06.09.2017

Hl. Teresa von Avila (1515-1582), Karmelitin, Kirchenlehrerin zum Evangelium vom 06.09.2017

„Er stand auf und ging an einen einsamen Ort“

Wie sollten wir uns nicht an einen Lehrer wie ihn erinnern, der uns das Beten gelehrt hat, der uns darin unterwiesen hat mit so großer Liebe und dem heißen Wunsch, es möge uns zu Nutzen sein? ... Ihr wisst, er hat uns gelehrt, in der Einsamkeit zu beten. So hielt es unser Herr immer, wenn er betete; nicht dass er es nötig gehabt hätte, sondern weil er uns ein Beispiel geben wollte. Wir haben bereits gesagt, dass man nicht mit Gott und gleichzeitig mit der Welt sprechen kann. Nichts anderes tun ja diejenigen, die Gebete aufsagen und nebenbei dem lauschen, was man um sie herum sagt, oder die Gedanken nachhängen, die sich ihnen aufdrängen, und gar nicht daran denken, sie von sich zu weisen.

Ich spreche nicht von hin und wieder auftretenden Unpässlichkeiten, auch nicht vom Trübsinn oder mentaler Schwäche, wovon manche Menschen betroffen und beeinträchtigt sind, selbst wenn sie sich noch so sehr um innere Sammlung bemühen. Das gilt auch für jene inneren Stürme, die mitunter den treuen Dienern Gottes die Fassung rauben können, die Gott aber zulässt zu deren Vorteil. In ihrer Bedrängnis suchen sie vergeblich die innere Ruhe. Wie sie es auch anstellen, sie können sich nicht auf die Gebete konzentrieren, die sie sprechen. Ihr Geist, weit davon entfernt sich an irgendetwas festzumachen, geht auf so abenteuerliche Reisen, dass er einer Art Wahnsinn zum Opfer gefallen zu sein scheint. An dem Schmerz, den sie dabei empfinden, erkennen sie, dass sie nichts dafür können. Sie sollten sich doch nicht ängstigen... Da ihre Seele krank ist, sollten sie sich darum bemühen, ihr etwas Ruhe zu gönnen und sich einem anderen Werk der Tugend zuwenden. Genau das müssen Menschen tun, die über sich selbst wachen und die begreifen, dass man nicht mit Gott sprechen kann und gleichzeitig mit der Welt.