08.07.2017

Hl. Petrus Chrysologus (406 — 450), Kirchenlehrer zum Evangelium vom 08.07.2917

„Wie kommt es, dass wir und die Pharisäer so häufig fasten, während deine Jünger nicht fasten?“ (vgl. Vers 14) [...] Wieso? Weil für euch das Fasten eine Frage der Gesetzes ist und nicht etwa eine freiwillige Gabe. In sich besitzt das Fasten keinerlei Wert, was zählt ist die Motivation des Fastenden. Was für einen Gewinn glaubt ihr denn zu erlangen, wenn ihr aus äußerem Zwang fastet? Das Fasten gleicht einem wunderbaren Pflug, um dem Acker der Heiligkeit zu bearbeiten: es wendet die Herzen um, es entwurzelt das Böse, es entfernt die Sünde, es vertreibt die Untugend und sät Barmherzigkeit aus; es erhält die Fruchtbarkeit und bereitet die Ernte der Unschuld vor. Die Jünger Christi aber werden in die Mitte des erntereifen Ackers der Heiligkeit gesetzt; sie sammeln die Garben der Tugend ein, sie kosten vom Brot der neuen Ernte: deshalb können sie unmöglich nach veralteter Art fasten [...]

„Warum fasten deine Jünger nicht?“, darauf antwortet der Herr ihnen: „Können denn die Hochzeitsgäste trauern, solange der Bräutigam bei ihnen ist?“ [...] Wer eine Frau zur Braut nimmt, fastet und spart nicht; er gibt sich ganz und gar der Freude hin, nimmt an Festmählern teil; er zeigt sich in allem freundlich, liebenswürdig und fröhlich; er tut alles, was die Liebe zu seiner Braut ihm eingibt. So feierte Christus seine Hochzeit mit der Kirche. Deshalb nahm er freimütig an Festmählern teil; er verweigerte sich niemandem, der ihn einlud. Voller Wohlwollen und Güte erwies er sich als menschlich, zugänglich, liebenswürdig. Denn er wollte ja den Menschen mit Gott vereinen und aus seinen Gefährten Glieder der himmlischen Familie machen.