16.09.2016

JOHANNES WIEDERHOLT DIE REDE JESU AUF DEM TABOR

nach Maria Valtorta

Alle steigen auf kühlen Abkürzungswegen eine Höhe hinauf, die nach Nazaret führt. Die Ränder der galiläischen Hügel scheinen an diesem Morgen erschaffen worden zu sein, so sehr hat das letzte Unwetter sie gewaschen, während der Tau sie leuchtend und frisch erhält. Alles glitzert beim ersten Sonnenstrahl. Die Luft ist so klar, dass alle Einzelheiten der näheren oder entfernten Berge erkennbar sind und alles von einer freudigen Lebhaftigkeit angehaucht ist.

Sobald die Höhe eines Hügels erreicht ist, weidet sich der Blick an einem Stück des Sees, der herrlich im Morgenlicht daliegt. Alle bewundern ihn, indem sie Jesus nachahmen. Aber Maria Magdalena

wendet bald den Blick von diesem Punkt ab und sucht nach irgend etwas in einer anderen Richtung. Ihre Augen ruhen auf den Bergketten nordwestlich der Stelle, an der sie sich befindet; sie scheint das Gesuchte nicht zu finden.

Susanna ist auch dabei und fragt: »Was suchst du?«

»Ich möchte den Berg erkennen, auf dem ich dem Meister begegnet bin.«

»Frage ihn danach.«

»Oh, es lohnt sich nicht, ihn zu stören. Er spricht gerade mit Judas von Kerijot.«

»Welch ein Mensch, dieser Judas!« flüstert Susanna. Sie sagt sonst nichts, aber man versteht den Rest von selbst.

»Jener Berg ist bestimmt nicht auf diesem Weg. Aber ich werde dich schon einmal dorthin führen, Marta! Es war ein Tagesanfang wie dieser, und es waren da viele, viele Blumen . . . Und viele Men-

schen . . . Oh, Marta! Und ich habe es gewagt, mich allen zu zeigen im Kleide der Sünde und den Freunden . . . Nein, du darfst nicht beleidigt sein wegen der Worte von Judas. Ich habe sie verdient. Alles habe ich verdient. Und in diesem Ertragen liegt meine Sühne. Alle erinnern mich daran, alle haben das Recht, mir die Wahrheit zu sagen; ich muss schweigen. Oh, wenn man doch überlegen wollte,

bevor man sündigt! Wer mich jetzt beleidigt, der ist mein größter Freund, denn er hilft mir zu sühnen.«

»Aber das tilgt seinen Fehler nicht. Mutter, ist dein Sohn wirklich zufrieden mit diesem Menschen?«

»Man muss viel für ihn beten, sagt er.«

Johannes verläßt die Apostel, um den Frauen zu Hilfe zu eilen und sie über eine schwierige Stelle zu führen, auf der die Sandalen ausgleiten, um so mehr, als auf dem Weg auch glatte Steine liegen, wie Splitter von rötlichem Schiefer, und harte, glänzende Gräser wachsen, die sehr trügerisch für den Fuß sind, da er auf ihnen keinen Halt findet.

Der Zelote folgt seinem Beispiel, und auf sie gestützt, überwinden die Frauen die gefährliche Stelle.

»Dieser Weg ist etwas beschwerlich. Aber er ist ohne Staub und menschenleer. Und er ist auch kürzer«, sagt der Zelote.

»Ich kenne ihn, Simon«, sagt Maria. »Ich kam mit den Neffen zu diesem Dörflein auf halber Höhe, als Jesus aus Nazaret vertrieben wurde«, sagt Maria, die heiligste Mutter, und seufzt.

»Aber die Welt ist schön von hier aus. Sieh dort den Tabor und den Hermon und im Norden die Berge von Arbela, und dort im Hintergrund ist der Große Hermon. Schade, dass man das Meer nicht sieht wie vom Tabor aus«, sagt Johannes.

»Bist du schon oben gewesen?«

»Ja, mit dem Meister.«

»Johannes hat uns durch seine Liebe für das Unendliche eine große Freude verschafft; denn Jesus hat dort auf der Höhe mit einer nie erlebten Begeisterung von Gott gesprochen. Und nachdem

wir so viel erhalten hatten, erlangten wir noch eine große Bekehrung. Auch du kennst sie, Maria. Und dies wird deinen Geist noch mehr bestärken. Wir trafen einen Menschen, der im Haß verhärtet

war und von Gewissensnöten gequält wurde; Jesus machte aus ihm, ich kann es ohne Zögern sagen, einen großen Jünger. Wie aus dir, Maria. Denn glaube nur, was ich dir sage: Wir Sünder ergeben uns gern dem Guten, denn wir spüren das Bedürfnis nach Vergebung in uns selbst«, sagt der Zelote.

»Das ist wahr. Aber du bist sehr gütig, wenn du sagst: „Wir Sünder.“ Du bist unglücklich gewesen, nicht ein Sünder.«

»Das sind wir alle, mehr oder weniger, und wer glaubt, es weniger zu sein, ist in großer Gefahr, es zu werden, wenn er es nicht schon ist. Wir alle sind Sünder. Aber die größten Sünder, die sich bekehren,

sind jene, die im Guten so unbedingt sein können, wie sie es im Bösen waren.«

»Dein Trost stärkt mich. Du bist immer wie ein Vater für die Kinder des Theophilus gewesen, du . . . «

»Und wie ein Vater freue ich mich, euch alle und drei Freunde Jesu zu sehen.«

»Wo habt ihr den Jünger, den früheren großen Sünder getroffen?«

»In En-Dor, Maria. Simon will meinem Wunsch, das Meer zu sehen, das Verdienst so vieler schöner und guter Dinge zuschreiben. Aber wenn der alte Johannes zu Jesus gekommen ist, so geschah

dies nicht durch das Verdienst des törichten Johannes. Es ist das Verdienst von Judas des Simon«, sagt der Sohn des Zebedäus lächelnd.

»Hat er ihn bekehrt?« fragt Marta zweifelnd.

»Nein! Aber er wollte nach En-Dor gehen, und . . . «

»Ja, um die Höhle der Wahrsagerin zu sehen . . . Er ist ein ganz eigenartiger Mensch, dieser Judas des Simon . . . Man muss ihn nehmen, wie er ist. Nun ja! . . . Und Johannes von En-Dor führte uns zur Höhle und blieb dann bei uns. Aber, mein Sohn, es bleibt immer dein Verdienst; ohne dein Verlangen nach dem Unendlichen hätten wir diesen Weg nicht genommen, und in Judas des Simon wäre nicht

das Verlangen erwacht, auf diese eigenartige Suche zu gehen.«

»Ich möchte gerne wissen, was Jesus auf dem Tabor sagte . . . Wie gern würde ich den Berg wiedersehen, auf dem ich ihn kennenlernte«, seufzt Magdalena.

»Es ist der Berg, auf dem sich jetzt eine Sonne zu entzünden scheint wegen des kleinen Teiches, der das Wasser der Quellen sammelt und den Herden dient. Wir waren weiter oben, dort wo der Gipfel breit wird wie ein Sattel, der die Wolken auffangen möchte, um sie anderswo hinzuleiten. Was die Worte Jesu anlangt, glaube ich, dass Johannes sie dir wiederholen kann.«

»Oh, Simon! Kann ein Knabe die Worte Gottes wiederholen?«

»Ein Knabe nicht. Du aber schon. Versuche es. Um deinen Schwestern einen Gefallen zu erweisen und auch mir, der ich dich liebe.«

Johannes ist ganz rot geworden, als er beginnt, die Worte Jesu zu wiederholen.

»Er sagte: „Seht die unbegrenzte Buchseite, auf welcher die Winde das Wort ‚Ich glaube‘ schreiben. Denkt an das Chaos des Weltalls, bevor der Schöpfer die Elemente geordnet und die wunderbare Harmonie geschaffen hat, um den Menschen die Erde mit allem, was auf ihr ist, zu schenken, und dem Firmament gab er die Sterne und die Planeten. Das alles ist einst nicht gewesen, weder als gestaltloses

Chaos noch als geordnete Schöpfung. Gott hat sie erschaffen. Er schuf zuerst die Elemente; denn sie

sind notwendig, wenn sie auch manchmal schädlich zu sein scheinen. Vergeßt nicht: Selbst der kleinste Tautropfen hat seine echte Daseinsberechtigung, ebenso wie das kleinste, lästige Insekt nicht ohne

Grund auf Erden ist. Und so gibt es auch kein noch so riesiges Gebirge, das aus seinem Innern Feuer und Lavaströme speit, ohne dass ein guter Grund dafür vorhanden wäre. Es gibt keinen Wirbelwind

ohne Grund, und es gibt, um von den Dingen zu den Menschen überzugehen, kein Ereignis, keine Träne, keine Freude, keine Geburt, keinen Tod, keine Kinderlosigkeit oder Mutterschaft, keine langjäh-

rige Ehe oder frühe Witwenschaft, kein Mißgeschick durch Not oder Krankheit, wie auch keinen Überschuß an Reichtum und Gesundheit, für die keine guten Gründe vorhanden wären, auch wenn es

der Kurzsichtigkeit und dem Hochmut desMenschen, der nur sieht und urteilt im Nebel als Halbblinder infolge aller seiner Unvollkommenheiten, nicht so scheint. Aber das Auge Gottes, der unbegrenzte Gedanke Gottes, sieht und weiß! Das Geheimnis, frei von unnützen Zweifeln zu leben, die nur aufregen und erschöpfen und die irdischen Tage vergiften, besteht darin, zu glauben, dass Gott alles in

guter und weiser Absicht tut; dass er alles, was er tut, aus Liebe tut und nicht in der törichten Absicht zu quälen, um zu quälen.

Gott hatte schon die Engel erschaffen. Und ein Teil von ihnen, der nicht glauben wollte, dass das Maß an Herrlichkeit, das Gott ihnen zugedacht hatte, gut sei, empörte sich. Mit einem durch Mangel an Vertrauen auf ihren Herrn verdorbenen Sinn versuchten sie,

den unerreichbaren Thron Gottes zu besteigen. Den harmonischen Gründen der gläubigen Engel setzten sie ihre zwiespältigen, ungerechten und kleinlichen Gedanken gegenüber, und der Pessimismus,

der Mangel an Glauben ist, machte aus ihnen Geister des Lichtes, Geister der Finsternis.

Selig leben werden auf ewig jene, die im Himmel wie auf Erden alle ihre Gedanken auf einen Optimismus voller Licht gründen. Nie werden sie völlig fehlgehen, auch wenn ihre Taten sie Lügen strafen. Sie werden wenigstens nicht fehlen in allem, was ihren Geist betrifft, der fortfahren wird zu glauben, zu hoffen und Gott und auch den Nächsten über alles zu lieben; sie werden darum in alle Ewigkeit in Gott bleiben!

Das Paradies war schon von diesen hochmütigen Pessimisten befreit, die auch in den leuchtenden Werken Gottes schwarzsehen, so wie auf Erden die Pessimisten auch in den aufrichtigen und klaren

Handlungen des Menschen schwarzsehen und sich in einen elfenbeinernen Turm verziehen in der Meinung, die einzigen Vollkommenen zu sein. Sie verbannen sich selbst auf eine dunkle Galeere, deren Weg in der Finsternis des Höllenreiches, des Reiches der Verneinung, endet. Denn der Pessimismus ist ebenfalls Verneinung!

Gott bildete also das Geschaffene. Und wie man zum Verständnis des glorreichen Geheimnisses unseres Einen und Dreifaltigen Seins zu glauben und zu sehen verstehen muss, dass seit dem Anfang das

Wort war, und dass das Wort bei Gott war, und dass beide in vollkommener Liebe vereinigt sind, die nur sie ausgießen können, die beide Gott und zudem Eins sind; so muss man auch, um das Geschaffene

zu sehen als das, was es ist, es sehen mit den Augen des Glaubens; denn in seinem Sein trägt das Geschaffene die unauslöschliche Prägung des Schöpfers, wie ein Sohn die unauslöschliche Prägung seines Vaters aufweist. So werden wir erkennen, dass im Anfang Himmel und Erde waren und dann das Licht, das vergleichbar ist mit

der Liebe. Denn das Licht ist Freude, wie die Liebe Freude ist. Und das Licht ist die Atmosphäre des Paradieses. Und das körperlose Sein, das Gott ist, ist Licht und Vater allen Lichtes, des geistigen, affektiven, materiellen und spirituellen, wie im Himmel so auf Erden.

Im Anfang waren der Himmel und die Erde, und für sie wurde das Licht gegeben, und durch das Licht sind alle Dinge gemacht worden. Und wie im höchsten Himmel die Geister des Lichtes von

denen der Finsternis getrennt wurden, so wurde im Geschaffenen die Finsternis vom Licht getrennt und so der Tag und die Nacht geschaffen; und der erste Tag der Schöpfung war da mit seinem Morgen und seinem Abend, seinem Mittag und seiner Mitternacht.

Und als das Lächeln Gottes, das Licht, zurückkehrte nach der Nacht, streckte sich die Hand Gottes, sein mächtiges Wollen über die unförmige und leere Erde und dann über den Himmel aus, an dem die Wasser wogten, eines der freien Elemente im Chaos, und er wollte, dass das Firmament für das ungeordnete Irren der Wasser zwischen Himmel und Erde eine Trennlinie darstelle, einen Schleier vor den paradiesischen Strahlen bilde und ein Damm gegenüber den höheren Gewässern sei, damit die kochenden Metalle und Atome nicht

überschwemmt würden und das, was Gott vereinigt hatte, nicht getrennt würde.

Die Ordnung am Himmel war hergestellt. Und auf der Erde wurde Ordnung durch den Befehl, den Gott den Wassern gab, welche die Erde bedeckten. So wurde das Meer. Sieh, dort ist es. Und darüber steht auf dem Firmament geschrieben: ‚Gott ist da.‘ Wie auch

immer der Verstand eines Menschen und sein Glaube oder sein Unglaube sein mögen: vor dieser Buchseite, auf der ein Funke der unendlichen Allmacht Gottes erstrahlt und durch die seine Macht

kundgetan wird – denn keine menschliche Macht und keine natürliche Wirkung von Elementen könnte ein ähnliches Wunder bewirken, wenn auch in geringem Ausmaß – muss er glauben.

Und nicht nur an Gottes Macht muss er glauben, sondern auch an die Liebe des Herrn, der durch das Meer dem Menschen Speise und Wege gibt, heilsame Salze, Abkühlung der Sonnenstrahlen, Raum für die Winde, Samen für Länder, die weit auseinander liegen, Stimme den Gewittern, damit die kleine Ameise, die der Mensch im Vergleich zum Unendlichen ist, sich zum Vater gerufen fühlt; und die Möglichkeit spürt, sich zu erheben zu den höchsten Visionen, bis zu den erhabensten Sphären.

Drei Dinge in der Schöpfung zeugen am stärksten von Gott: das Licht, das Firmament und das Meer. Die Ordnung der Sterne und die meteorologische Ordnung sind ein Reflex der göttlichen Ordnung; das Licht hat nur Gott erschaffen können; das mächtige Meer konnte nur Gott, nachdem er es erschaffen hatte, in feste Grenzen fassen; nur er konnte ihm Bewegung und Stimme geben, ohne dass es sich deshalb wie ein turbulentes Element der Unordnung auf die Erde wälzte, die es auf sich trägt.

Durchdringt das Geheimnis des Lichtes, das sich nie erschöpft. Erhebt den Blick zum Firmament, an dem die Sterne und die Planeten lächeln. Blickt nieder zum Meer. Betrachtet es als das, was es ist: nicht Trennung, sondern Brücke zwischen den Völkern, die an den anderen Ufern wohnen; die zwar unsichtbar und uns unbekannt sind, an deren Existenz wir aber glauben müssen, allein schon, weil es dieses Meer gibt. Gott macht nichts Unnützes. Er hätte diese Un-

ermeßlichkeit nicht erschaffen, wenn sie keine Grenzen hätte, dort, jenseits des Horizontes, der uns daran hindert, andere Länder zu sehen, die von anderen Menschen bevölkert sind, die aber alle von

dem einen Gott stammen und dorthin gekommen sind durch Strömungen und Stürme, weil Gott es wollte, um auch andere Gegenden und Kontinente zu bevölkern. Und dieses Meer trägt in seinen Gezeiten, in den Stimmen seiner Ebben und Fluten, ferne Anrufe. Verbindung ist es, keine Trennung. Die Beklemmung, die dem Johannes eine süße Sehnsucht vermittelt, ist der Anruf der fernen Brüder. Je mehr der Geist Beherrscher des Fleisches wird, um so mehr wird er fähig, die Stimme der Seelen zu hören, die vereint sind mit uns selbst in der Trennung, so wie die Zweige des Baumes, die ein und derselben Wurzel entsprungen sind, ein Ganzes bilden, selbst wenn der eine den anderen wegen der dazwischen liegenden Äste nicht mehr sehen kann. Betrachtet das Meer mit den Augen des Lichts.

Ihr werdet Länder über Länder sehen an seinen Ufern, an seinen Grenzen und im Innern Länder über Länder, und von überall ertönt ein Schrei: ‚Kommt, bringt uns das Licht, das ihr besitzt! Bringt uns

das Leben, das euch gegeben wird! Sagt unserem Herzen das Wort, das wir nicht kennen, von dem wir aber wissen, dass es die Grundlage des Weltalls ist: die Liebe! Lehrt uns, das Wort zu lesen, das wir auf den unendlichen Blättern des Firmamentes und der Meere lesen: Gott! Erleuchtet uns, denn wir fühlen, dass es ein Licht gibt, das wahrer ist als das, das die Himmel rötet und das Meer mit Perlen bedeckt. Gebt unserer Finsternis das Licht, das euch Gott gegeben

hat, nachdem er es in seiner Liebe erschaffen hat; das er euch zwar gegeben, aber für alle, wie er es den Sternen gegeben hat, damit sie es über die Erde ausstrahlen. Ihr seid die Sterne! Wir sind der Staub!

Aber formt uns so, wie der Schöpfer aus Staub die Erde schuf, damit der Mensch sie bevölkere, anbetend jetzt und immer, bis die Stunde kommt, da es keine Erde mehr gibt, sondern das kommende Reich: das Reich des Lichtes, der Liebe, des Friedens, so wie es euch der lebendige Gott gesagt hat, dass es sein wird; denn auch wir sind Kinder dieses Gottes und verlangen danach, unseren Vater zu erkennen.‘ Und ihr sollt auf den begrenzten Wegen zu gehen verstehen. Ohne Furcht und ohne Bedenken! Ihnen entgegen, die rufen und weinen. Ihnen entgegen, die euch auch Leid verursachen werden, da sie Gott spüren, aber ihn nicht anzubeten verstehen; die euch aber auch Ruhm bereiten werden, da ihr um so größer werdet, je mehr Liebe ihr zu schenken versteht, indem ihr die Wahrheit den Völkern bringt, die darauf warten.“

Dies hat Jesus gesagt, doch viel besser, als ich es gesagt habe. Aber es ist wenigstens sein Gedanke.«

»Johannes, du hast die Worte des Meisters genau wiedergegeben. Nur hast du weggelassen, was er von deiner Fähigkeit, Gott zu begreifen, und von deiner Großmut, dich hinzugeben, gesagt hat. Du

bist gut, Johannes, der beste von uns! Wir haben den Weg zurückgelegt, ohne uns Rechenschaft zu geben.

Da ist Nazaret auf seinen Hügeln. Der Meister blickt auf uns und lächelt. Suchen wir ihn einzuholen, um zusammen die Stadt zu be- treten.«

»Ich danke dir, Johannes«, sagt die seligste Jungfrau. »Du hast der Mutter ein großes Geschenk gemacht.«

»Ich schließe mich an. Auch der armen Maria hast du unbegrenzte Horizonte eröffnet . . . «

»Worüber habt ihr denn so lange gesprochen?« fragt Jesus die Ankommenden.

»Johannes hat deine Taborrede wiederholt. Ganz genau. Wir waren selig darüber.«

»Es freut mich, dass die Mutter ihn gehört hat; sie, die einen Namen trägt, dem das Meer nicht fremd ist, und die eine Liebe besitzt, die so weit wie das Meer ist.«

»Mein Sohn, du besitzest sie als Mensch, und das ist noch nichts im Vergleich zu deiner unendlichen Liebe als göttliches Wort. Mein guter Jesus!«

»Komm an meine Seite, Mutter! Wie damals, als wir von Kana oder aus Jerusalem heimkehrten, als ich noch ein Kind war und du mich an der Hand hieltst.«

Sie schauen einander mit liebevollen Blicken an.