09.05.2017

Hl. Teresa von Avila (1515-1582), Kirchenlehrerin zum heutigen Evangelium

„Ich und der Vater sind eins“

Am Festtag des hl. Augustinus, gerade als ich die Kommunion empfangen hatte, habe ich begriffen, ich könnte fast sagen: „da habe ich gesehen“ – ich könnte nicht erklären, wie das vor sich ging, ich weiß nur, dass es in meinem Verstand ablief und zwar sehr schnell –, wie die drei Personen der heiligen Dreifaltigkeit, die ich in meiner Seele eingemeißelt trage, dieselben sind. Das wurde mir in einem ganz und gar außergewöhnlichen Bild und einem äußerst hellen Licht gezeigt. Die Wirkung auf meine Seele unterschied sich ganz deutlich von der Wirkung, die in uns die Glaubensschau hervorruft. Seitdem kann ich nicht an eine der drei göttlichen Personen denken, ohne sogleich zu sehen, dass sie eine von dreien ist.

Ich fragte mich, wie der Sohn allein Mensch werden konnte, wenn die Trinität eine so vollkommene Einheit bildet. Der Herr ließ mich erkennen, wie die drei Personen, die doch dieselben sind, sich dennoch voneinander unterscheiden. Angesichts solcher Wunder verspürt die Seele ein neues Verlangen, den Fesseln des Körpers zu entfliehen, der sie daran hindert, die Wunder auszukosten. Obgleich sie unserer Niedrigkeit unzugänglich erscheinen und an unserem Auge im Nu vorüberziehen, hat die Seele unvergleichlich größeren Gewinn davon als von jahrelanger Betrachtung, und das ohne zu wissen, wie es vor sich geht.