17.09.2016

JESUS SPRICHT IN BETSAIDA

nach Maria Valtorta

Jesus spricht vom Haus des Philippus aus. Viel Volk ist dort vorJesus versammelt, der aufrecht auf der Schwelle steht, zu welcher zwei hohe Stufen führen.

Die Neuigkeit vom Adoptivsohn des Petrus, der mit seinem kleinen Reichtum von drei Schäflein gekommen ist und den großen

Reichtum einer Familie vorgefunden hat, hat sich wie ein Tropfen Öl auf einem Gewebe ausgebreitet. Alle reden davon und flüstern, je nach ihrer Denkungsart, die entsprechenden Bemerkungen. Wer Petrus und Porphyria gut gesinnt ist, teilt ihre Freude. Der Mißgünstige sagt: »Damit sie ihn annehmen, musste er ihn mit einer Mitgiftausstatten.« Der Gutgesinnte sagt: »Wir wollen alle diesen Kleinen lieben, den Jesus liebt.« Der Bösartige meint: »Die Großmut des Petrus! Aber sicher! Er wird gewiss einen Gewinn daraus schlagen, andernfalls! . . . «

Andere Habgierige: »Auch ich hätte es getan, wenn ich die drei Schäflein zum Kind dazubekommen hätte. Drei, habt ihr verstan-

den?! Das gibt eine kleine Herde. Und schön sind sie! Wolle und Milch sind gesichert; man kann die Lämmlein verkaufen oder aufziehen! Jedenfalls ein Reichtum! Der Junge kann dienen, kann arbeiten . . . «

Andere erheben laut die Stimme: »Oh, Schande! Sich eine Wohltat bezahlen lassen? Simon hat bestimmt nicht daran gedacht. In seiner bescheidenen Wohlhabenheit als Fischer haben wir ihn immer als großherzig den Armen und besonders den Kindern gegenüber gekannt. Es ist nur recht und billig, dass er jetzt, da er weniger durch den Fischfang verdient und eine Person mehr in der Familie hat, auf andere Weise noch etwas dazuverdient.«

Während so ein jeder seine Bemerkung macht, indem er aus seinem eigenen Herzen hervorzieht, was an Gutem oder Bösem darin

verborgen ist und es in Worte kleidet, unterhält sich Jesus mit jemandem aus Kafarnaum, der ihn bittet, sobald als möglich in diese Stadt zu kommen, da die Tochter des Synagogenvorstehers im Sterben liege und außerdem seit einigen Tagen eine von einer Dienerin begleitete Dame nach ihm suche. Jesus verspricht, am nächsten Morgen hinzugehen. Das betrübt die Leute von Betsaida, die ihn gerne einige Tage in ihrer Mitte sehen würden.

»Ihr braucht mich weniger als die anderen. Laßt mich gehen! Übrigens werde ich während des Sommers in Galiläa bleiben und oft in Kafarnaum sein. Wir werden uns leicht sehen können. Dort befinden sich ein Vater und eine Mutter in Ängsten. Die Liebe verlangt, ihnen zu helfen. Ihr lobt die Güte Simons gegenüber einem Waisenkind, wenigstens die Guten unter euch. Nur das Urteil der Guten hat einen Wert. Den Bösen, mit ihren von Gift und Lüge gefärbten Ansichten, soll man kein Gehör schenken. So müßt ihr Guten auch meine Güte billigen und mich hingehen lassen, um einen Vater und eine Mutter von ihrem Kummer zu befreien. Sorgt dafür, dass eure Zustimmung nicht unfruchtbar bleibt, sondern zur Nachahmung anspornt.

Wieviel Gutes durch eine gute Tat entstehen kann, sagen euch die Seiten der Schrift. Denken wir an Tobias. Er hat es verdient, dass der Erzengel den jungen Tobias in seinen Schutz nahm und ihn anleitete, dem Vater das Augenlicht wiederzugeben. Doch wieviel rechte Nächstenliebe ohne eigene Interessen hat der rechtschaffene Tobias geübt, trotz der tadelnden Worte seiner Frau und der Gefahren für sein Leben! Und erinnert euch der Worte des Erzengels: „Eine gute Sache ist, verbunden mit Fasten und Almosengeben, Gebet: es ist mehr wert als Berge von Goldschätzen, denn das Almosen befreit vom Tod, reinigt von den Sünden, läßt Barmherzigkeit und das ewige Leben finden . . . Als du unter Tränen gebetet und die Toten

begraben hast . . . habe ich deine Gebete zum Herrn getragen.“

Wahrlich ich sage euch, mein Simon wird in vielen Dingen die Tugenden des alten Tobias übertreffen. Er wird wie ein Vormund eurer

Seelen in meinem Leben sein, wenn ich gegangen bin. Jetzt beginnt er mit seiner Vaterschaft für die Seelen, um morgen der heilige Vater aller mir treu ergebenen Seelen zu sein. Murrt daher nicht! Aber wenn ihr eines Tages ein Waisenkind wie einen aus dem Nest gefallenen Vogel auf eurem Weg findet, nehmt es auf. Der Bissen Brot,

den ihr mit einem Waisenkind teilt, wird das Mahl der eigenen Kinder nicht schmälern; vielmehr bringt das Waisenkind dem Haus den Segen Gottes. Tut dies, da Gott der Vater der Waisen ist und sich in ihnen anbietet, und helft ihnen, das Nest wieder herzurichten, das

der Tod zerzaust hat. Tut dies, weil es das Gesetz vorschreibt, das Mose, der unser Gesetzgeber ist, von Gott bekommen hat. Er hat im Land der Feinde und der Götzen als Kind ein erbarmungsvolles Herz gefunden, das ihn vor dem Tod bewahrt, das ihn aus dem Wasser gezogen und vor den Verfolgungen beschützt hat, weil Gott

ihn dazu bestimmt hatte, dereinst der Befreier Israels zu sein. Ein Akt der Barmherzigkeit hat Israel den Führer geschenkt. Die Folgen einer guten Tat sind wie Tonwellen, die sich vom Sendepunkt ausbreiten, oder, wenn euch das besser gefällt, wie der Wind, der verlorene Samenkörner fern auf fruchtbare Erdschollen trägt. Geht nun. Der Friede sei mit euch!«