawanen, die auf dem Weg nach Jerusalern sind. Israeliten oder Proselyten kommen von allen Orten der Diaspora, um sich einige Zeit in der heiligen Stadt aufzuhalten, um die Rabbis zu hören und etwas länger im Tempel zu bleiben.

Unter der schon hoch stehenden Sonne, die jedoch im Frühjahr angenehm ist und mit den jungen Blättern und den blütenbedeckten Zweigen scherzt und Blumen hervorlockt, Blumen über Blumen an allen Ecken und Enden, ziehen sie dahin. Die Ebene vor dem See ist ein einziger Blumenteppich, und auf den Hügeln der Umgebung leuchten die weißen, rosaroten oder dunkelroten Farben der vielen Obstbäume. Bei den vereinzelten Bauernhäusern und vor den Hufschmieden am Straßenrand sieht man die ersten blühenden Rosen in den Gärten, längs der Hecken und an den Mauern.

«Die Gärten Johannas müssen alle in voller Blüte stehen», bemerkt Simon der Zelote.

«Auch der Garten von Nazareth wird jetzt einem prächtigen Blumenkorb gleichen. Maria ist die süße Biene, die sich von Rosenstrauch zu Rosenstrauch, zum Jasmin, der bald blühen wird, und zu den knospenden Lilien begibt. Sie wird einen Mandelzweig pflücken, wie sie es immer tut, dass heißt, jetzt wird sie einen Zweig des Birn- oder Granatapfelbaumes pflücken und ihn in den Krug in ihrem Zimmerchen stecken. Als wir Kinder waren, fragten wir sie jedes Jahr: „Warum hast du dort immer den Zweig eines blühenden Baumes und nicht einige von den ersten Rosen?“ Worauf sie jeweils antwortete: „Weil ich auf diesen Blütenblättern einen Befehl Gottes geschrieben sehe und weil sie den reinen Duft des Himmels verbreiten.“ Erinnerst du dich daran, Judas?» fragt Jakobus des Alphäus seinen Bruder.

«Ja, ich erinnere mich. Ich entsinne mich auch, wie ich, als ich zum Mann herangewachsen war, stets mit Sehnsucht den Frühling erwartete, um Maria durch ihren Garten gehen zu sehen, unter den Wolken ihrer blühenden Bäume und zwischen den Hecken der ersten Rosen. Ich habe nie ein schöneres Schauspiel gesehen als das der ewigen Jungfrau, die flink zwischen den fliegenden Tauben inmitten der Blumen hin- und herging.»

«Oh, beeilen wir uns, um sie bald zu sehen, Herr! Auch ich möchte dies alles sehen!» bettelt Thomas.

«Wir brauchen nur rascher zu gehen und während der Nachtzeit weniger lange zu rasten, um rechtzeitig nach Nazareth zu kommen», antwortet Jesus.

«Wirst du mich wirklich zufriedenstellen, Herr?»

«Ja, Thomas! Wir werden alle nach Bethsaida und dann nach Kapharnaum gehen, und uns dann dort trennen. Wir werden mit dem Boot nach Tiberias fahren und dann unseren Weg nach Nazareth fortsetzen. Mit Ausnahme von euch Judäern, werden wir leichtere Gewänder anziehen, denn der Winter ist vorüber.»