01.06.2017

Hl. Teresa von Avila (1515 — 1582), Kirchenlehrerin über das innere Gebet

Das innere Gebet ist meiner Ansicht nach nichts anders als ein Gespräch mit einem Freund, mit dem wir oft und gerne allein zusammen kommen, um mit ihm zu reden, weil wir sicher sind, dass er uns liebt.

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Wenn ihr nach ihm verlangt, so werdet ihr ihn finden. Seinerseits wird Gott es nicht unterlassen, sich von uns finden zu lassen.

Mit dem inneren Gebet zu beginnen, ist es nie zu spät. Gott ist so groß, dass es wohl wert ist, ihn ein Leben lang zu suchen.

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Das Gnadenhafte wird in der Ruhe geschenkt, die sich Gott öffnet wie der Kelch einer erblühenden Rose. In dieses Geöffnet-Sein kann er dann hineinwirken, kann darin „ankommen“.

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Wie können wir jemals zu größerer Gottesliebe entflammt werden, wenn wir nicht nachsinnen über seine Wohltaten der Schöpfung und der Erlösung?

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Es ist richtig, dass wir, solange wir leben, den Herrn als Menschen vor Augen haben.

Richtet die Augen auf den Gekreuzigten, und alles wird euch leichter werden!

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Liebe besteht nicht im Gefühl, sondern in der Bereitschaft, Gott zu gefallen.

Verliere nicht den Mut, wenn du versagst. Versuche weiter zu gehen!

Dass die Seele sich damit beschäftigt, wie man Gott gefallen und ihm besser dienen könne, das heißt wirklich Beten – im Gegensatz zu jenem geistigen Behagen, das nur nach unserem Geschmack ist.

Kämen auch große Versuchungen, Trockenheiten und Trübsale über mich, so hielte ich es doch für ein gutes Gebet, wenn ich dadurch demütiger würde. Das, was Gott mehr gefällt, das ist für mich das bessere Gebet. Wie könnte man sagen, dass einer, der leidet, nicht betet? Indem er sein Leid Gott aufopfert, betet er viel besser als jener, der sich in der Einsamkeit den Kopf zermartert und glaubt, er bete, wenn er sich einige Tränen ausgepresst hat.

Damit wir es noch besser begreifen und einsehen, dass alles sein Werk ist, lässt er tausend Widerwärtigkeiten zu. Gerade dann aber tritt der Erfolg ein.

Nicht der Intensitätsgrad religiöser Erfahrung ist Höchstwert, sondern stets die Agape, die Liebe, die sich erweist in gläubigem und liebendem Gehorsam Gott gegenüber und tätiger Nächstenliebe.