08.05.2017

Hl. Thomas von Aquin (1225-1274), Kirchenlehrer

Jesus sagte: „Ich bin der gute Hirte.“ Es ist offensichtlich, dass der Titel des Hirten zu Christus gehört. Denn wie ein Hirte seine Herde zur Weide führt, so nährt Christus die Gläubigen mit geistlicher Nahrung, mit seinem eigenen Leib und seinem eigenen Blut.

Um sich von den schlechten Hirten und dem Dieb zu unterscheiden, sagt Jesus, dass er der „gute Hirte“ sei. Gut, weil er seine Herde verteidigt mit der Hingabe eines guten Soldaten für sein Vaterland. Auf der anderen Seite hat Christus gesagt, dass der Hirte durch die Türe eintritt und dass er selbst die Tür sei. Wenn er sich also hier als der Hirte erklärt, ist es so zu verstehen, dass er es ist, der eintritt und zwar durch sich selbst. Das ist sehr wahr, denn er zeigt, dass er den Vater durch sich selbst kennt, während wir durch ihn eintreten, und dass er uns die Seligkeit verleiht. Man beachte, dass niemand außer ihm die Tür ist, weil niemand sonst das Licht ist, außer durch Teilnahme. Johannes der Täufer „war nicht das Licht, sondern kam, um Zeugen zu geben für das Licht“ (Joh 1,8). Christus „war das Licht, das jeden Menschen erleuchtet“ (V. 9). Niemand kann sich die Tür nennen, denn Christus hat sich diesen Titel vorbehalten.

Aber den Titel des Hirten hat er anderen mitgeteilt, er gab ihn einigen seiner Glieder. Tatsächlich war auch Petrus Hirte, und ebenso die anderen Apostel und alle Bischöfe. „Ich werde dir“, sagte Jeremias, „Hirten nach meinem Herzen geben.“ (Jer 3,15) Während die Leiter der Kirche – die Söhne derselben sind — alle Hirten sind, sagte Christus: „Ich bin der gute Hirte“, um die einzigartige Kraft seiner Liebe zu zeigen. Kein Hirte ist gut, wenn er nicht mit Christus in Liebe vereint, zu einem Glied des wahren Hirten wird.