18.04.2017

Hl. Petrus Chrysologus (406 — 450), Bischof von Ravenna, Kirchenlehrer zum heutigen Evangelium (18.04.)

„Fürchtet euch nicht!“

„Ich weiß, ihr sucht Jesus, den Gekreuzigten. Er ist nicht hier“. Das sagte der Engel, der eben deshalb das Grab geöffnet hatte. Er tat es nicht, um damit Christus herauszuholen, der sich ja nicht mehr darin befand, sondern um kundzutun, dass Christus sich dort eben nicht mehr befand. „Er ist auferstanden, wie er gesagt hat. Kommt her und seht euch die Stelle an, wo man den Herrn hingelegt hatte“ (vgl. Mt 28,5−6). Kommt nur, ihr Frauen! Seht den Platz, wohin ihr Adam gelegt hattet, wo das Menschengeschlecht begraben worden ist! Begreift, dass die Vergebung des Herrn ebenso groß war, wie das ihm angetane Unrecht [...] Als die Frauen die Grabkammer betreten, haben sie Anteil am Begräbnis, sie machen die Passion Christi zu ihrer eigenen. Als sie die Grabkammer verlassen, wird ihr Glaube wieder lebendig, bevor sie im Fleisch auferstehen. Sie verlassen das Grab voll Furcht und großer Freude [...] Die Schrift sagt: „Dient dem Herrn in Furcht, und jauchzt ihm zu mit Zittern“ (vgl. Ps 2,11 Vulg.).

Jesus kam ihnen entgegen und sagte: „Seid gegrüßt!“ Christus geht denen, die da laufen und glauben, entgegen, damit sie mit ihren Augen erkennen, was sie durch ihren Glauben für wahr gehalten haben. Er möchte mit seiner Gegenwart die trösten, die sich noch vor dem fürchteten, was sie gehört hatten [...] Er geht auf sie zu wie ein Meister, er grüßt sie wie ein Vater, aus Liebe gibt er ihnen das Leben zurück. Er grüßt sie, damit sie ihm in Liebe dienen, damit sie in ihrer Furcht nicht die Flucht ergreifen. „Seid gegrüßt! Sie gingen auf ihn zu [...] und umfassten seine Füße“ [...] „Seid gegrüßt!“, das bedeutet: Berührt mich. Er wollte angefasst werden, er, der es ertragen hatte, dass man Hand an ihn legte [...]

Er sagte zu ihnen: „Fürchtet euch nicht!“ Was der Engel gesagt hatte, das sagt nun der Herr zu ihnen. Der Engel hatte sie gestärkt, Christus verleiht ihnen noch mehr Stärke. „Fürchtet euch nicht! Geht und sagt meinen Brüdern, sie sollen nach Galiläa gehen, und dort werden sie mich sehen.“ Der auferstandene Christus hat sich erneut des Menschen angenommen, er hat ihn nicht verlassen. Er nennt also diejenigen seine Brüder, die er dem Leib nach zu seinen Blutsbrüdern gemacht hat; er nennt diejenigen Brüder, die er als Söhne seines Vaters adoptiert hatte. Er nennt diejenigen Brüder, die er – der Erbe voller Güte – zu seinen Miterben gemacht hat.