28.06.2017

Hl. Augustinus (354 — 430), Bischof von Hippo und Kirchenlehrer zum Evangelium vom 28.06.2017

«An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen»

Fragen wir uns, auf welche Früchte der Herr unsere Aufmerksamkeit lenken will, damit wir den Baum erkennen. Da gibt es Menschen, die den Schafspelz, mit dem sie sich kleiden, als Frucht ansehen – und können so den Wölfen zum Opfer fallen. Dabei denke ich an Fasten, Beten, Almosen und alle Werke, die von Heuchlern verrichtet werden können. Sonst hätte Jesus nicht gesagt: „Hütet euch, eure Gerechtigkeit vor den Menschen zur Schau zu stellen,... um von ihnen gelobt zu werden“ (Mt 6,1)... Viele Leute stellen ihre Wohltätigkeit zur Schau und handeln nicht aus Wohlwollen. Viele beten oder vielmehr scheinen zu beten; sie suchen jedoch nicht Gott, sondern die Wertschätzung der Menschen. Viele fasten und stellen erstaunliche Bußübungen zur Schau, um die Bewunderung derer auf sich zu lenken, die sehen, was sie leisten. Alle diese Werke sind Täuschungen... Daraus zieht der Herr den Schluss, dass diese Früchte nicht genügen, um ein Urteil über den Baum abzugeben. Das gleiche zu tun, aber in rechter Gesinnung und Wahrhaftigkeit, das kleidet echte Schafe...

Der Apostel Paulus sagt uns, an welchen Früchten wir den schlechten Baum erkennen: „Die Werke des Fleisches sind deutlich erkennbar: Unzucht, Unsittlichkeit, ausschweifendes Leben, Götzendienst, Zauberei, Feindschaften, Streit, Eifersucht, Jähzorn, Eigennutz, Spaltungen, Parteiungen, Trink- und Essgelage und Ähnliches mehr“ (Gal 5, 19-20). Der gleiche Apostel sagt uns dann, an welchen Früchten man einen guten Baum erkennt: „Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung“ (vgl. Gal 5, 22-23).

Man muss wissen, dass das Wort „Freude“ hier in seinem eigentlichen Sinn verwendet ist; im eigentlichen Sinn schlechte Menschen kennen keine Freude, sie kennen nur Vergnügen... Nur die Guten kennen die eigentliche Bedeutung des Wortes. „Die Ruchlosen finden keinen Frieden, spricht der Herr“ (Jes 48,22). Genauso ist es mit dem wahren Glauben. Die aufgezählten Tugenden können von bösen Menschen und Hochstaplern geheuchelt werden, täuschen aber das einfache, reine Auge nicht, das zur Unterscheidung fähig ist.