17.06.2017

Hl. Teresa von Avila, Kirchenlehrerin (1515 — 1582) zur Notwendigkeit der geistlichen Begleitung

Ein großes Übel ist es, wenn ein Mensch in so vielen Gefahren allein ist. Ich glaube, wenn ich jemand gehabt hätte, mit dem ich über all das hätte reden können, dann hätte mir das geholfen, nicht immer wieder von neuem zu fallen, und wäre es nur aus Scham gewesen, wenn ich diese schon vor Gott nicht empfand. Darum möchte ich denen, die inneres Beten halten, raten, dass sie zumindest am Anfang die Freundschaft und die Aussprache mit anderen Menschen suchen, die dasselbe Anliegen haben. Das ist ganz wichtig, und wäre es nur, damit sie sich gegenseitig mit ihren Gebeten unterstützten; um wie viel mehr noch, wenn man noch viel mehr dabei gewinnt! Und ich weiß nicht (wenn man sich doch schon für Unterhaltungen und rein menschliche Anhänglichkeiten, sogar für solche, die nicht gerade sehr gut sind, mit Freunden zusammentut, um sich bei ihnen zu entspannen und beim Erzählen noch mehr Spaß an jenen nichtigen Vergnügungen zu haben), warum es dann nicht erlaubt sein soll, dass jemand, der Gott wirklich zu lieben und ihm zu dienen beginnt, mit einigen anderen über seine Freuden und Leiden spricht, die alle diejenigen haben, die inneres Beten halten. … Ich glaube, dass jemand, der mit dieser Absicht ein Gespräch darüber führt, sich selbst und denen, die ihm zuhören, Nutzen bringt und mit mehr Wissen daraus hervorgeht, ja, ohne zu wissen wie, wird er sogar seine Freunde darin unterweisen.

Es braucht, wer anfängt, Anweisung, um zu sehen, was ihm am meisten nützt. Daher ist der Lehrmeister sehr notwendig, wenn er nur erfahren ist, denn wenn er es nicht ist, kann er sich sehr irren und eine Seele führen, ohne sie zu verstehen.So ist es sehr wichtig, dass der Lehrmeister gescheit sei — ich meine, mit gutem Urteilsvermögen — und dass er Erfahrung habe. Wenn er dazu noch studiert ist, dann ist das ein glänzendes Geschäft. Wenn man aber diese drei Voraussetzungen nicht zusammen finden kann, sind die beiden ersten wichtiger, denn Studierte kann man sich immer noch holen, um sich mit ihnen auszutauschen, wenn man das brauchen sollte. Ich meine nur, dass an den Anfängen theologische Bildung wenig nützt, wenn sie kein inneres Beten halten. Ich will nicht sagen, dass sie sich mit Studierten nicht besprechen sollten, denn einen Geist, der sich nicht von Anfang an auf die Wahrheit stützt, hätte ich lieber ohne inneres Beten. Und es ist etwas Großes um die theologische Bildung, denn diese belehrt uns, die wir nicht viel wissen, und spendet uns Licht, und wenn wir dann zu den Wahrheiten der Heiligen Schrift gelangt sind, tun wir, was wir sollen. Vor unerleuchteter Frömmigkeit bewahre uns Gott!“