05.09.2017

Hl. Mutter Teresa von Kalkutta (1910-1997), Gründerin der Missionarinnen der Nächstenliebe und Tagesheilige zur Kontemplation

Wir sind dazu berufen, die Welt zu lieben. Und Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er ihr Jesus geschenkt hat (Joh 3,16). Heute liebt er die Welt so sehr, dass er ihr uns schenkt: dich und mich, damit wir seine Liebe seien, sein Mitgefühl, seine Gegenwart, und zwar durch ein Leben des Gebets, des Opfers, der Hingabe. Die Antwort, die Gott von dir erwartet, ist, dass du kontemplativ wirst, dass du kontemplativ bist.

Nehmen wir Jesus beim Wort und seien wir kontemplativ mitten in der Welt; denn wenn wir Glauben haben, sind wir in seiner unaufhörlichen Gegenwart. Durch Kontemplation schöpft die Seele unmittelbar im Herzen Gottes die Gnaden, die zu verteilen Aufgabe des tätigen Lebens ist. Unsere Existenz muss gebunden sein an den lebendigen Christus, der in uns ist. Wenn wir nicht in der Gegenwart Gottes leben, können wir nicht Bestand haben.

Was ist Kontemplation? Das Leben Jesu leben. Das verstehe ich unter Kontemplation. Jesus lieben, sein Leben in unserem Herzen leben, unser Leben in seinem Herzen leben. Kontemplation bedeutet nicht, dass wir uns in ein dunkles Kämmerlein zurückziehen, sondern dass wir Jesus erlauben, in uns seine Passion zu leben, seine Liebe, seine Demut; mit uns zu beten, mit uns zu sein und durch uns andere heilig zu machen. Unser Leben und unsere Kontemplation sind eins. Das ist nicht eine Frage des Tuns, sondern des Seins. Hier handelt es sich in der Tat um die vollkommene Freude, die der Heilige Geist unserem Geist erwirkt. Er flößt uns die Fülle Gottes ein und sendet uns hinaus in die ganze Schöpfung als seine persönliche Botschaft der Liebe (Mk 16,15).