18.08.2017

Hl. Irenäus von Lyon (130 — 208), Bischof, Kirchenlehrer und Märtyrer zum Evangelium vom 18.08.2017

Das Gesetz ist in unserem Herzen verankert

Es gibt natürliche Gesetzesvorschriften, deren Einhaltung schon Gerechtigkeit bewirken; selbst vor dem Mosaischen Gesetz beachteten Menschen diese Gebote, waren durch ihren Glauben gerechtfertigt, und Gott fand an ihnen Gefallen. Der Herr hat diese Gebote nicht außer Kraft gesetzt, sondern erweitert und vollendet. Das beweisen folgende Worte: „Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen. Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen“ (Mt 5,27f.). Und: „Es ist gesagt worden: Du sollst nicht töten [...] Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein“ (vgl. Mt 5,21ff.) [...] Und so fort. Alle diese Vorschriften widersprachen den vorhergehenden nicht und hoben sie nicht auf, sondern erfüllten und erweiterten sie. So wie es der Herr selbst gesagt hat: „Wenn eure Gerechtigkeit nicht weit größer ist als die der Schriftgelehrten und der Pharisäer, werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen“ (Mt 5,20).

Worin bestand diese größere Gerechtigkeit? Zuerst einmal darin, nicht nur an den Vater, sondern auch an seinen Sohn zu glauben, der ja in der Zwischenzeit in die Welt gekommen war. Er ist es ja, der den Menschen zur Gemeinschaft mit Gott und zur Einheit mit ihm führt. Dann bestand sie darin, nicht mehr nur zu reden, sondern zu handeln – denn „sie redeten nur, taten selbst aber nicht, was sie sagten“ (vgl. Mt 23,3) – und sich nicht nur davor zu hüten Böses zu tun, sondern es auch nur zu begehren. Mit dieser Lehre widersprach Christus dem Gesetz nicht, sondern erfüllte es und senkte dessen Regeln tief in uns hinein [...] Wenn einer nämlich fordert, nicht nur Böses nicht zu tun, sondern sogar Böses nicht zu begehren, so widerspricht er dem Gesetz nicht und hebt es nicht auf, sondern erfüllt und erweitert es.