29.10.2017

Hl. Antonius von Padua (um 1195-1231), Franziskaner, Kirchenlehrer zum Evangelium vom 29.10.2017

„Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben aus ganzem Herzen“

„Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben.“ „Deinen“ Gott, heißt es, was ein Grund dafür ist, ihn noch mehr zu lieben. Wir lieben nun mal eben das viel mehr, was uns gehört, als das, was uns nicht gehört. Ganz sicher verdient der Herr dein Gott es, geliebt zu werden; er ist dein Diener geworden, damit du ihm gehörst und du nicht errötest, wenn du ihm dienst... Dreißig Jahre lang hat dein Gott dir gedient, deiner Sünden wegen, um dich aus der Sklaverei des Teufels zu befreien. Also sollst du den Herrn deinen Gott lieben. Er, der dich erschaffen hat, ist dein Diener geworden, um deinetwillen; er hat sich dir ganz hingegeben, damit du wieder du selbst wirst. Als du elend warst, hat er dein Glück wieder hergestellt, hat sich dir hingegeben, um dich wieder zu dir selbst zu bringen.

Du sollst den Herrn deinen Gott also „aus ganzem Herzen“ lieben. ‚Ganz’: du kannst nichts von dir für dich selbst behalten. Er möchte, dass du dich ihm ganz und gar gibst. Er hat dich ganz und gar mit seiner ganzen Person erkauft, um dich zu besitzen: Er ganz allein, dich ganz und gar. Du sollst also den Herrn deinen Gott, aus ganzem Herzen lieben. Behalte nicht, wie Hananias und Saphira, einen Teil von dir für dich, du könntest sonst umkommen wie sie (Apg 5,1 f.). Liebe also ganz und nicht zum Teil. Gott hat keine Teile; er ist überall ungeteilt. Er möchte in deinem Wesen keine Teilung, er, der in seinem Wesen ganz ist. Wenn du einen Teil von dir für dich selbst reservierst, gehörst du dir und nicht ihm.

Möchtest du also alles besitzen? Gib ihm, was du bist, und er gibt dir, was er ist. Du hast nichts mehr von dir für dich selbst; aber du wirst ihn ganz haben, und obendrein noch dich selbst ungeteilt.