17.10.2017

Hl. Rafael Arnáiz Barón (1911-1938), spanischer Zisterzienser zum Evangelium vom 17.10.2017

„Gebt lieber, was in den Schüsseln ist, den Armen, dann ist für euch alles rein“

Gott findet sich im Herzen, das in sich gekehrt ist; in der Stille des Gebetes, im Leiden, das freiwillig als Opfer angenommen wird; in der Verlassenheit der Welt und ihrer Kreaturen. Gott ist im Kreuz, und solange wir das Kreuz nicht lieben, werden wir ihn nicht sehen, nicht wahrnehmen. Schweigt doch, ihr Menschen, die ihr nicht aufhört, Lärm zu machen.

O Herr, wie glücklich bin ich doch in meiner Zurückgezogenheit! Wie sehr liebe ich dich doch in meiner Einsamkeit! Wie gerne wollte ich dir schenken, was ich nicht mehr habe, weil ich dir alles gegeben habe. Bitte mich um etwas, Herr! Aber was könnte ich dir geben? Meinen Leib hast du schon, er gehört dir; meine Seele, wonach sehnt sie sich denn, wenn nicht nach dir? Danach, dass du sie endlich zu dir nimmst? Mein Herz liegt Maria zu Füßen, es weint vor Liebe und will nichts anderes mehr als dich. Mein Wille: sehnt er sich etwa, wonach du dich nicht sehnst? Sag mir, sag es mir doch, Herr, was dein Wille ist, und ich bringe ihn mit meinem Willen in Einklang. Ich liebe alles, was du mir schickst und mir gibst, Gesundheit wie Krankheit, Hier-Sein wie Dort-Sein, dieses wie jenes. Nimm mein Leben, Herr, wann immer du willst. Wie sollte ich so nicht glücklich sein?

Wenn die Welt und die Menschen es doch wüssten! Aber sie werden es nicht erfahren. Sie sind zu sehr von ihren Interessen gefangen genommen; ihre Herzen sind voll, aber Gott ist nicht darin. Die Welt lebt doch sehr auf ein irdisches Ziel hin. Die Menschen denken zu sehr an dieses Leben, in dem doch alles nichtig ist, und so können sie das wahre Glück, das in der Gottesliebe besteht, nicht finden. Es gelingt ihnen vielleicht, dieses Glück zu verstehen, es aber zu empfinden? Dazu gibt es sehr wenige, die von sich selbst loslassen und das Kreuz Jesu auf sich nehmen (Mt 16,24), sogar unter der Geistlichkeit. Herr, was lässt du alles zu! Deine Weisheit weiß, was sie tut. Und mich, bewahre mich in deiner Hand, lass nicht zu, dass mein Fuß ausgleitet; denn, ohne dich – wer käme mir zu Hilfe? Und „Wenn du nicht das Haus baust“ (Ps 127,1)… O Herr, wie ich dich liebe! Wie lange noch, Herr?