24.12.2017

Sel. Elisabeth von der Dreifaltigkeit (1880-1906), Karmelitin zum Evangelium vom 24.12.2017

 „Sei gegrüßt, du Begnadete“

„Wenn du wüsstest, worin die Gabe Gottes besteht“, sagte Christus um die sechste Stunde zur Samariterin (Joh 4,10). Aber was ist denn diese Gabe Gottes, wenn nicht er selber? Und so sagt uns der Lieblingsjünger: „Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf“ (Joh 1,11). Der hl. Johannes der Täufer könnte einer Menge Menschen folgenden Vorwurf machen;: „Mitten unter euch – ja in euch – steht der, den ihr nicht kennt“ (Joh 1,26; vgl. Lk 17,21).

„Wenn du wüsstest, worin die Gabe Gottes besteht.“ Es gibt ein Geschöpf, das mit dieser Gabe Gottes Bekanntschaft gemacht hat, ein Geschöpf, das kein Jota davon vergessen hat: ein so klares, lichtvolles Wesen, dass es selber das wahre Licht zu sein schien; „speculum iustitiae, Spiegel der Gerechtigkeit“. Ein Geschöpf, dessen Leben so schlicht war, so versunken in Gott, dass sich fast nichts darüber berichten lässt.

„Virgo fidelis“: Das ist die treue Jungfrau „die alles, was geschehen war, in ihrem Herzen bewahrte“ (Lk 2,19.51). Vor Gott, in der Verborgenheit des Tempels, verhielt sie sich so bescheiden, dass sie das Wohlgefallen der Heiligen Dreifaltigkeit erregte: „Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter“ (Lk 1,48). Der Vater neigte sich diesem schönen Geschöpf zu, das so nichts von seiner Schönheit wusste, und wünschte, dass sie in der Zeit die Mutter dessen werde, dessen Vater er in der Ewigkeit war. Also erschien der Geist der Liebe, der allen Werken Gottes vorangeht, und die Jungfrau gab ihr Fiat: „Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe wie du es gesagt hast.“ Da geschah das größte aller Wunder: das Wort kam herab auf Maria und trat in sie ein, und so war Maria für immer in Gottes Verfügung.